Chris Froome ist und bleibt der unumstrittene Herrscher der Tour de France. Der britische Titelverteidiger ließ am Sonntag auch beim Außenseitersieg des Kolumbianers Jarlinson Pantano auf der knüppelharten 15. Etappe über sechs Bergpässe nichts anbrennen und fährt weiter in Gelb seinem dritten Tour-Sieg entgegen. Für die deutschen Profis war auch am Tag nach der erneuten bitteren Sprintpleite für Marcel Kittel und André Greipel nichts zu holen.
Froome verteidigte beim Auf und Ab durch den französischen Jura mit sechs Bergwertungen - darunter den Grand Colombier aus der höchsten Kategorie - trauwandlerisch sicher sein Gelbes Trikot. Allerdings verzichteten seine größten Konkurrenten um den am Freitag im Zeitfahren schwer geschlagenen Kolumbianer Nairo Quintana auf ernsthafte Attacken - der Weg von der letzten Bergwertung ins Ziel war mit mehr als 15 km zu lang.
In der Gesamtwertung führt Froome weiter mit 1:47 Minuten vor dem Niederländer Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und 2:45 Minuten vor Landsmann Adam Yates (Orica-BikeExchange). Nairo Quintana (Movistar) liegt auf Rang vier (+2:59). "Natürlich muss ich auf Quintana aufpassen, der gesagt hat, vor allem in der letzten Woche angreifen zu wollen", meinte Froome: "Aber möglicherweise ist Mollema mein stärkster Konkurrent - er war ja am Mont Ventoux an meinem Hinterrad."
Van Garderen fällt zurück
Als einziger der Klassement-Fahrer schwächelte am Sonntag Teejay van Garderen, der bis dahin Gesamtsechste verlor rund anderthalb Minuten auf Froome. Emanuel Buchmann, der deutsche Anwärter auf eine starke Platzierung im Gesamtklassement, musste Lehrgeld zahlen und erreichte als bester Deutscher rund neun Minuten hinter Froome auf Platz 39 das Ziel.
Sieger Pantano hatte gemeinsam mit dem Polen Rafal Majka die Zielgerade erreicht und im Sprint die besseren Beine. "Damit wird ein Traum wahr", sagte der 27-Jährige. Majka tröstete sich mit dem Bergtrikot.
Am Samstag hatten die deutschen Profis ihre Tour de Frust fortgesetzt und erneut ihren zweiten Etappensieg verpasst - und dies nicht gerade geräuschlos: Nachdem Sprintstar Kittel gegen Mark Cavendish im Massenspurt zum wiederholten Mal den Kürzeren gezogen hatte, kochten kurzzeitig die Emotionen beim Thüringer Modellathleten hoch.
Kittel weiterhin gefrustet
"Cavendish hat mein Ergebnis verändert, das sieht man im Video. Ich hätte mir mehr zugetraut als Platz fünf", schimpfte Kittel. Der 28 Jahre alte Arnstädter hatte auf der Zielgeraden in Führung gelegen, ehe er sich bei rasender Fahrt mit Cavendish ins Gehege kam. Der ausgebuffte Brite zog die Kampflinie zu seinem vierten Etappensieg in der fünften Sprintentscheidung durch, Kittel steckte nach knapp vermiedener Berühung wild gestikulierend auf und rollte geschlagen über die Ziellinie.
Cavendish zeigte sich keiner Schuld bewusst: "Wenn man genau hinschaut, ist es Kittel, der nach links fährt. Er war sehr nah an den Barrieren, und als ich ihn überhole, kommt er nach links gezogen", sagte die "Manx Missile": "Ich glaube, er war einfach frustriert, denn er wollte die Etappe gewinnen, nachdem er letztes Jahr nicht mitfahren konnte."
Degenkolb könnte Chance wittern
Klassiker-Spezialist John Degenkolb (Giant-Alpecin) landete als bester Deutscher auf Platz vier und zeigte seine beste Leistung nach seinem schweren Trainingsunfall im Winter. Der deutsche Meister Greipel, der am Samstag 34 Jahre alte wurde, wurde nur Sechster. "Bei dem Gegenwind war es eine Art Glücksspiel. Es war schwierig, das Richtige zu machen", sagte der Rostocker.
Am Montag könnte sich auf den 209 km in die Schweizer Bundesstadt Bern eine Chance für bergfeste Sprinter wie Degenkolb oder Sagan bieten, nach dem Ruhetag am Dienstag entscheidet die harte Schlussphase über den Tour-Sieg.





