Eintracht Frankfurt und Thomas Schaaf: Diese ohnehin schon bizarre Geschichte wird am Samstag noch einmal um ein neues und spannendes Kapitel reicher.
In ihrem wahrscheinlich wichtigsten Spiel seit drei Jahren trifft die Eintracht ausgerechnet auf ihren früheren Trainer und dessen neuen Verein Hannover 96. Als Schaaf die Frankfurter im Mai 2015 verließ, waren sie in der Bundesliga gerade Neunter geworden. Zehn Monate und zwei Trainerwechsel später steht der Club nur noch auf Platz 16 - Tendenz scheinbar unaufhaltsam fallend. In Frankfurt fragt sich deshalb jeder: Gegen wen will diese völlig verunsicherte Mannschaft gewinnen, wenn nicht gegen Hannover, den abgeschlagenen Tabellenletzten?
Für Schaafs neues Team ist dieses Kellerduell die definitiv letzte Chance im Abstiegskampf, für sein altes Team so etwas wie die letzte Hoffnung auf eine sportliche Wende. "Das ist noch kein Endspiel oder Schicksalspiel. Aber wir wollen es mit aller Macht gewinnen - egal wie", sagte sein Nach-Nachfolger in Frankfurt, Niko Kovač.
Mut-, hilf- und ideenlos
Das Problem der Eintracht ist: Sie hat keines ihrer vergangenen acht Spiele gewonnen. Und was noch schlimmer ist: Sie wirkte dabei so mut-, hilf- und ideenlos, dass die "Frankfurter Rundschau" zuletzt titelte: "Dem Abstieg geweiht". "Sieger-Mentalität kannst du nicht im Supermarkt kaufen", sagte Kovač. Und so glaubt in Frankfurt jeder, dass sich dieses angeschlagene Team von einem weiteren Rückschlag gegen den Tabellenletzten nicht noch einmal erholen würde.
Hannover hat unter Schaaf acht von neun Spielen verloren. 96 ist damit der einzige Club, der das teils erschütternde Frankfurter Niveau der vergangenen Wochen sogar noch unterboten hat. Es sind die beiden statistisch wie spielerisch schwächsten Teams der Rückrunde, die da am Samstag in der Commerzbank Arena aufeinander treffen. Genau daran klammert sich Schaaf: "Das ist ein Gegner, der im Moment noch in der Nähe ist - und danach hoffentlich noch näher."
Erfolg nein, Vertrauen ja
Seine eigene Situation ist ziemlich paradox: Der 54-Jährige hat in Hannover keinen Erfolg, aber trotzdem das Vertrauen der Vereinsführung. Nach diesem Kellerduell soll Schaaf sich erklären, ob er mit 96 auch in die Zweite Liga gehen würde. Klubchef Martin Kind möchte dem Vernehmen nach gerne mit ihm weiterarbeiten.
In Frankfurt verhielt sich das genau umgekehrt. Platz neun mit einem Team im Umbruch war ein Erfolg, von dem die Eintracht heute nur träumen kann. Trotzdem wollte nach nur einem Jahr im Verein kaum noch jemand mit Schaaf weiterarbeiten. Die meisten Spieler klagten über ihn - und die Klubspitze ließ ihn im Regen stehen. Also warf der erfahrene Coach nach nur elf Monaten in Hessen wieder hin.
Schaaf freut sich auf die Rückkehr
"Eintracht Frankfurt kümmert sich jetzt um seine eigene Situation und ich um meine", sagte Schaaf vor diesem brisanten Spiel. "Aber ich freue mich auf die Rückkehr und auf die Stadt. Das war eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich freue mich, den einen oder anderen wiederzusehen. Die alle namentlich aufzuzählen, würde lange dauern."
Viele bei der Eintracht kann er damit nicht meinen. Marc Stendera etwa wurde unter ihm zum Stammspieler und Alexander Meier sogar Torschützenkönig der Bundesliga. Trotzdem blieb das Verhältnis unterkühlt. Meier ist an diesem Samstag wahrscheinlich immer noch verletzt, der junge Stendera wieder fit. Das sind die Dinge, die Niko Kovač vor allem beschäftigen. Zur Rückkehr von Thomas Schaaf sagt der neue Frankfurter Trainer nur: "Wissen Sie, die Bundesliga ist wie ein Karussell. Ständig gibt es mit irgendjemandem ein Wiedersehen."




























