Als Nicolò Melli vor der Bamberger Fan-Kurve mit dem Megafon den "Humba"-Siegesgesang anstimmte, waren die geschlagenen Stars aus Barcelona längst in die Kabine verschwunden.
Dank der nächsten Euroleague-Gala dürfen die Brose-Basketballer weiter auf die Qualifikation zum Viertelfinale des wichtigsten europäischen Klubwettbewerbs hoffen - es wäre ein historischer, deutscher Coup. Davon redete Coach Andrea Trinchieri offiziell freilich nicht. Nach dem 74:70 (35:32) zuhause gegen den zweimaligen Euroleague-Champion aber fiel auch dem Italiener ein Stein vom Herzen. "Der Sieg heute bedeutet in der Gesamtheit nicht viel, aber er zeigt, dass wir wieder atmen."
Drei Erfolge und drei Niederlagen stehen für die Franken nach sechs Partien zu Buche, in der Zwischenrundengruppe F bleibt der deutsche Meister damit an den vorderen Rängen dran. Vier der acht Mannschaften qualifizieren sich für die K.o.-Phase - der Sprung unter die Top acht in Europa war bislang noch nie einem Bundesligisten gelungen.
"Hier ist nichts selbstverständlich"
"Wir schauen von Spiel zu Spiel", meinte Darius Miller und traf mit dieser beliebten Sportler-Floskel auch den Nerv von Coach Trinchieri. Der deutsche Meister weiß nur zu gut um die noch anstehenden Aufgaben gegen europäische Basketball-Schwergewichte, etwa aus Moskau, Madrid und Piräus. Auch die beeindruckende Bilanz von bislang nur einem verlorenen Heimspiel in dieser Saison wischte Trinchieri schnell beiseite. "Hier ist nichts selbstverständlich", betonte der Trainer.
Gerade die Bamberger sind ein Beispiel dafür, dass Vorzeichen oder Favoritenrollen nicht zählen. Trotz der Erschöpfung aus zuvor zwei Reisen nach Moskau innerhalb von sechs Tagen kämpfte die Trinchieri-Truppe die Gäste aus Spanien nieder, Janis Strelnieks mit 16 Punkten war am Ende der erfolgreichste Werfer. Zu Matchwinnern avancierten im Finish aber auch Melli mit zwei spektakulären Blocks sowie US-Star Miller mit den letzten Punkten seiner insgesamt 15 Zähler.
Theis' Fehler sorgt für Ärger
"Das war eine beispielhafte Verteidigungsleistung des gesamten Teams", analysierte Trinchieri. Er bescheinigte den Spielern, "dass sie der Stadt heute einen großen Sieg geschenkt haben".
Am kommenden Donnerstag steht bei Laboral Kutxa Vitoria der nächste Gradmesser an, die Basken konnten Barcelona sogar auswärts bezwingen. Dass die Bamberger für eine Überraschung einen Abend ohne Fehler erwischen müssen, weiß Trinchieri - aber das ist in jeder Partie so.
Entsprechend böse war der Trainer, als in den Schlusssekunden gegen Barcelona Daniel Theis mit einem Foul drei Freiwürfe herschenkte. Dadurch fiel der Sieg knapper aus - und die Gefahr, im direkten Duell am Ende gegen die Katalanen den Kürzeren zu ziehen, stieg. "Wir sind hier, um zu lernen", meinte Trinchieri. "Das war ein großer Fehler. Ein Punkt kann den Unterschied machen zwischen Leben und Tod."

























