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Fürste exklusiv: Der Traum vom Gold-Hattrick

Moritz Fürste war lange Jahre Teamcaptain der deutschen Hockeynationalmannschaft
Moritz Fürste war lange Jahre Teamcaptain der deutschen Hockeynationalmannschaft
21. März 2016, 12:37

Der Countdown zu den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro hat längst begonnen. Bis zur Eröffnungsfeier am 5. August begleitet sport.de Olympia-Teilnehmer bei ihrer Vorbereitung auf den weltweiten Sporthöhepunkt 2016. Das sind "Unsere Rio-Reiser – die sport.de-Olympiavorschau!".

Er gilt als das Aushängeschild schlechthin im deutschen Hockeysport: Moritz Fürste hat es nicht zuletzt aufgrund der großen Erfolge mit der deutschen Nationalmannschaft in den letzten zehn Jahren zu viel Respekt und Anerkennung in der Sportwelt gebracht. Mit sport.de sprach Fürste über den großen Traum von der dritten Goldmedaille, sein erstes Indien-Abenteuer vor drei Jahren und die Entwicklungen im Feldhockey.

In weniger als fünf Monaten geht's in Rio los mit dem olympischen Hockeyturnier. Wie präsent ist dieser sportliche Höhepunkt des Jahres jetzt schon für Sie?

Sehr präsent! Unsere Vorbereitungen sind gestartet und natürlich geht gedanklich alles in Richtung Rio. Es ist das Event, auf das alle seit dreieinhalb Jahren hinfiebern.

Was steht für Sie ab März sportlich gesehen auf der Agenda? Sowohl mit Ihrem Verein als auch mit der deutschen Nationalmannschaft?

Mit der Nationalmannschaft hat nun gerade die Vorbereitung auf Rio begonnen. Wir waren vor Kurzem erst in Südafrika. Außerdem hat am Wochenende die Bundesligasaison begonnen. Mit dem Uhlenhorster HC wollen wir uns für die Finals qualifizieren. Gleichzeitig steht an Ostern das Achtelfinale in der Champions League vor der Tür. Sie sehen, es steht ein ereignisreiches Frühjahr bevor.

Wie sieht vor diesem Hintergrund ein Trainingstag oder eine Trainingswoche in Ihrem Sportlerleben aus?

Wir trainieren montags regenerativ. Dienstags bis donnerstags haben wir dann pro Tag zwei Trainingseinheiten, in denen verschiedene Inhalte wie Sprints, Intervalle, Standardsituationen oder Krafttraining im Mittelpunkt stehen. Freitags trainieren wir noch individuell.

Im Hockey gelten Sie in Deutschland als einer der populärsten Sportler und blicken schon auf eine lange Karriere zurück. Wie bewerten Sie selbst die Entwicklung des Hockeysports in Deutschland in den letzten zehn bis 15 Jahren?

Der Sport hat sich extrem weiterentwickelt. Er ist viel schneller und athletischer geworden. Die Regeln haben da einiges dazugetan. In der Wahrnehmung hat sich meiner Ansicht nach wenig getan und das muss man sich auch ganz klar zum Vorwurf machen. Da wurden sicherlich Chancen vertan...

Sie haben vor einigen Jahren den Schritt nach Indien gewagt und dort ebenso wie hierzulande große Erfolge gefeiert. Erklären Sie uns bitte einmal, wie es genau zu dem Engagement in Indien kam und was Sie dort persönlich für Erfahrungen gesammelt haben.

Als die Liga 2013 zum ersten Mal stattfand, habe ich die Chance genutzt und mich angemeldet. Eine tolle Chance um Geld zu verdienen und gleichzeitig ein anderes Land, nein, eine andere Welt kennenzulernen. Ich habe tolle Menschen und eine wahnsinnig spannende Kultur kennengelernt, über die man oft den Kopf schüttelt, aber auch sehr häufig staunt, wie gelassen und zufrieden alle sind. Ich bin sehr dankbar für die Zeit.

Was haben Sie sich für die mittelfristige Zukunft noch für Ziele auf Vereinsbasis gesteckt?

Ich möchte nach wie vor alles dafür tun, um mit meinem Heimatverein den Deutschen Meistertitel zu erreichen.

Kommen wir zurück zu Rio 2016: Sie haben mit der Nationalmannschaft bereits zwei Goldmedaillen geholt. Wie weit sehen Sie sich und Ihr Team auf dem Weg zum Gold-Hattrick, dem dritten Titelgewinn nach Peking 2008 und London 2012?

Wir sind aktuell nach meiner persönlichen Einschätzung bei 40 Prozent. Es wird ein harter und langer Frühling und Sommer. Ich denke, wir werden im Juni sehen, wo wir stehen. Dann lässt sich auch viel besser klarziehen, wo die Reise bei den Olympischen Spielen hingehen soll.

Wer werden Ihrer Meinung nach die größten Konkurrenten in Rio sein und was haben Sie und Ihr Team sich als Ziel für das olympische Turnier auf die Fahnen geschrieben?

Australien, Niederlande, Belgien, Argentinien, Großbritannien und Indien sind die größten Konkurrenten für uns. Letztlich können dort alle eine Medaille gewinnen.

Was macht für Sie die Besonderheit der Olympischen Spiele aus?

Es ist das größte Sportevent der Welt. Dort dabei sein zu dürfen, ist ein Traum für jeden Sportler. Das Miteinander im Dorf und die Atmosphäre, dazu der Zusammenhalt im ganzen Deutschen Team: Das ist alles sehr besonders.

In welchem Rhythmus trainieren Sie im Hinblick auf Olympia eigentlich mit der DHB-Nationalmannschaft?

Wir haben 100 gemeinsame Lehrgangstage im Jahr. In der Regel sind das dann immer Lehrgänge von drei bis sechs Tagen am Stück. Diese finden in Abständen von zwei bis drei Wochen statt.

Aus dem letzten Jahr ist vor allem der dritter Platz bei der Hallen-WM in Erinnerung geblieben. Welchen Stellenwert hat für Sie Hallenhockey insgesamt zum Vergleich mit dem Feldhockey?

Das lässt sich kurz und eindeutig beantworten: In diesem Jahr gar keinen! (lacht)

Im Jahr 2012 haben Sie die höchste individuelle Auszeichnung im Hockey erhalten, als Sie zum Welthockeyspieler gewählt worden sind. Welchen Stellenwert hatte diese Auszeichnung für Sie persönlich und könnte sich so ein Titel noch einmal wiederholen?

Ich bin sehr stolz auf die Auszeichnung. Am Ende ist es aber ebenfalls ein Teamerfolg und es hätten sicher auch andere Spieler im Team verdient gehabt. Wenn wir wieder so performen wie in der Vergangenheit, dann haben auch wieder ein paar Spieler von uns die Chance auf solche Auszeichnungen.

Sie sind der breiten Öffentlichkeit besonders durch die olympischen Turniere von Peking und London bekannt geworden. Was meinen Sie: Wie wird ihr Sport in der Öffentlichkeit insgesamt wahrgenommen?

Ich denke, es ist noch ein langer Weg und ich hoffe, dass wir diesen mit unseren Erfolgen mit verändern können. Aktuell bin ich nicht zufrieden. Da wäre mehr möglich gewesen!

Blicken wir auf das Jahresende: Wie sollte im Dezember in diesem Jahr die sportliche Bilanz von Moritz Fürste aussehen?

Dazu kann ich jetzt noch nichts genaues sagen. Fragen Sie mich das im Juli nochmal.

 

Der 31-jährige Moritz Fürste spielt bereits seit elf Jahren in der Deutschen Hockeynationalmannschaft. Die mit Abstand bedeutendsten Erfolge in seiner Länderspiellaufbahn sind die Goldmedaillen bei Olympia 2008 und 2012, als in den Finalspielen Spanien (1:0) beziehungsweise die Niederlande (2:1) bezwungen wurden. Außerdem wurde Moritz Fürste 2006 Weltmeister sowie 2011 und 2013 Europameister. Der Hamburger in Diensten des Uhlenhorster HC gewann daneben auf Vereinsebene schon drei Mal die Euro Hockey League und triumphierte 2013 in seinem Debütjahr in der Hockey India League.
Den "Gold-Hattrick" mit drei Olympiasiegen in Folge hat es im Hockey schon seit 60 Jahren nicht mehr gegeben.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth

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