Philipp Kohlschreiber träumte insgeheim von süßen Medaillen-Momenten am Zuckerhut. Doch das Olympia-Abenteuer endete für den Davis-Cup-Spieler mit dem vorzeitigen Kofferpacken im Athletendorf von Rio. Tristesse und Frust statt Samba de Janeiro. Kohlschreiber trat bereits am Montag die Heimreise an.
Eine Stressfraktur im rechten Fuß besiegelte Kohlschreibers Aus vor seinem Zweitrundenmatch - und sorgte für Katzenjammer im Lager der deutschen Tennisprofis. "Aus gesundheitlicher Sicht steht Olympia für uns bislang unter keinem guten Stern", sagte DTB-Vizepräsident und Rio-Teamchef Dirk Hordorff.
Deutschlands ehemaliger Top-Spieler Kohlschreiber hatte am Sonntag zunächst seinen Auftritt in der Erstrundenpartie im Doppel zusammen mit Jan-Lennard Struff gegen das slowakische Duo Martin/Igor Zelenay abgesagt. Kohlschreiber und Struff waren in Rio als einziges deutsches Männer-Doppel gemeldet gewesen.
Kritik vom DTB-Sportdirektor
Neben Kohlschreiber hatten von sieben gestarteten DTB-Profis lediglich Angelique Kerber und Laura Siegemund ihre Auftakthürden im Einzel gemeistert. Beide spielen am Montag um den Sprung ins Achtelfinale. Dort wollte Kohlschreiber bei seiner Olympia-Premiere auch hin. Unbedingt. "Ich bin hier, um weit zu kommen. Eine Medaille wäre ein Traum, ein Highlight meiner Karriere", hatte der 32-Jährige nach seinem Auftakterfolg gesagt.
Kohlschreiber ist bereits der vierte deutsche Tennisprofi, der für die Spiele in Rio ausfällt. Philipp Petzschner hatte seine Teilnahme wegen einer Infektion abgesagt. Anschließend zog auch Hoffnungsträger Alexander Zverev wegen Erschöpfung zurück - und erntete dafür Kritik. "Man kann sich fragen, ob seine Turnierplanung so richtig war, alles hintereinander weg zu spielen", sagte DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard.
In Rio gab Dustin Brown sein Erstrundenmatch gegen Thomaz Bellucci (Brasilien) beim Stand von 6:4, 4:4 wegen einer Knöchelverletzung auf. Brown war beim Weg ans Netz umgeknickt und böse auf den Hartplatz gefallen.
Unglückliche Kombination
Kohlschreiber und Olympia - es ist eine unglückliche Kombination. 2012 hatte er seinen Verzicht auf die Teilnahme an den Spielen in London in einer verwackelten Videobotschaft zu erklären versucht. Spöttische Kommentare blieben nicht aus.
Diesmal wollte Kohlschreiber den olympischen Geist genießen, sich eventuell noch Wettkämpfe im Turnen und in der Leichtathletik anschauen - aber vor allem: eine Medaille holen. Doch der süße Traum am Zuckerhut platzte jäh.