Die meisten Klubs der Deutschen Eishockey Liga sind vom Wohlwollen eines großen Geldgebers abhängig. Wohin das führen kann, zeigt gerade das Beispiel der Hamburg Freezers.
Dieter Hegen hat im deutschen Eishockey schon so ziemlich alles miterlebt. In den vergangenen Tagen hat er sich über das Abschneiden der Nationalmannschaft bei der WM gefreut, doch selbstverständlich beschäftigt ihn auch, was da gerade in Hamburg mit den Freezers passiert ist. "Das ist schon traurig. Das ganze Umfeld, die Fans. Das war genial", sagte Hegen dem SID. Der frühere Torjäger, insgesamt sieben Mal deutscher Meister, gesteht auch: "Man macht sich schon Sorgen."
Hegen sorgt sich - um die Deutsche Eishockey Liga. Und die Sorgen sind berechtigt. Wie die Freezers, bei denen gerade die stinkreiche Anschutz Entertainment Group überraschend den Stecker zog, sind auch die meisten der anderen 13 Klubs der Liga extrem von einem großen Geldgeber abhängig. Entscheidungen und Entwicklungen wie in Hamburg sind also "nie auszuschließen und, insbesondere wenn so kurzfristig, unerfreulich", sagte deshalb DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke dem SID.
Überlebenskampf am Rhein
Auszuschließen ist das nicht, weil im Eishockey die Kosten zu hoch und die Einnahmen zu gering sind. Es ist nur ein paar Tage her, dass auch die Düsseldorfer EG ums Überleben kämpfte: 3,5 Millionen Euro jährlich betrug zuletzt die Unterdeckung, ein Kraftakt war nötig, um die kommenden drei Jahre zu sichern. Der rheinische Rivale stand ebenfalls schon vor dem Kollaps: Im Juni 2010 drohte den Kölner Haien die Insolvenz, weil sich Alleingesellschafter Heinz Hermann Götsch zurückzog.
Die Freezers sind nicht der erste Klub, der dicht macht. Seit Gründung der DEL im Jahre 1994, damals mit 18 Klubs, kamen und gingen zahlreiche Mannschaften: Die Gründungsmitglieder Star Bulls Rosenheim, ESV Kaufbeuren oder Frankfurt Lions spielen unterklassig, die Ratinger Löwen gar nicht mehr. Der EC Hedos München wurde erster Meister in der DEL, musste wegen Schulden in Millionenhöhe in Maddogs München umbenannt werden und war im Dezember 1994 bankrott. Es blieb nicht die einzige Pleite.
"Um in der Deutschen Eishockey Liga zu bestehen, brauchst du einen starken Mäzen", hat Marco Stichnot einmal betont. Er war Manager der Hannover Scorpions, die noch 2010 deutscher Meister waren, dann jedoch 2013 ihre Lizenz an die Schwenninger Wild Wings verkauften. Auch Schwenningen hatte im Jahre 2003 schon mal ein Insolvenzverfahren am Hals. Die Nürnberger Ice Tigers gäbe es längst nicht mehr, wäre nicht 2009 der Schmuckhändler und Eishockey-Enthusiast Thomas Sabo eingestiegen.
Hopp ist nicht nur Hoffenheim
Die Adler Mannheim sind abhängig von Dietmar Hopp, die Grizzlys aus Wolfsburg von VW (Skoda), der ERC Ingolstadt von den Bossen der Saturn-Großmärkte. Der neue deutschen Meister EHC München wird von Red Bull finanziert. All diese Geldgeber seien aber "das Rückgrat einer jeden Liga und alternativlos", verdeutlicht Tripcke. Dies gelte umso mehr, als diesseits der 1. und 2. Bundesliga im Fußball "keine Existenzgrundlage allein durch TV-Gelder und Zuschauereinnahmen besteht".
Tripcke sagt, man müsse "unseren langjährigen Partnern und Investoren dankbar sein und als Liga weiter versuchen, ihnen das bestmögliche Umfeld zu schaffen". Das ist allerdings ohne erhebliche Mehreinnahmen aus einem lukrativen TV-Vertrag kaum möglich. Hegen sieht deshalb die Klubs in der Pflicht, "sich breiter aufzustellen, das ist der richtige Weg". Sonst gehen die Lichter aus, wenn der große Geldgeber den Tresor für immer zusperrt.
AEG hat übrigens mitgeteilt, man wolle sich jetzt auf die Eisbären Berlin konzentrieren. Nur: wie lange noch? Es ist kein Geheimnis, dass die Zahlen auch dort eher rot als schwarz sind.





















