Weinzierl nach Schalke, Schuster nach Augsburg und plötzlich war er frei, der Platz für Norbert Meier in der 1. Liga bei Darmstadt 98. Der Profiteur des Domino-Effekts ist überzeugt: Die Lilien halten die Klasse!
In Bielefeld hat er - trotz unerwartet schnellem Abgang - keine verbrannte Erde hinterlassen. Jetzt gilt die Konzentration seinem neuen Verein. Es ist Norbert Meiers dritter Anlauf im Oberhaus: Mit Fortuna Düsseldorf stieg er ab, beim MSV Duisburg wurde er nach einer Kopfnuss gegen Albert Streit suspendiert. Eine offene Rechnung mit der Bundesliga hat er aber nicht.
Elf Jahre ist die bekannte Szene an der Seitenlinie in Duisburg nun her. "Das ist längst Vergangenheit", betont Meier im Interview mit dem "kicker". Der Blick soll nach vorn gehen. "Darmstadt ist ein kerngesunder Verein, aber einer, der im Profifußball am Anfang steht", sagt der neue Coach. Er selbst will helfen, die Infrastruktur zu verbessern. Kleinigkeiten sind bereits angestoßen: Den Trainerraum trennt keine Wand mehr, der Presseraum hat einen Beamer zur Videoanalyse bekommen.
Ein großer Stürmer wird gesucht
An Darmstadts Kader muss ebenfalls noch Hand angelegt werden. Durch den Abgang von Sandro Wagner ist ein großes Loch in der Spitze entstanden. "Wir werden nachlegen müssen", weiß Meier. Gesucht wird ein ähnlicher Spielertyp wie der erfolgreichste Torschütze, den es nach Hoffenheim gezogen hat: "Unter anderem bei Standardsituationen brauchen wir ja auch eine gewisse Länge." Diese sind für den gebürtigen Reinbeker ein wichtiges Mittel, gerade wenn Mannschaften sich neutralisieren.
Nach den Abgängen von Konstantin Rausch und Tobias Kempe liegt auch die linke Seite brach. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass dem Trainer unerwartete Einflüsse das Leben schwer machen: "Wenn sich der ein oder andere verletzt, wird es bei unserem bisher kleinen Kader schnell eng." Mit den zuletzt als Abgänge gehandelten Aytaç Sulu, Marcel Heller und Jerôme Gondorf, der eine Ausstiegsklausel besitzt, plant Meier jedoch erst einmal.
Was die Wünsche nach Neuverpflichtungen angeht, liegen der 57-Jährige und der Sportliche Leiter, Holger Fach, auf einer Wellenlänge. Dass kein Geld für große Verpflichtungen da ist, ist auch dem neuen Mann an der Linie klar: "Es ist ja nicht so, dass wir auf einmal um Spieler mitbuhlen, die sich bei der EM in den Vordergrund gespielt haben."
Mit Teamgeist zum Klassenerhalt
Eine weitere Baustelle ist die Torhüterposition. Hier haben die Lilien mit Michael Esser und Daniel Heuer Fernandes zwei Keeper verpflichtet, die noch keine Bundesligaerfahrung haben. Meier möchte die beiden mit Torwarttrainer Dimo Wache in den nächsten Wochen beobachten, ist sich aber sicher, dass sie über die nötige Qualität verfügen: "Wir trauen ihnen absolut zu, in der Bundesliga zu spielen, sonst hätten wir sie ja nicht geholt."
Wie das Spielsystem der Lilien in der kommenden Saison genau aussehen könnte, wollte der Trainer noch nicht verraten, obwohl er schon "gewisse Vorstellungen" hat. Erst einmal lege er Wert auf den Faktor Kommunikation. Eines ist aber klar: "Wir werden nicht pausenlos auf 80 Prozent Ballbesitz gehen können, auch wenn wir das vorhätten."
Ein guter Teamgeist, eine Mannschaft, die sich von Rückschlägen nicht umwerfen lässt, das sind für Meier die elementaren Tugenden. Wenn die Spieler dann gut organisiert stehen, schnell umschalten und effektiv sind, könnte man sicher "genügend Spiele gewinnen, um auch im nächsten Jahr wieder in der Bundesliga dabei zu sein. Das ist unser Ziel!"































