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China: Die drei Träume des Xi Jinping

Nicht zuletzt dank chinesischer Millionen erfolgreich: Manchester City
Nicht zuletzt dank chinesischer Millionen erfolgreich: Manchester City
Foto: © dpa
07. Dezember 2015, 09:22

China ist der größte Fußballmarkt der Zukunft - hat aber selbst miserable Kicker. Das soll sich ändern, fordert Staats- und Parteichef Xi Jinping, selbst ein großer Fußballfan. Er hat drei Träume:

"Sich wieder für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren, eine Weltmeisterschaft auszutragen und den Weltmeistertitel zu holen." Im Gegenzug für ihre Hilfe beim Aufstieg Chinas in den Fußballhimmel bieten milliardenschwere chinesische Kapitalgeber nun ausländischen Vereinen lukrativen Zugang zum wachsenden heimischen Markt und mischen gleichzeitig immer stärker im Sportgeschäft mit.

Nicht zufällig besuchte Xi Jinping im Oktober bei einem Staatsbesuch in Großbritannien den britischen Topclub Manchester City. Diese Woche stieg eine Investorengruppe mit China Media Capital an der Spitze und dem Staatsfonds CITIC Capital im Schlepptau mit 377 Millionen Euro bei der City Football Group ein - und übernahm gut 13 Prozent der Anteile. Der CFG gehören nicht nur Manchester City, sondern auch die Clubs New York City und Melbourne City sowie in Teilen der japanische Verein Yokohama F. Marinos.

Im Gegenzug hofft die CFG um Scheich Mansour bin Zayed aus Abu Dhabi auf das große Geschäft in China. "CFG will in den chinesischen Markt, was Teil ihres globalen Investmentplans ist", sagt der Sportexperte Yan Qiang, einst Vizechefredakteur der Sports Weekly. "Gleichzeitig bietet das Geschäft neue Entwicklungsmöglichkeiten für den chinesischen Fußball. Es ist ein Austausch von Ressourcen."

Bislang lief es nicht gut

Schon lange habe die CFG versucht, auf Chinas Wachstumsmarkt vorzudringen. So sei mit dem Pekinger Club Beijing Guoan und mit Shanghai Shenhua verhandelt worden. "Es lief aber nicht gut", berichtet Yan Qiang. Mit CMC konnte jetzt aber ein Partner gefunden werden, der nicht nur volle Kassen, sondern auch beste Beziehungen in Chinas Sportindustrie, Medien und hohe politische Kreise besitzt. "Jetzt, wo CFG als Kooperationspartner mit einem zuverlässigen Partner kommt, wird alles leichter", glaubt Yan Qiang.

Das geschäftliche Potenzial ist enorm. "Gemessen am Volumen, Ausmaß und Wachstumspotenzial ist China der größte Fußballmarkt der Welt", sagt der Experte. Chinas Sportindustrie insgesamt wird heute auf umgerechnet 22 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll nach den Plänen der Regierung in nur zehn Jahren auf mehr als 700 Milliarden Euro anwachsen - damit wäre China der größte Sportmarkt weltweit. Der Fußballmarkt allein soll nach Schätzungen 40 Prozent davon ausmachen.

Entscheidende Entwicklungsphase

"Fußball ist der beliebteste Sport in der Welt und in China", sagt der CFG-Vorsitzende Khaldoon Al Mubarak. "Wir haben lange hart gearbeitet, damit wir die richtigen Partner und die richtige Geschäftsstruktur finden, um das unglaubliche Potenzial auszuschöpfen, das in China existiert - für CFG und den Fußball insgesamt." Mit der Partnerschaft sei eine "konkurrenzlose Plattform" geschaffen worden, um zu expandieren.

"Der Fußball in China steckt in einer faszinierenden und entscheidenden Entwicklungsphase", sagt auch der CMC-Vorsitzende Li Ruigang. Er hat sich einst als Chef der Shanghai Media Group einen Namen gemacht hat und tätigt heute bei CMC auch strategische Investitionen in der Unterhaltungsindustrie mit großen amerikanischen Filmstudios wie Warner Brothers oder DreamWorks.

Li Ruigang, der künftig im CFG-Vorstand sitzen wird, spricht von "einmaligen Wachstumschancen" für den Fußball in China. Kein Wunder, dass er 2014 acht Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Euro) für die Fernsehrechte an der chinesischen Liga über fünf Jahre bezahlt hat. Fußball ist der meist gesehene Sport in China.

Neben CMC mischen immer mehr chinesische Investoren in der globalen Sportwelt mit. Im August kaufte der Immobilienentwickler Dalian Wanda für 650 Millionen US-Dollar die Marke "Ironman" und die World Triathlon Corporation. Im Januar stieg der Konzern, dem auch die Kinokette AMC in den USA gehört, für 45 Millionen Euro mit 20 Prozent beim spanischen Fußballclub Atlético Madrid ein. Nur einen Monat später kaufte Dalian Wanda für gut eine Milliarde Euro den Sportvermarkter Infront im Schweizer Zug.

International die Finger im Spiel

Geld ist in China reichlich vorhanden. Im November übernahm die chinesische Unterhaltungsfirma Rastar 56 Prozent am spanischen Club RCD Espanyol in Barcelona, was 14 bis 17 Millionen Euro gekostet haben dürfte. Im vergangenen Jahr kaufte der Chef der weltweit größten Internet-Handelsplattform Alibaba, Jack Ma, die Hälfte des chinesischen Spitzenvereins und Asienmeisters Guangzhou Evergrande für angeblich umgerechnet 170 Millionen Euro.

Die Investitionen sollen nicht nur Gewinne und Erfahrungen bringen, sondern auch chinesischen Kickern auf die Sprünge helfen. CMC-Chef Li Ruigang schwärmt vom Fußball-Know-How, von der Spieler-Entwicklung, den akademischen Programmen der CFG und ihrer erfolgreichen Clubs. Immer mehr ausländische Spieler und Trainer kommen ins Reich der Mitte. Aber der chinesische Fußball hat noch einen langen Weg bis zur Weltspitze vor sich. Auf der weltweiten Rangliste steht China nur auf Platz 84 - hinter Libyen, Antigua und Barbuda sowie Venezuela.

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