Showdown am letzten Spieltag der Frauen-Bundesliga: Im direkten Vergleich ermitteln Titelverteidiger Thüringer HC und der HC Leipzig den deutschen Meister 2016. Die Ausgangslage könnte kaum brisanter sein - beide Vereine verbindet eine ausgeprägte Rivalität.
Sechster Titel für den Thüringer HC oder Ende der Durststrecke für den HC Leipzig - das Finale in der Bundesliga der Frauen lässt an Spannung und Dramatik nichts zu wünschen übrig. "Wir sind bereit", sagt THC-Trainer Herbert Müller, "wir werden kämpfen bis zum Umfallen." Der HCL hat ähnliche Pläne. "Wir hauen alles rein, was geht", kündigt Manager Kay-Sven Hähner an, "es wäre gut für den Frauenhandball, wenn es endlich mal einen anderen Meister gäbe."
Seit 2011 führte am Thüringer HC kein Weg vorbei, fünfmal in Folge holte das Team von Taktikguru und Motivationskünstler Herbert Müller den Titel. In dieser Saison schien die Zeit für die Wachablösung reif, vor allem die Millionentruppe der SG BBM Bietigheim brachte sich mit vier Punkten gegen den THC und drei gegen Leipzig in Stellung. "Sie sind an ihrer eigenen Überheblichkeit gescheitert", sagt Müller: "Wer gegen die Spitzenteams brilliert und gegen Mittelmaß verliert, gewinnt keine Titel."
Psychologischer Vorteil
Und so sind wieder die beiden Mannschaften übrig, die den deutschen Frauenhandball seit Jahren prägen. Allerdings geht der THC mit einem nicht zu unterschätzenden psychologischen Vorteil in das Endspiel am Samstag vor heimischem Publikum in der seit Wochen ausverkauften Halle in Bad Langensalza: Von den letzten 16 Spielen gegen den Thüringer HC gewann Leipzig kein einziges, immer dann, wenn es darauf ankam, hatte der THC das bessere Ende für sich. "Jede Serie endet", sagt Kay-Sven Hähner, "und wir sind der Meinung, dass diese Serie des THC am Samstag enden könnte."
Die Rivalität der beiden Vereine ist legendär, Nettigkeiten werden gemeinhin nicht ausgetauscht. Beim 34:30-Sieg des THC in der Hinrunde in der Leipziger Arena führte Müller die Gastgeber regelrecht vor, als er in jedem Angriff eine siebte Feldspielerin anstelle der Torhüterin brachte und seinen Trainerkollegen Norman Jentsch damit düpierte. Er habe jetzt gehört, sagte Müller mit einer leichten Spur von Sarkasmus in der Stimme, "dass Norman nichts anderes mehr macht als die Variante sieben gegen sechs zu trainieren".
Der HCL braucht den Sieg
Dem THC reicht aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz gegen den punktgleichen HC Leipzig, Meister der Jahre 2009 und 2010, ein Unentschieden für den Titel, der HCL dagegen muss unbedingt gewinnen. "Wir sind schon stolz, dass wir überhaupt in der Position sind, den THC herauszufordern", sagt Hähner: "Unsere Mannschaft mit vielen jungen deutschen Spielerinnen gegen die internationalen Stars des THC - das ist schon bemerkenswert." Vor allem sei diese Konstellation "super für den deutschen Frauenhandball". Spannung, Dramatik, Rivalität auf höchstem Niveau und das alles live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen - es gab schon schlechtere Zeiten.
Es ist übrigens nicht der letzte Showdown der beiden Teams, am 20. Mai treffen der THC und der HCL im Halbfinale des Final Four im DHB-Pokal erneut aufeinander - dieses Mal in Leipzig. Für wen es dann um das Double geht entscheidet sich im Finale von Bad Langensalza.

















