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Mont Ventoux: Geschichte des "Kahlen Riesen"

Der geschichtsträchtige Mont Ventoux wird am Nationalfeiertag erklommen
Der geschichtsträchtige Mont Ventoux wird am Nationalfeiertag erklommen
Foto: © AFP/SID-IMAGES/Boris HORVAT
13. Juli 2016, 13:14

"Kahler Riese", "heiliger Berg": Kaum ein Anstieg der Tour de France ist mythischer als der Mont Ventoux. Bei der 103. Auflage der Frankreich-Rundfahrt wird der Berg in der Provence mit einem Anstieg von mehr als 1600 Höhenmetern zum 16. Mal erklommen - und das ausgerechnet am Nationalfeiertag der Franzosen am 14. Juli. "Er mag mich nicht, und ich mag ihn nicht", sagte einst Lance Armstrong über den Ventoux, auf dem er nie gewann.

Der Mont Ventoux gehört er neben dem Col du Galibier, dem in diesem Jahr bereits überquerten Col du Tourmalet und L’Alpe d’Huez zu den vier "heiligen" Bergen der Tour de France. Am Ventoux ereigneten sich in der langen Geschichte der Tour bereits einige bedeutende Momente.

1967: Tragischer Hitze-Tod

Tom Simpson war kreidebleich, sein Körper gezeichnet von Dehydrierung und der Anstrengung in der Gluthitze der Provence. Der Asphalt maß 54 Grad Celsius, als sich der Brite am 13. Juli auf den Weg zum Mont Ventoux machte. Wenige Minuten später war Tom Simpson tot. Im Anstieg Simpson fuhr Schlangenlinien, fiel anschließend auf die Straße. Der 29-Jährige rappelte sich nochmals auf, kollabierte dann aber erneut. Pierre Dumas, Tour-Arzt und zufällig am Ort des Geschehens, leitete umgehend, aber vergeblich Wiederbelebungs-Maßnahmen ein. Später stellte sich heraus, dass der völlig dehydrierte Simpson auch Amphetamine und Alkohol im Blut hatte. Sogar in der Brusttasche seines Trikots wurden Tabletten gefunden. An der Stelle, an der das Leben von Tom Simpson sein tragisches Ende nahm, erinnert ein Gedenkstein an ihn.

1970: Titelverteidiger am Ende seiner Kräfte

Erst drei Jahre nach dem Tod Simpsons wagten die Organisatoren der Tour die Rückkehr zum Ventoux. Für den großen Eddy Merckx war es die Premiere am Ventoux, und sie sollte ihm schmerzhaft in Erinnerung bleiben. Der Titelverteidiger schleppte sich ins Ziel, er siegte und legte den Grundstein für seinen zweiten von insgesamt fünf Tour-Gesamtsiegen. Doch der "Kannibale", seinen Rivalen zumeist gnadenlos überlegen, wurde selbst in die Knie gezwungen. Merckx sank im Ziel entkräftet zu Boden. Gezeichnet von einem Schwächeanfall wurde der Belgier in ein Sauerstoffzelt gebracht, wo er sich nur langsam von den Strapazen erholte. 

2000: Armstrong bringt Pantani auf die Palme

Inmitten der dunklen Epo-Epoche eskalierte der Krieg der Egos. Marco Pantani, Sieger der Skandal-Tour 1998, und Nachfolger Lance Armstrong im Gelben Trikot lieferten sich ein umkämpftes Duell um den Sieg am Ventoux. Jan Ullrich war nach einer Pantani-Attacke abgehängt worden, die Entscheidung um den Etappensieg fiel zwischen Armstrong und Pantani. Armstrong war der stärkere, überließ dem "Piraten" in all seiner Arroganz, die ihn über ein Jahrzehnt seine Doping-Praktiken leugnen ließ, aber gönnerhaft den Sieg. Pantani reagierte erbost, es folgt eine tagelange öffentliche Auseinandersetzung, die die ohnehin komplizierte Beziehung der beiden Superstars fortan belasten sollte. 

2009: Deutsche Hoffnung wird Zweiter

Am Mont Ventoux ging auch der Stern eines jungen deutschen Radprofis auf. Den 24-jährigen Tony Martin trennten noch zwei Jahre vom ersten WM-Titel im Zeitfahren, noch war er ein weitgehend Unbekannter. Zwar hatte Martin bei seiner Tour-Premiere schon zuvor aufhorchen lassen, doch erst auf der Königsetappe zum Mont Ventoux wuchs er über sich hinaus, wurde nur knapp hinter dem Spanier Juan Manuel Gárate Zweiter. Auch am Donnerstag wird Martin den "Kahlen Riesen" erklimmen. Eine erneute Spitzenplatzierung ist aber nicht zu erwarten. 

2013: Frooms Meisterstück

Bei der 100. Tour de France durfte der Mont Ventoux nicht fehlen. Die besten Erinnerungen hat zweifelsohne Christopher Froome, der auf dem Weg zu seinem ersten Tour-Sieg hier für die Vorentscheidung sorgte. Noch im Vorjahr hatte der gebürtige Kenianer Bradley Wiggins über die Alpen und Pyrenäen zu dessen Tour-Triumph eskortiert, nun schlug seine Stunde. Mit einer denkwürdigen Attacke ließ Froome seine Gegner stehen. Auch Nairo Quintana, der Zweiter wird, kann nur kurz mithalten. Am Donnerstag werden sich beide erneut am Ventoux duellieren.

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