Ein jeder wird das Gefühl kennen, zu einem wichtigen Termin zu müssen und dann aufgehalten zu werden. Wenn dieser Termin jedoch die 24 Stunden von Le Mans sind und man am Flughafen festsitzt, wird das Gefühl Dimensionen erreichen, die sonst keinem Normalsterblichen bekannt sein dürften.
Scott Dixon, Sébastien Bourdais und Mikhail Aleshin kamen in dessen zweifelhaften Genuss, als sie mächtig in die Bredouille gerieten, überhaupt pünktlich zum 24-Stunden-Rennen zu erscheinen."
"Motorsport-Total.com" sprach mit allen drei Piloten über den Terminstress, der von der Verschiebung des IndyCar-Rennens in Texas auf den Sonntag ausging und in einem Flughafen-Chaos seinen Höhepunkt fand. "Montag, Dienstag? Ich weiß gar nicht mehr wann ich eigentlich in Le Mans angekommen bin", war Aleshin noch am Freitag verwirrt. Seine IndyCar-Kollegen helfen ihm auf die Sprünge: Es war Montagmittag.
"Das war völlig verrückt", erinnert sich Sébastien Bourdais, der in Le Mans gleich einmal von den einheimischen Medien in die Zange genommen wurde. "Erst wurde das Rennen auf Sonntag verschoben, dann abgesagt und dann kamen wir mit dem Flieger nicht mehr weg." Aufgrund der Verschiebung des 600-Kilometer-Rennens auf Sonntag mussten die drei Piloten ihre Pläne ändern. Eigentlich war für sie geplant, noch die Fahrerparade in Le Mans am Sonntag mitzunehmen. Daraus wurde nichts.
Ewiges Warten am Flughafen
Dann mussten die drei Musketiere eine lange Wartezeit auf dem Texas Speedway in Kauf nehmen, bis schließlich entschieden wurde, das Rennen erst im August fortzusetzen. Doch damit fingen die Probleme erst an. "Es war eigentlich geplant, dass wir am frühen Montagmorgen in Le Mans ankommen", sagt der amtierende IndyCar-Meister Dixon.
Doch es kam anders, ein Rückschlag folgte auf den nächsten. Wegen der schweren Unwetter in Fort Worth wurde der Luftraum gesperrt. Das eigens von Ganassi angeheuerte Privatflugzeug konnte nicht landen. Als der Flughafen drei Stunden später wieder freigegeben wurde, erhielten zunächst die kommerziellen Flüge Priorität, sodass es zu weiteren Verzögerungen kam. Als die drei Fahrer schließlich im Ganassi-Jet Platz genommen hatten, konnten die Piloten nicht fliegen, weil sie auf dem Flug nach Frankreich ihre Maximalzeit im Cockpit überschreiten würden.
"Sie mussten Ausnahmegenehmigungen einholen", erinnert sich Sébastien Bourdais. "Diese erhielten sie auch ziemlich schnell, aber die Zeit wurde langsam wirklich knapp. Und wie die Stunden so dahin tickten, kam bei uns langsam das Gefühl auf, dass wir es nicht schaffen würden. Schließlich mussten wir ja noch diversen Papierkram erledigen und zur Fahrerbesprechung erscheinen. Das ist kein gutes Gefühl, das kann ich euch sagen."
Aufwand zahlt sich aus
Letztlich ging aber alles gut, nur auf den Fotos bei der Präsentation fehlen die drei IndyCar-Piloten. "Aber das ist okay", sagt Bourdais. Für den Franzosen sollte das Rennen äußerst erfolgreich laufen: Er holte gemeinsam mit Dirk Müller und Joey Hand auf dem Ganassi-Ford #68 den Sieg in der GTE Pro. Teamkollege Dixon rundete gemeinsam mit Ryan Briscoe und Joey Hand das gute Ford-Ergebnis auf Rang drei ab. Aleshin kam für SMP Racing mit seinen Teamkollegen Nicolas Minassian und Maurizio Mediani auf den siebten Klassenrang in der LMP2. Alle drei nahmen die Zielflagge entgegen - die Strapazen haben sich wenigstens gelohnt.
Allerdings sind diese damit noch nicht zu Ende, schließlich steht nun am Wochenende bereits das IndyCar-Rennen in Elkhart Lake auf dem Programm. Ganz schnell in die USA zurückreisen musste Scott Dixon, der tatsächlich am Montag nach Le Mans schon wieder im Ganassi-Cockpit saß, als er an den IndyCar-Testfahrten in Watkins Glen teilnahm.