Am Wendepunkt seines Lebens fürchtete sich Simplice Ribouem vor Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Verzweifelt und frierend lag der stämmige Kameruner im März 2006 auf einer Parkbank im Melbourner Stadtteil Brunswick und fühlte sich verloren in einem fremden Land. "Ich hatte Angst. Es war eiskalt, ich hatte nicht einmal eine Decke", sagte der Gewichtheber.
Als Teilnehmer der Commonwealth Games war Ribouem nach Down Under gereist, er war erfolgreich, stand mit Bronze auf dem Podium - und plötzlich als Obdachloser vor dem Nichts. Ribouem hatte sich zur Flucht entschieden. Vor der Armut und Perspektivlosigkeit in seiner Heimat, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Australien.
Sein sportliches Können war Ribouems Glück. Im Park von Brunswick erkannte ihn ein Sicherheitsbeamter und lieh ihm bereitwillig sein Telefon. "Ich rief meinen Vater an, und er sagte mir: 'Wenn dir dieses Land Sicherheit bietet, dann folge deinem Herzen geh deinen Weg'", erzählte Ribouem.
Kein Edelmetall, trotzdem unvergesslich
Zehn Jahre später ist Ribouem längst angekommen. Seine Söhne Samuel und Nathan sind sein ganzer Stolz, er ist verheiratet - und in Rio de Janeiro Australiens einziger Gewichtheber. "Die Spiele sind für jeden Athleten die Endstation. Darüber kommt nichts mehr", sagte Ribouem, der in Brasilien am Samstag in der B-Gruppe der Gewichtsklasse bis 94 kg antrat.
Ribouem, Bestleistung 349 kg, wurde mit 340 kg im Zweikampf Fünfter bei den schwächer eingestuften Athleten. Von Edelmetall für das Land, das ihm die Chance auf einen Neuanfang bot und dessen Staatsbürger er seit 2008 ist, war er meilenweit entfernt. Dennoch war der Wettkampf etwas Besonderes.

