Nachdem Bradley Wiggins mit einem Paukenschlag die olympische Bühne verlassen hatte, wurde der britische Held von der euphorisierten Fankolonie noch einmal wie ein Popstar gefeiert.
Ein Selfie hier, ein Autogramm da - der Sir gab sich nach seiner letzten Großtat volksnah. Triumphal und lässig zugleich. Wiggins hatte sich monatelang gequält, um zum fünften Mal Olympiasieger zu werden. "Genauso wollte ich abtreten", sagte der 36-Jährige in Rio de Janeiro. Nur ein paar Auftritte bei kleineren Rennen wird er noch haben.
Wiggins wird auch ins belgische Gent zurückkehren, und in der Stadt, in der er geboren wurde, ein Sechstagerennen fahren. Auf der Rennbahn, wo er seinem mittlerweile verstorbenen Vater Gary als Kind zugesehen hatte. "Das wird ein schönes Ende meiner Laufbahn. Da hat alles angefangen", sagte Wiggins.
Auf seinem Weg erreichte er die höchsten Radsport-Gipfel. Wiggins gewann als erster Brite die Tour de France, er wurde mehrfach Weltmeister. Er hat aber auch gelitten, Krisen durchlebt. Besonders nach seinem Tour-Sieg, als jeder an ihm zerrte, als er sogar zum Ritter geschlagen wurde. "Ich habe nur ein Radrennen gewonnen", sagte er oft, und fühlte sich der Ehre gar nicht würdig.
Für die letzte Etappe hatte er sich deutsche Unterstützung gesucht - Heiko Salzwedel, den mancher für den weltbesten Coach auf seinem Gebiet hält, und der Wiggins 2015 bereits zum Stundenweltrekord getrieben hatte. "Er hat seine Philosophie und hält daran fest. Nicht jeder ist davon überzeugt, aber es scheint zu funktionieren", sagte Wiggins einmal und verglich Salzwedel mit "Tulpengeneral" Louis van Gaal. Zum Feierbiest aber wurde der Deutsche nicht, die Bühne überließ er Wiggins - und verschwand fast unbemerkt in den Katakomben.
