Mit insgesamt 424 nominierten Athletinnen und Athleten tritt das Team des Deutschen Olympischen Sportbundes das Abenteuer Rio de Janeiro an. In 36 Sportarten kämpft Deutschlands Sportelite um Erfolg, Ehre und vor allem Edelmetall bei den XXXI. Olympischen Sommerspielen.
sport.de stellt in der heißen Phase vor der Eröffnungsfeier zwei Wochen lang ambitionierte heimische "Rio-Reiser" vor und macht den Athletencheck. Teil 1 des sport.de-Athletenchecks mit Weitspringerin Alexandra Wester.
- Name: Alexandra Wester
- Geburtstag: 21. März 1994 (22 Jahre)
- Wohnort: Köln
- Olympische Disziplin: Weitsprung
- Olympischer Wettkampf in Rio: Qualifikation am 17. August mit drei Sprüngen (2:05 Uhr), Finale am 18. August mit sechs Sprüngen (2:15 Uhr, MESZ)
- bisherige Olympia-Bilanz: keine
- größte Karriereerfolge: 1x Deutsche Hallenmeisterin, 1x Deutsche Vizemeisterin Freiluft
- persönliche Bestleistung: 6,95 Meter (Halle) 6,79 Meter (Freiluft)
Die Vorzeichen: "Es ist eine riesen Vorfreude da!"
Nach einer überragenden Hallensaison mit 6,95 Metern beim ISTAF in Berlin ließen die Weiten bei den bisherigen Höhepunkten der Freiluftsaison etwas nach. Mit 6,64 Metern und Platz zwei bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel und 6,51 Metern und Platz sieben bei der EM in Amsterdam konnte Alexandra Wester ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllen. Seit dem betreibt die Athletin des ASV Köln intensives Techniktraining mit ihrem Coach, dem ehemaligen Dreisprung-Ass Charles Friedek.
Im exklusiven Gespräch mit sport.de erklärte Wester, woran es bei den letzten großen Wettkämpfen haperte: "Bei den Deutschen Meisterschaften lag es vor allem auch am Speed, ich war beim Anlauf einfach nicht ganz so schnell. Das Grundproblem bei DM und EM war aber, dass ich wieder in alte Sprungmuster gefallen bin. Letztes Jahr hatte ich noch eine etwas andere Absprungtechnik. Ich habe da zu sehr gestemmt. Wir arbeiten jetzt daran, dass ich wieder mehr horizontal statt vertikal springe. Denn dadurch bin ich nach vorne gekommen und habe meine Weiten erreicht."
Große Sorge, die perfekte Technik bis zum olympischen Wettkampf in Rio nicht rechtzeitig wiederfinden zu können, hat Wester, die auch schon als Modell auf der Berliner Fashion Week lief und ihren eigenen Fitness-Channel auf Youtube unterhielt, aber nicht: "Ich bin da super optimistisch. Ich bin ja fit und gut drauf! Es ist nur die Technik, und die kriegen wir noch in den Griff! Ich freu mich vor allem schon auf Rio. Es ist eine riesen Vorfreude bei mir da!"

Ihr größtes Ziel in diesem Jahr hat die 22-Jährige längst erreicht: "Ich bin generell sehr glücklich, dass ich dabei sein darf. Letztes Jahr sah es noch ganz anders aus. Es ist ein riesen Traum, den ich mir erfüllt habe." Dennoch: Mit den Aufgaben wächst der Ehrgeiz. Wie die Mitstreiterinnen im DLV-Trikot, die deutsche Meisterin Malaika Mihambo sowie die 7,16-Meter-Springerin Sosthene Moguenara, soll es auch für Alexandra Wester in Rio ins Finale der besten zwölf Weitspringerinnen gehen, welches traditionell einen Tag nach der Qualifikation stattfindet: "Ich gehe es an und habe mir fest vorgenommen, in den Endkampf zu kommen. Aber das wird wirklich nicht einfach."
Unabhängig von der eigenen Platzierung steht vor allem eines im Mittelpunkt: Die eigene Freiluft-Bestleistung von 6,79 Metern soll in Rio fallen.
Die Konkurrenz: "Kann nur die eigene Leistung beeinflussen"
Absolute Topfavoritin auf die Goldmedaille in Rio ist die US-Amerikanerin Brittney Reese. Bei den US-Trials in Eugene segelte die 29-Jährige auf 7,31 Meter – Weltjahresbestleistung! Reese reist außerdem als Titelverteidigerin nach Brasilien. Vor vier Jahren in London sprang sie mit einer Weite von 7,12 Metern zu Gold. Erreicht die zuletzt verletzte deutsche Jahresbeste Sosthene Moguenara rechtzeitig wieder Topform, kann auch sie ernsthaft um die Medaillen mitspringen.
Auch die Deutsche Meisterin Malaika Mihambo hat als EM-Dritte Chancen. Ansonsten gelten wohl Weltmeisterin Tianna Bartoletta (USA), Europameisterin Ivana Španović (Serbien), Lorraine Ugen (Großbritannien) sowie Christabel Nettey (Kanada) als die größten Favoriten auf Edelmetall.
Die sport.de-Prognose: Brasiliens Herzen werden erobert – das Treppchen eher nicht
Alexandra Wester steht mit ihrer durchweg positiven Ausstrahlung, ihrer Freude am Sport sowie ihrer großen Beliebtheit beim Publikum sinnbildlich für die neue Popularität der deutschen Leichtathletikdamen. Sie sagt selbst: "Man muss das Publikum mitnehmen und es mitreißen! Wir haben Spaß bei unserem Sport und strahlen das auch aus".
Und das wird der schönen 1,80-Meter-Frau auch gelingen. Die Zuschauer im "Engenhão" werden ihre Freude an Wester haben – dafür wird sie schon persönlich sorgen. Das Potenzial für das Finale am 17. August ist da. Alles darüber hinaus wäre aber eine große Weitsprungsensation.
Medaillenwahrscheinlichkeit: 15 Prozent
Mats-Yannick Roth

