Lars Ricken hat beim BVB für eine hohe Durchlässigkeit der eigens ausgebildeten Spieler innerhalb des Nachwuchszentrums bis hoch in den Profifußball gesorgt. Nun schaut er auf seine bisherigen Erfolge zurück.
26 seiner 39 Lebensjahre hat Ricken mittlerweile bei Borussia Dortmund verbracht und mit dem Verein drei deutsche Meisterschaften sowie Champions League und Weltpokal gewonnen. Seit 2008 ist er für die Ausrichtung der Jugendmannschaften von Borussia Dortmund verantwortlich. Nach einiger Anlaufzeit und sanfter Kritik von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Winterpause 2012, der damals meinte, dass Ergebnisse ausblieben und es an Top-Talenten mangele, sind mittlerweile zahlreiche Meisterschaften dazugekommen und einige Talente in den Profi-Kader aufgestiegen. "Ab der U14 sind alle Mannschaften in ihren Jahrgängen Tabellenerster geworden", zeigt sich das Dortmunder Urgestein im Interview bei "westline" zufrieden.
Für Ricken kommt diese positive Entwicklung nicht von ungefähr, man habe schließlich die eigene Philosophie umgestellt: "Es war oftmals so, dass die guten U17-Spieler schon in der U19 gespielt haben. Und die guten U19-Spieler in der U23. Das fällt dann natürlich auf den mannschaftlichen Erfolg zurück." Mittlerweile blieben die Spieler immer in ihren Mannschaften, so dass es in jedem Jahrgang eine gute Trainings- und Spielqualität gebe, was für die Entwicklung eines jeden einzelnen Spielers förderlich sei.
Die Arbeit trägt Früchte
Ein weiterer Schlüssel zur Qualitätserhöhung der Kader sei der Bau eines neuen Jugendhauses gewesen, das deutlich mehr Platz bietet und es somit erlaubt, mehr Spieler außerhalb Dortmunds zum BVB zu holen. Dass zudem Sozialpädagogen, Sportpsychologen und vor allem Athletiktrainer eingestellt wurden, beschert den Schwarz-Gelben nun die ersehnten Früchte: "Wenn ich den athletischen Bereich sehe und ein Passlack und Pulisic, die im Winter komplett zu den Profis gestoßen sind, ohne Ausfallzeiten, weil die körperliche Belastung zu groß ist, durchkommen, dann ist das ein großes Kompliment an alle Trainer und die Athletikabteilung."
Die tägliche Arbeit auf dem Platz im Nachwuchsleistungszentrum der Dortmunder, das vor einem Jahr vom DFB und der DFL mit drei Sternen die bestmögliche Wertung erhalten hat, sieht laut Ricken so aus, "dass in jeder Trainingseinheit alles trainiert wird", man lege auf alle Aspekte des Spiels wert. Ein wichtiger Baustein sei zudem der Footbonaut, eine computergesteuerte, quadratische Kammer, in der man Passqualität, Antizipationsvermögen sowie Ballannahmen trainieren kann. Dieses Instrument käme auch gern in Extra-Schichten - abseits vom eigentlichen Training - zum Einsatz.
Pulisic eine Mischung aus Netzwerk und Tipp
Auf der Suche nach Talenten pflegt der BVB lokale Kooperationen mit Vereinen wie dem SC Münster, Westfalia Herne oder dem Hombrucher SV. Für Ricken sei dies eine Mischung aus Netzwerk und Scouting. "Wir haben aber auch deutschlandweit Scouts, die für uns tätig sind. So haben wir ganz guten Überblick über die deutschen Talente." Christian Pulisic sei so eine klassische Mischung aus Netzwerk und Tipp. Ihn hatte man zudem gleichzeitig auf einem internationalen Jugendturnier beobachtet. Der Fokus läge aber weiterhin darauf, Spieler aus Dortmund oder näherer Umgebung auszubilden, darauf ist Ricken stolz: "Götze, Sahin, Großkreutz und Reus und auch Ginczek oder Rüdiger sind alles Spieler, die unter das Stichwort Dortmunder Jungs fallen."
Wichtig sei neben dem sportlichen auch der soziale Aspekt, mit dem der Jugendkoordinator bei den jungen Spielern und deren Familien punkten kann. "Es geht uns nicht nur um Sport, sondern auch um die schulische und persönliche Entwicklung der Jungs." Dazu hat der BVB verschiedene Kooperationsschulen organisiert und lässt den Spielern die nötige Auszeit vom Training, um beispielsweise ihr Abitur zu machen oder bietet Nachhilfemöglichkeiten an.
"Es ist unsere Ambition, dass jeder den bestmöglichen schulischen Abschluss bekommt - als Basis für das weitere Leben", betont Ricken, damit Spieler eine Perspektive habe: Selbst wenn trotz aller Bemühungen, das Maximum aus jedem Einzelnen herauszuholen, der Sprung zum Profi bei bei Borussia Dortmund nicht gelinge.










