Mit insgesamt 424 nominierten Athletinnen und Athleten tritt das Team des Deutschen Olympischen Sportbundes das Abenteuer Rio de Janeiro an. In 36 Sportarten kämpft Deutschlands Sportelite um Erfolg, Ehre und vor allem Edelmetall bei den XXXI. Olympischen Sommerspielen.
sport.de stellt in der heißen Phase vor der Eröffnungsfeier zwei Wochen lang ambitionierte heimische "Rio-Reiser" vor und macht den Athletencheck. Teil 3 des sport.de-Athletenchecks mit Judoka Karl-Richard Frey.
- Name: Karl-Richard Frey
- Geburtstag: 11. Juli 1991 (25 Jahre)
- Wohnort: Köln
- Olympische Disziplin: Judo im Halbschwergewicht (bis 100 Kilogramm)
- Olympischer Wettkampf in Rio: Wettkampftag am 11. August mit 1. Runde, 2. Runde, Viertelfinale, Halbfinale, Finale (angesetzt 22:20 Uhr)
- bisherige Olympia-Bilanz: keine
- größte Karriereerfolge: 1x Vizeweltmeister, 1x WM-Dritter, 1x EM-Dritter (Auswahl)
Die Vorzeichen: "Es gibt immer was zu tun!"
Seit Monaten hat Karl-Richard Frey an seiner Form und Fitness gefeilt, um in Rio am 11. August um die Goldmedaille kämpfen zu können. Im exklusiven Gespräch mit sport.de gab der 25-Jährige Einblicke in den 24-Stunden Job, olympischer Judoka zu sein: "Wo fängt der Tag an und wann hört die Nacht auf? Die gute und zugleich schlechte Nachricht zum Judosport: Es gibt immer etwas zu tun! Zu viele Baustellen, die ständig bearbeitet werden müssen: Technik, Kraft, Ausdauer, Schnellkraft, Bodenkampf, Griffkampf, Konter und Gegenkonter, Strategie und Taktik und so weiter."
Der Juni stand beim Sportsoldaten Frey ganz im Zeichen des Höhentrainingslagers in Rauris (Österreich). Drei Wochen lang wurde dort bis ans Limit trainiert. Der anschließende Grand Prix in Ungarn endete mit dem fünften Platz enttäuschend für den Judoka des TSV Bayer Leverkusen. Zuletzt standen noch Trainingslager in Castelldefels (Spanien) und Kienbaum an, ehe in der Heimat weiter an der perfekten Rio-Form gefeilt wurde.

Der für seine Explosivität und Nervenstärke zugleich bekannte Rheinländer hat für sich das größtmögliche Ziel formuliert: Frey will Gold! "Ich habe hart trainiert und in den beiden letzten Jahren viel gekämpft. Am Payday will ich meinen Lohn abholen!"
Die Konkurrenz: "Teilnehmerfeld ist bärenstark besetzt"
Auch im Hinblick auf die weltweite Konkurrenz zeigte sich "Richi" Frey voller Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen: "Wen auch immer ich antreffen werde, ich werde ihm einen harten Kampf liefern - ich will gewinnen!" Bei genauerem Hinsehen auf das Teilnehmerfeld erkannte auch die deutsche Nummer eins schnell: "Das Teilnehmerfeld ist bärenstark besetzt."
In der Tat ist die versammelte Weltspitze in Rio vertreten. Die Top Sechs der Weltrangliste ist komplett dabei, Frey selbst ist in diesem Ranking Fünfter. Diese Kämpfer sind folglich als größte Favoriten auf den Olympiasieg zu nennen: Cyrille Maret aus Frankreich, Martin Pacek aus Schweden sowie Elmar Gasimov aus Aserbaidschan und Lukas Krpalek aus Tschechien. Frey selbst räumte rund einem Dutzend seiner Konkurrenten realistische Medaillenchancen ein.
Die sport.de-Prognose: Es bleibt der große Faktor Überraschung
Es gibt im olympischen Kalender wohl nur wenige vergleichbare Sportarten, die derart auf einen bestimmten Moment fokussiert sind wie das Judo. Karl-Richard Frey hat nur einen Tag lang Zeit, sein immenses Potenzial auf die Matte zu bringen. Nur ein unachtsamer Moment im ersten oder zweiten Kampf, und der jahrelange Traum einer Olympischen Medaille ist geplatzt. Frey zieht das Positive aus diesem Wettkampfmodus und tritt dieser großen Drucksituation mit viel Selbstvertrauen in eigene Stärke entgegen.
Schafft es der Kölner, in allen seiner maximal fünf Kämpfe neben der körperlichen Stärke auch auf den Punkt konzentriert auf der Matte zu stehen, ist der Olympiasieg drin. Der Überraschungsfaktor ist und bleibt im Judo aber dennoch nicht zu unterschätzen, wie Frey bei vorherigen Wettkämpfen auch immer wieder am eigenen Leibe erfahren musste.
Medaillenwahrscheinlichkeit: 60 Prozent
Mats-Yannick Roth

