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Voss: Mit einer "dummen Idee" ins Bergtrikot

Paul Voss trägt erstmals das Gepunktete Trikot bei der Tour
Paul Voss trägt erstmals das Gepunktete Trikot bei der Tour
Foto: © imago sportfotodienst
03. Juli 2016, 13:23

Paul Voss hat am ersten Tour-Tag das Bergtrikot erobert und seinem Team Bora-Argon 18 einen Traumstart beschert. Dabei hatte er teilweise Angst vor seiner eigenen Courage.

Paul Voss strich geradezu zärtlich über sein neues Lieblingskleidungsstück, sein Glück konnte der erste Bergkönig der Tour de France 2016 noch nicht ganz fassen. "Ich habe immer davon geträumt, mal da oben auf dem Podest zu stehen, jetzt ist es wahr geworden", sagte der Rostocker. Mit seinem unwiderstehlichen Soloritt durch die Normandie ins weiße Trikot mit den roten Punkten hat Voss dem deutschen Team Bora-Argon 18 einen traumhaften Tour-Auftakt beschert.

Praktisch auf der Startlinie am Mont-Saint-Michel war Voss am Samstag angetreten, mit seinem tschechischen Teamkollegen Jan Barta ausgerissen und wenig später als Einzelkämpfer unterwegs. Ein wenig Muffensausen, gab der 30-Jährige unumwunden zu, hatte er bei dieser Harakiri-Aktion doch.

"Anfangs dachte ich mir, es war eine dumme Idee"

"Anfangs dachte ich mir, es war eine dumme Idee, gleich vor der ersten Bergwertung zu attackieren und dann 25 km alleine an der Spitze zu fahren", sagte Voss, "doch als ich realisiert habe, dass ich das Bergtrikot holen kann, habe ich alles auf eine Karte gesetzt."

Die erste Bergwertung der Kategorie 4 überfuhr er als Solist, die zweite und letzte ebenso. Und weil es nach dem Tour-Reglement auf solchen Hügeln lediglich für den Sieger einen einzigen Punkt gibt, musste Voss nur noch ins Ziel kommen, um ins "Maillot à pois" zu schlüpfen. "Ich bin kein überemotionaler Mensch oder jemand, der die ganze Zeit lacht", sagte der Mecklenburger, "aber ich genieße das innerlich und bin überglücklich."

Der große Druck ist weg

Es war der größte Erfolg in Voss' Karriere, obgleich er sich nicht zu dieser Einordnung durchringen wollte. "Das ist einfach schwer zu kategorisieren", sagte Voss, der am Sonntag auf dem Weg nach Cherbourg als insgesamt siebter Deutscher das Trikot des besten Kletterers tragen durfte: "Und ich habe ja auch schon mal ein World-Tour-Rennen gewonnen." Einen Teil eines solchen, um genau zu sein, den Prolog der Katalonien-Rundfahrt 2010.

Um das begehrte Leibchen will Voss in den kommenden Tagen weiter kämpfen, "aber nicht mit letzter Konsequenz. Die Tour ist so lang, und die erste Woche so schwer", sagte er: "Ich will hier schließlich noch auf Ergebnisse fahren."

Wie auch immer: Mit dem frühestmöglichen Bergtrikot ist der ganz große Druck weg. Für sein Team, aber auch für Voss selbst: Arbeitgeber Bora wird zur neuen Saison mit frischen Sponsorengeldern aufrüsten, Voss' Vertrag läuft aus. Seit Samstag hat er beste Argumente.

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