High Noon in Breslau: Nach dem Verletzungsschock gilt die volle Konzentration der deutschen Handballer dem Endspiel ums Halbfinale am Mittwoch gegen Dänemark. Es winkt der größte Erfolg seit vielen Jahren.
Keine 24 Stunden nach dem doppelten Verletzungsschock schalteten die deutschen Handballer in den Angriffsmodus. Die Spieler um Keeper Andreas Wolff präsentierten sich vor dem Showdown gegen Top-Favorit Dänemark voll fokussiert und wild entschlossen - und selbst Bundestrainer Dagur Sigurdsson fand seinen Optimismus wieder.
"Es könnte ein Vorteil für uns sein, dass wir ein bisschen länger Pause haben als die Dänen", sagte Sigurdsson mit Blick auf die Partie am Mittwoch. Eine Pause, die sein Team nach den Ausfällen von Kapitän Steffen Weinhold und Torjäger Christian Dissinger allerdings auch "gut brauchen" könne.
Während Dänemark am Abend noch gegen Schweden antreten musste, nutzte der Isländer jede Minute des spielfreien Dienstags, um die Nachnominierten Kai Häfner und Julius Kühn bestmöglich in die Mannschaft zu integrieren. Mit einer "Mischung aus Taktik und Regeneration" stimmte Sigurdsson seine Rasselbande auf das wichtigste Handballspiel einer deutschen Nationalmannschaft seit Jahren ein.
Neulinge bringen den Erfolg
Für den erstmaligen Halbfinal-Einzug bei einem großen Turnier seit 2008 benötigt die mit inzwischen 16 (!) EM-Debütanten gespickte DHB-Auswahl gegen das skandinavische Starensemble um Superstar Mikkel Hansen zwingend einen Sieg. Bei einem Erfolg mit drei Toren Differenz wäre der Einzug in die Medaillenrunde ungeachtet aller Eventualitäten sicher.
Unerschütterliches Selbstvertrauen und unbändiger Siegeswille: "Waffe" Häfner und "Shooter" Kühn (O-Ton Sigurdsson) brauchten nur wenige Stunden im Kreise der Mannschaft, um die neue deutsche Handball-Philosophie mit Haut und Haar zu verinnerlichen.
"Der Zusammenhalt hier ist überragend, die Team-Chemie stimmt einfach nur", sagte Dissinger-Ersatz Kühn: "Dänemark ist zwar ein unglaublich großer Brocken, aber in einem Do-or-Die-Spiel kann alles passieren. Wir werden alles geben, und dann wird schon etwas Positives bei herausspringen."
"Warum sollten wir nicht gewinnen?"
Der Gummersbacher Rückraum-Hüne soll für einfache Tore aus der zweiten Reihe sorgen, Häfner als bester Feldtorschütze der Bundesliga auch spielerische Akzente setzen. "Wir freuen uns megamäßig auf dieses Spiel", sagte Häfner mit leuchtenden Augen: "In so einem Spiel ist alles möglich. Warum sollten wir nicht gewinnen?"
Verbandsvize Bob Hanning nahm die frech-furchtlose Art der beiden Neuankömmlinge wohlwollend zur Kenntnis. "Ich bin zuversichtlich", sagte Hanning dem SID. Die Spieler hätten "vor nichts Angst. Das ist das große Plus dieser Mannschaft". Die Debatte um die vielen Verletzten erklärte Hanning gleichzeitig für beendet. "So lange wir sechs Spieler auf die Platte bringen, haben wir alle Chancen, jede Mannschaft in diesem Turnier zu schlagen", so der 47-Jährige.
Keeper Wolff geht ebenfalls positiv in den Vergleich. Auf die Frage, ob er Angst vor den großen Namen beim Gegner habe, antwortet der Rückhalt: "Auf gar keinen Fall" und verspricht ein "sehr interessantes Spiel für die Zuschauer, dass wir natürlich gewinnen werden".








