"Nie mehr zweite Liga" – der gängigste Slogan aller jährlichen Aufstiegsfeiern hallt auch in diesen Wochen wieder durch die Sportarenen des Landes. Beim HC Erlangen wird akribisch daran gearbeitet, dass das beliebte Fanlied auch mit Leben erfüllt wird.
Der Handballclub aus Mittelfranken hat am zurückliegenden Wochenende den direkten Wiederaufstieg in die erste Bundesliga gefeiert und will sich ab dem Sommer im zweiten Anlauf in Deutschlands Handball-Oberhaus etablieren. Bereits drei Spieltage vor Ende der Mammutsaison in der zweiten Bundesliga mit 40 Spieltagen ist Erlangen der Meistertitel nicht mehr zu nehmen.
Gefeiert wurde die Meisterschaft mit einem 33:26-Heimsieg gegen TUSEM Essen in der rund 20 Kilometer entfernten Arena Nürnberg, bei dem ein neuer Weltrekord aufgestellt wurde: Mit 8.308 Zuschauern war die Partie zwischen Erlangen und Essen die bestbesuchteste Zweitligapartie im Handball aller Zeiten - weltweit! Entsprechend euphorisch zeigten sich die HCE-Verantwortlichen nach dem Meisterstück gegen den Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet: "Es ist schon etwas sehr Besonderes, wenn man in der zweiten Liga vor so einer Kulisse einlaufen darf. Ich bin stolz auf meine Jungs", so ein glücklicher Trainer Robert Andersson.
Auch Erlangens Geschäftsführer Stefan Adam jubelte in Anbetracht der größten Zweitligakulisse der Geschichte: "Ich habe eine unglaubliche Kulisse für ein Zweitligaspiel gesehen und bin unheimlich stolz auf alle Beteiligten. Auch Menschen, die das erste Mal hier waren, haben gesagt: Unglaublich, was hier abläuft!"
Mit eben dieser Begeisterung, einem prominent verstärktem Kader und professionalisierten Vereinsstrukturen stürmt der HC Erlangen zurück in die "stärkste Liga der Welt". Der erste Versuch in der Saison 2014/2015 scheiterte knapp. Trotz Punktgewinne gegen den HSV Hamburg, die Füchse Berlin und die SG Flensburg-Handewitt stand im Juni des letzten Jahres die Rückkehr in die Zweitklassigkeit fest.
Neuzugänge bringen Champions-League-Flair nach Franken
Für das zweite Projekt Handball-Bundesliga hat sich der HC Erlangen gleich vierfach internationale Erfahrung ins Team geholt. Die Transfers der spanischen Stars Isaías Guardiola und Uros Bundalo wurden in den vergangenen Tagen bekannt gegeben, ebenso die Wechsel der Ex-Nationalspieler Michael Haaß und Nikolas Katsigiannis. Mit Guardiola und Katsigiannis schließen sich damit zwei Akteure den Franken an, die sich mit ihren Teams MKB Veszprém und THW Kiel Ende des Monats noch im Champions-League-Halbfinale gegenüberstehen werden. Auch Uros Bundalo vom HBC Nantes und Michael Haaß vom SC Magdeburg sorgten in diesen Wochen schon für Furore. Ersterer mit dem Finaleinzug im EHF-Pokal, Letzterer mit dem DHB-Pokalsieg gegen Flensburg zu Beginn des Monats.

Für ihn haben zwei Faktoren den Ausschlag gegeben, sich vom siegesverwöhnten THW Kiel zurück zum Zweitligameister HC Erlangen zu begeben: "Ich fühle mich in der Region wohl, der Verein arbeitet sehr professionell. Für mich ist es wichtig, in einem Verein zu spielen, der auch noch was vorhat. Wenn man sieht, wer im Sommer noch alles dazukommen wird: Das sind Leute mit Erfahrung, die alle noch was erreichen wollen! Da ist keiner bei, der locker seine Karriere ausklingen lassen will."
"Luft da unten in der Bundesliga ist dünn"
In sportlicher Hinsicht spricht Katsigiannis ebenso wie die Vereinsführung um das Duo Robert Andersson und Stefan Adam von verhaltenen Zielen: "Die Luft da unten in der Bundesliga ist sehr dünn. Wir werden unsere Hausaufgaben machen müssen und schnell die Punkte sammeln, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden. Aber wir werden mit Sicherheit nicht voreilig sein und zu große Ziele ausgeben."
Und zu den ganz großen im deutschen Handball zählt der HC Erlangen immerhin schon in Sachen Zuschauerzuspruch – dem Weltrekord von Pfingsten sei Dank.
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Mats-Yannick Roth