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Die Hochsprungqueen und ihr Zwei-Meter-Traum

Marie-Laurence Jungfleisch erreichte bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr den sechsten Platz
Marie-Laurence Jungfleisch erreichte bei der Weltmeisterschaft im letzten Jahr den sechsten Platz
18. April 2016, 16:30

Der Countdown zu den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro hat längst begonnen. Bis zur Eröffnungsfeier am 5. August begleitet sport.de Olympioniken bei ihrer Vorbereitung auf den weltweiten Sporthöhepunkt 2016. Das sind "Unsere Rio-Reiser – die sport.de-Olympiavorschau!".

Marie-Laurence Jungfleisch geht als beste deutsche Hochspringerin in den olympischen Sommer. Bei ihren ersten Olympischen Spielen will die 25-Jährige endlich die Zwei vor dem Komma stehen haben. sport.de hat mit der gebürtigen Pariserin über alle sportlichen Ziele gesprochen und weiß, warum Jungfleisch auch gerne abseits der Hochsprungmatte eine gute Figur abgibt. 

Frau Jungfleisch, wir nähern uns in großen Schritten dem Sommer und damit der Outdoorsaison. Hat die Wettkampfsaison für Sie schon angefangen draußen?

Im Moment habe ich noch keine Wettkämpfe, sondern sehr viel Training. Ende April geht es wieder in die Türkei nach Belek ins Trainingslager für zwei Wochen. Kurz darauf beginnen die Wettkämpfe. Der erste wird in Rehlingen (Bayern, Anm. der Redaktion) sein, da werde ich auch direkt versuchen, die Olympianorm von 1,93 Meter zu springen. Ich hoffe natürlich, dass es so schnell wie möglich klappt. Dann ist dieser Druck, die Norm erst einmal zu springen, auch endlich weg.

Sie waren vor kurzem erst in Südafrika im Trainingslager. Was waren da vor Ort die wichtigsten Trainingsinhalte?

Wir haben sehr viele Technikeinheiten gemacht, dazu Sprints und Krafttraining. Das Training war also relativ gemischt. Ich war mit meiner Heim-Trainingsgruppe dort, insgesamt waren wir zu sechst. Außerdem waren ein paar andere DLV-Athleten vor Ort, aber mit denen hatten wir wenig zu tun, da die ganz anders trainiert haben.

Was sind im Zeitraum April bis Juni die wichtigsten Termine für Sie, an denen Sie beim Hochspringen zu sehen sein werden?

Geplant ist unter anderem, dass ich am 28. Mai in Eugene beim Diamond League Meeting dabei sein werde. Wichtig sind natürlich auch die deutschen Meisterschaften am 18. und 19. Juni in Kassel. 

Blicken wir kurz zurück: Im Februar bei den deutschen Hallenmeisterschaften lief es ganz gut, Sie haben mit übersprungenen 1,95 Metern ihren vierten deutschen Hallentitel gewonnen. Wie zufrieden sind Sie unter dem Strich mit dem Verlauf der Indoor-Saison, was Ihre eigenen Leistungen angeht?

Zu 100 Prozent zufrieden war ich nicht. Es hat ganz gut angefangen mit 1,94 Metern, mittendrin war es dann leider nicht so toll. Ich kann nicht genau sagen warum, es waren zu der Zeit sehr viele Wettkämpfe hintereinander ohne große Regenerationszeit. Ich wollte auch so viele Wettkämpfe wie möglich machen, weil die Hallensaison eben sehr kurz ist.
Insgesamt, von den Platzierungen bin ich zufrieden und über 1,95 Meter bei der Hallen-DM kann man auch nicht jammern! 1,98 oder 1,99 wären natürlich super gewesen, aber da mache ich mir keinen großen Kopf drüber.

Die Hallen-WM in Portland im März haben Sie dann ausgelassen. Was war der Grund?

Ich hatte mich durch den Sieg bei der World Indoor Tour zwar qualifiziert, aber es war eigentlich von vornerein klar, dass ich dort nicht teilnehmen werde. Es passte einfach nicht so gut in den Vorbereitungsplan.

Wie ist ihre körperliche Verfassung insgesamt? Hatten Sie zuletzt Probleme mit Verletzungen oder Krankheit?

Das läuft perfekt, da ist zum Glück alles gut. Ich bin robust! (lacht)

Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 1,99 Meter. Im Damenhochsprung wird immer auf die magische Marke von 2,00 Metern geblickt. Welche Bedeutung hat es für Sie persönlich, diese Schallmauer irgendwann noch zu durchbrechen?

Es wäre einfach perfekt, wenn ich dieses Jahr in Rio oder gerne auch schon davor die zwei Meter springen könnte. Es ist das Schönste als Hochspringerin, die zwei Meter zu knacken!

Wie schwer fällt es Ihnen überhaupt noch, Höhen auf Weltklasseniveau von über 1,90 Meter zu springen?

Ich habe mir am Anfang der Saison vorgenommen, dass ich bei Events nicht unter 1,90 Meter springe. Bis auf einmal hat das auch geklappt (1,87 Meter in Glasgow im Februar, Anm. d. Red.). Es bleibt für mich auch in Zukunft das Mindeste, eben über diese Höhe zu kommen.

Was steht bei den Events, die vor Olympia noch anstehen, im Fokus? Geht es um eine gute Platzierung oder vielmehr um die Höhe, unabhängig vom Resultat hinterher?

Es geht natürlich auch immer um die Technik, sonst können wir bestimmte Höhen ja gar nicht springen. Da liegt vor allem im Training der Fokus drauf, wenn es eigentlich gar nicht um die Höhe geht. Bei den Wettkämpfen in der Vorbereitung auf Rio sind für mich die Platzierungen nicht allzu wichtig. Außer natürlich bei Meisterschaften! Am wichtigsten ist mir eigentlich, dass ich konstant springe, meine Höhen von 1,95 oder 1,96 Meter erreiche und nicht großartige Leistungstiefs zwischendrin habe.

Und das funktioniert aktuell auch, was die Konstanz in Ihren Sprüngen angeht?

Ja, schon. Seit zwei Jahren bin ich eigentlich immer recht konstant gesprungen. Auch bei sehr wichtigen Wettkämpfen wie Welt- oder Europameisterschaften, bei denen ich meine Bestleistungen habe abrufen können.

Vor diesem Hintergrund: Wie kommen Sie mit der Herausforderung zurecht, eben genau am Tag X ihre maximale Leistung abzurufen und Topleistung zu bringen? Denn das kann ja im Hochsprung auch großen Druck bedeuten.

Ich denke, dass ist in allen Sportarten irgendwie gleich. Alle stehen vor der Herausforderung, sehr gute Leistungen in den wichtigsten Momenten zu erzielen. Für meinen Trainer und mich persönlich war es in Peking bei der WM auch sehr spannend, als ich die 1,99 Meter im dritten Versuch gesprungen bin. Da muss es natürlich auch mental stimmen, man muss sehr selbstbewusst da rangehen.

In Rio würden Sie in diesem Jahr vor Ihrer ersten Olympia-Teilnahme stehen. Was bedeutet Olympia für Sie, welchen Stellenwert hat eine Teilnahme in diesem Sommer?

Die Olympia-Teilnahme ist für mich sehr, sehr wichtig! Es ist das wichtigste Event in einem Sportlerleben. Wir bereiten uns entsprechend extrem darauf vor. Man sieht das auch an der ganzen Vorbereitung vom DLV und merkt, dass immer eine gewisse Anspannung herrscht. Viele erwarten etwas von dir und damit muss man umgehen können. Ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn ich nicht daran teilnehmen könnte.

Welche konkrete Zielsetzung haben Sie sich für die Olympischen Spiele in diesem Sommer formuliert?

Mein Ziel ist es, ins Finale zu kommen. Und dann will ich natürlich auch die zwei Meter springen. Es wäre für mich super, wenn ich auf dem Saisonhöhepunkt wieder Bestleistung springen würde, so wie in den letzten zwei Jahren auch.

Gibt es besondere Favoritinnen, die Sie ausgemacht haben? Und wie ist das Verhältnis zwischen den Athletinnen auf diesem Weltklasseniveau? Verstehen Sie sich gut mit der internationalen Konkurrenz oder haben Sie keinen Kontakt?

Bei uns im Hochsprung haben wir untereinander gar nicht viel Kontakt muss ich sagen – eigentlich schade. Man sieht sich beim Essen, aber mehr als "Hallo" und "Wie geht's?" wird eigentlich auch nicht gesprochen. Nach dem Wettkampf ist es meistens etwas lockerer. Es ist natürlich noch die große Frage, ob die Russinnen dabei sein werden. Diese, haben super Athletinnen in ihren Reihen und können bestimmt um die Medaillen mitspringen.

Für welche Sportarten bei Olympia interessieren Sie sich außerhalb des Leichtathletik-Stadions? Gibt es schon Pläne, sich vielleicht auch andere Wettbewerbe anzuschauen?

Ich habe keine speziellen Sportarten, die ich bevorzuge. Ich schaue mir gerne alles an.

Sie sind auch abseits des Hochspringens in den letzten Jahren bekannt geworden durch verschiedene öffentliche Auftritte. Wie nehmen Sie das ganze Drumherum um den Sport auf?

Es ist ein bisschen Abwechslung, die mir schon viel Spaß macht. Es stehen eben nicht nur die ganze Zeit Sport und Training im Fokus, sondern auch mal Fotoshootings oder TV-Auftritte. Natürlich ist man da vorher nervös, aber es sind wieder ein paar neue Herausforderungen, die mir gefallen. Wenn ich da keine Lust drauf hätte, würde ich es auch nicht tun. Ich mache nur das, was mir auch Spaß macht.

 

Auf nationaler Ebene hat Marie-Laurence Jungfleisch bereits alles gewonnen. Sie ist vierfache deutsche Hallenmeisterin (2011, 2013, 2014 und 2016) und dreifache deutsche Meisterin (2013, 2014, und 2015) im Hochsprung. 

Die kommenden Termine von Marie-Laurence Jungfleisch:

  • 16. Mai: Int. Meeting in Rehlingen (GER)
  • 28. Mai: Diamond League in Eugene (USA)
  • 18./19. Juni: Deutsche Meisterschaften in Kassel (GER)
  • 24. Juni: Nat. Meeting in Bühl (GER)

Das Interview führte Mats-Yannick Roth

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