Der SC Paderborn hat seinen ersten Sieg seit knapp fünf Monaten gefeiert. Beim 4:3 im Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli wurde wieder offensichtlich: Seit Stefan Effenberg weg ist, geht es bei den Ostwestfalen bergauf.
Im zweiten Spiel nach dem Ende der Ära Effenberg war der Jubel über den Befreiungsschlag beim SC Paderborn grenzenlos. Und da das Getöse um das unrühmliche Effe-Aus noch nachhallt, hörte sich im Anschluss an das eindrucksvolle 4:3 (2:0) beim Aufstiegskandidaten St. Pauli jeder Satz der Sieger irgendwie auch wie eine schallende Ohrfeige gegen den entlassenen Trainer an. Obwohl der Name Effenberg kaum noch fiel, zogen die Paderborner Profis am Freitagabend in Hamburg einen dicken Schlussstrich unter die Sache.
"Wir haben viel gearbeitet in den letzten zehn Tagen und spielen jetzt eine andere Art Fußball, mehr technisch, mit mehr Druck. Das tut uns gut", sagte Matchwinner Nicklas Helenius: "Wenn wir so weiter machen, werden wir noch viele Punkte einfahren."
Nachvollziehbarer Optimismus
In der Tat war der Optimismus der Ostwestfalen, die den Rückstand auf den Relegationsplatz zunächst auf einen Punkt verkürzten, nachvollziehbar. Vor allem die erste Halbzeit, in der die Gäste vor staunenden 28.815 Zuschauern am Millerntor durch Helenius (7.) und Florian Hartherz (25.) verdient mit 2:0 in Führung gingen, hinterließ Eindruck - auch beim Gegner.
"Paderborn hat genau so gespielt, wie man in einer solchen Situation spielen muss. Ich habe keinen Zweifel, dass sie den Klassenerhalt schaffen", sagte Ewald Lienen. Der Pauli-Trainer war stinksauer auf sein Team: "Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Wir waren nicht griffig, nicht aggressiv, haben den Gegner eskortiert. So kann man ein Spiel gegen eine Mannschaft, die ums Überleben kämpft, nicht angehen."
Selbstvertrauen vor den Wochen der Wahrheit
Stolz und mit viel frischem Selbstvertrauen gehen die Paderborner nun in die Wochen der Wahrheit. Schon das kommende Heimspiel gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg am Freitag (18:30 Uhr im sport.de-Liveticker) ist erneut richtungweisend. Es herrschte aber auch etwas Verwunderung ob der seit der Entlassung von Effenberg schnell zurückgewonnene Stärke, die sich in der Vorwoche beim 1:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth schon angedeutet hatte.
"Ich wusste gar nicht mehr, wie es ist zu gewinnen", sagte Marvin Bakalorz nach dem ersten Dreier seit Oktober und 13 Ligaspielen ohne Sieg: "Das wird uns Euphorie geben für die nächsten Wochen."
Müller sammelt Punkte für langfristige Anstellung
Auch Effenbergs Nachfolger René Müller war erleichtert. "Der Sieg ist ein tolles Gefühl, aber war erst ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagte der 41-Jährige. Müller, in Paderborn schon zweimal Interimscoach, sammelte in Hamburg viele Punkte für eine langfristige Anstellung.
"Wie die Mannschaft Fußball gearbeitet und gespielt hat, war toll. Sie hat sich dafür selbst belohnt", sagte Müller. In der Tat hatte das mutige Spiel der Paderborner nichts mehr gemein mit dem "Anti-Fußball" (RB-Leipzig-Trainer Ralf Rangnick) unter Effenberg - auch wenn in der turbulenten zweiten Halbzeit und Treffern des überragenden Winter-Neuzugangs Helenius (59.) und Thomas Bertels (81.) sowie Lasse Sobiech (51., Foulelfmeter), Waldemar Sobota (84.) und Fabrice Picault (90.+3) für Pauli auch "eine Portion Matchglück" (Müller) dabei war.


























