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Zé Roberto: "Könnte noch Bundesliga spielen"

Zé Roberto jubelt über seinen Treffer im brasilianischen Pokalfinale 2015
Zé Roberto jubelt über seinen Treffer im brasilianischen Pokalfinale 2015
Foto: © getty, Friedemann Vogel
08. März 2016, 05:00

Kein Brasilianer hat länger in der Bundesliga gespielt als Zé Roberto. Vier Jahre Leverkusen, sechs Jahre Bayern, zwei Jahre Hamburger SV. Mit 41 Jahren spielt er immer noch Fußball auf höchstem Niveau, gewann im Dezember mit seinem Club Palmeiras São Paulo den brasilianischen Pokal.

Er traut sich sogar noch die Bundesliga zu - Bayern hat ja gerade ein akutes Verteidigerproblem.

Zé Roberto, Sie gelten immer noch als einer der besten Verteidiger in der brasilianischen Liga. Wie lange wollen Sie noch spielen?

Im Juli werde ich 42. Ich habe noch einen Vertrag bis Ende des Jahres. Danach werde ich meine Karriere beenden.

Wie schaffen Sie es, in so hohem Profi-Alter noch so fit zu sein?

Ich ernähre mich sehr gesund, viel Gemüse, Pasta und Fisch. Und ich versuche, genug Schlaf zu bekommen, sieben, acht Stunden. Ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht. Ich mache zudem viel Krafttraining und hatte das Glück, nie schwer verletzt gewesen zu sein. Die längste Auszeit waren mal zweieinhalb Monate beim Hamburger SV. Und meine Familie gibt mir Sicherheit, das hilft sehr. Ebenso mein christlicher Glaube, der für mich ein Refugium ist.

Könnten Sie mit ihrem Niveau noch Bundesliga spielen?

Ich glaube ja. Ich habe zwölf Jahre Bundesliga gespielt, so lange wie kein anderer Brasilianer. Ich habe sehr viel Erfahrung. Aber klar, ich bin nicht mehr so schnell, wie vor zwanzig Jahren. Hier in Brasilien spielen wir aber inzwischen ähnlich wie in Europa mit viel mehr Schnelligkeit und Intensität als früher.

Zu welchen früheren Mitspielern haben Sie noch Kontakt?

Während der Fußball-WM in Brasilien habe ich vor dem Spiel Deutschland gegen Algerien in Porto Alegre einige Spieler wie Miro Klose, Philipp Lahm, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger sowie Doktor Müller-Wohlfahrt getroffen. Mit Bastian habe ich heute noch am meisten Kontakt. 

Was war das schönste Spiel in der Bundesliga?

Das war gegen Ulm. Mit Leverkusen gewannen wir im März 2000 dort 9:1, es war noch am Anfang meiner Zeit in Deutschland. Ich schoss zwei Tore und gab drei oder vier Vorlagen. Die schönste Zeit hatte ich ganz klar bei Bayern München, diese Siegermentalität.

Wie war es denn bei Bayern mit Felix Magath als Trainer?

Felix war mein härtester Trainer. Ganz klar. Medizinbälle und zwei Stunden Bergläufe. Da ging es ans Limit. Aber er hat dem Club Titel beschert. Felix hat ein ganz anderes Training gemacht, sehr intensiv. Aber ich habe es irgendwie geschafft.

Ärgert Sie es, dass Sie nie die Champions League gewonnen haben?

1997 war ich bei Real Madrid, wurde dann aber nach Flamengo Rio de Janeiro verliehen, und Real gewann ohne mich in der Saison am Ende die Champions League. Theoretisch war ich auch ein Gewinner. Und mit Leverkusen war es sehr knapp im Finale 2002 in Glasgow, als wir durch das Tor von Zidane 2:1 verloren haben.

Was war denn von all den Spielen, das persönlich Prägendste?

Der 3:0-Sieg im Achtelfinale gegen Ghana bei der Fußball-WM in Deutschland, bei dem ich das dritte Tor schoss. Es war eine Weltmeisterschaft. Aber auch der Pokalsieg mit Palmeiras, bei dem ich einen Elfmeter verwandelte, war von der Stimmung unglaublich. Die größte Enttäuschung war sicher, dass ich 2002 für die WM in Japan und Korea, wo wir Weltmeister wurden, nicht nominiert worden war.

Sie haben lange in Deutschland gelebt und die deutsche Staatsangehörigkeit, vermissen Sie etwas?

Ja, vor allem die Sicherheit im Vergleich zu Brasilien, gerade wenn Sie Frau und Kinder haben. Hier kann man nur in bewachten Komplexen wohnen und sich nicht so frei bewegen. Wir leben hier mit der Angst vor Überfällen, das ist in Deutschland anders.

Und gibt es auch Sehnsucht nach deutschem Essen?

Ja, Bratkartoffeln. Und ab und zu mal eine Brezel essen. Als ich bei Porto Alegre (2012-14) im Süden gespielt habe, wo es in der Region viele deutsche Gemeinschaften gibt, war ich öfter in deutschen Restaurants. Da gab's schon mal Sauerkraut und Kassler.

Können Sie sich nach Ende der Karriere eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen?

Ich glaube ja, ich identifiziere mich stark mit Deutschland und meine Kinder sind da geboren worden. Alle drei. Ich habe den deutschen Pass. Und viele Freunde dort. Aber ich habe bisher noch keine Pläne, als Trainer zu arbeiten. Vielleicht wäre Manager mehr meine Sache.

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