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Mi, 24.07. - So, 11.08.

Karsch: "Auf der Kirmes schieß' ich alles weg"

Monika Karsch sicherte sich überraschend Silber
Monika Karsch sicherte sich überraschend Silber
Foto: © imago sportfotodienst
10. August 2016, 16:35

Der Druck ist weg. Monika Karsch hat die deutschen Schützen mit Silber erlöst. Die nötige Unterstützung bekam die Überraschungszweite aus der Heimat. Weitere Medaillen? Sollen folgen.

Wenn Monika Karsch mit ihren zwei Kindern die nächste Kirchweih in Regensburg besucht, schließen die Betreiber der Schießstände beim Anblick der Olympia-Zweiten vermutlich reflexartig ihre Buden. "Auf der Kirmes schieße ich wirklich alles weg", sagte Karsch am Tag nach ihrem Sensations-Silber bei den Olympischen Spielen in Rio: "Das ist wirklich einfach!"

Auch am Dienstag hatte Karsch nahezu immer ins Schwarze getroffen, doch ging es in Rio ging nicht um Plastikrosen, Plüschtiere oder anderen Plunder. Karsch schoss um eine olympische Medaille - und erfüllte sich mit der Sportpistole einen Lebenstraum.

"Die Medaille ist der Oberburner. Der ganze Aufwand der letzten Jahre hat sich gelohnt. Ich habe die ganze Zeit nur geheult, dabei ist das für mich eher ungewöhnlich", sagte Karsch. Sogar Gold wäre im Finale gegen die Griechin Anna Korakaki möglich und ohne den kapitalen Fehlstart sogar wahrscheinlich gewesen.

Unterstützung aus der Heimat

Aufgrund eines Defekts vor dem Halbfinale war Karsch mit einer Ersatzwaffe in den Wettkampf gegangen. Beide Modelle unterscheiden sich nur in Details, doch diese können im Moment großer Anspannung entscheidend sein. "Ich bin mir fast sicher, dass ich mit meiner Hauptwaffe nicht 0:6 hinten gelegen hätte", sagte die 33-jährige Karsch: "Das ist ein bisschen schade."

Am Ende verlor Karsch nach einer spektakulären, aber letztlich erfolglosen Aufholjagd 6:8 und die Goldmedaille. Die Sportsoldatin, aber auch ihre Kinder vor dem heimischen TV waren dennoch einfach nur happy. "Sie haben mich daheim angefeuert. Sie wissen, dass die Mama zwei Wochen nicht da ist. Es ist umso schöner, dass ich etwas mitbringe", sagte Karsch. Vor ihrer Rückreise am Samstag will sie Rio als Olympia-Touristin genießen und sich dann wieder dem Familienleben widmen.

Nicht für Rio qualifiziert

Dass Karsch in Rio überhaupt starten konnte, verdankt sie einem Winkelzug des DSB: Die Regensburgerin hatte sich nicht für die Spiele qualifiziert, profitierte letztlich aber vom Erfolg der Gewehrschützen. Da in den Gewehrwettbewerben jeweils ein Doppelstarter (Barbara Engleder und Daniel Brodmeier) vertreten ist, beantragte der DSB beim Weltverband ISSF erfolgreich einen Tausch des Quotenplatzes.

"Das wird jetzt richtig teuer für mich", scherzte Karsch. Bester Laune waren auch die die Verantwortlichen des Deutschen Schützenbundes, denen dank Karsch eine Zentnerlast von den Schultern gefallen war.

Verband rechnet mit weiteren Medaillen

"Es ist eine Erleichterung, nach acht Jahren wieder eine olympische Medaille in der Hand zu haben", sagte Sportdirektor Heiner Gabelmann dem "SID". Zwei bis drei Medaillen hatte der Deutsche Olympische Sportbund als Zielvorgabe ausgegeben, beim DSB hieß die Marschroute in erster Linie: kein zweites London.

Ein kollektives Scheitern wie vor vier Jahren wird es in Rio dank Karsch nicht geben. Stattdessen sind sich die Verantwortlichen im Verband sicher: Das war's noch nicht! "Es war keine kalkulierte Medaille, die dicken Chancen kommen noch", sagte Gabelmann. Der größte Druck ist weg, die nächsten Erfolge sind schon ins Visier genommen.

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