Die Erfolgsmeldungen aus Barcelona reißen nicht ab: Mit einer perfekten Leistung haben Thomas Lurz, Christian Reichert und Isabelle Härle ihren ersten WM-Titel im Team-Wettbewerb gewonnen und dabei ganz nebenbei die Konkurrenz gedemütigt.
Abgebrüht und clever deklassierte das Freiwasser-Trio in der katalanischen Metropole ihre Mitstreiter im Kampf gegen die Uhr über 5 Kilometer. Selten war eine Goldmedaille so verdient. "Das war von A bis Z wirklich ein perfektes Rennen", freute sich Lurz, der in Barcelona schon seinen elften WM-Triumph bejubeln durfte.
Mit Startnummer vier war das Trio ins Wasser gegangen und überholte in der Mittagshitze die eine Minute vorher gestarteten Italiener. Bundestrainer Stefan Lurz wusste schon lange vor dem Ziel, dass es zum ersten Freiwasser-Gold in diesem nicht-olympischen Wettbewerb reicht. "Klar war es nach drei Kilometern, als wir 45 Sekunden Vorsprung auf die Nächsten hatten." Nach 52:54,9 Minuten lag Deutschland 1:08,4 Minuten vor Griechenland, Rang drei ging an Brasilien.
Das Teamrennen, bei dem zwei Männer die Frau in einem kraftsparenden Sog ziehen, war sogar eine Minute schneller als das Männer-Einzelkonkurrenz. "Wie sie das gemacht hatten, das war der Hammer, das war krass. Die waren wie in einem Rausch", sagte der Bundestrainer. Von Beginn an legte sein Team ein gleichmäßig hohes Tempo vor, dem keiner folgen konnte. Während die Deutschen wie an einer Schnur gezogen eine Idealformation bildeten, schwammen viele Teams teils nebeneinander und vergeudeten so wertvolle Kräfte. "Das hat mich auch gewundert, was da einige gemacht haben", sagte Thomas Lurz und lobte Team und Mitschwimmer: "Die Isi war perfekt schnell und wir waren perfekt aufgestellt. Es war eine Spitzenleistung."
Die eigentliche Beckenschwimmerin Isabelle Härle kämpfte bei der Siegerehrung im Hafen mit den Tränen. Doch es waren ganz andere Gefühle als die der ersten Enttäuschung nach der knapp verpassten Bronzemedaille im Einzelrennen. "Ich bin wahnsinnig froh. Meine größte Angst war, dass ich den Jungs nicht hinterherkomme", sagte die Essenerin und ließ sich von Freund Henning Feldwehr herzen. Er war mit anderen Beckenschwimmern nach dem morgendlichem Training zum Hafen gepilgert und schrie sich heiser.
Rekord-Weltmeister Lurz war vor zwei Jahren in Shanghai Dritter mit Härle und Jan Wolfgarten geworden. "Weltmeister werden ist immer geil, egal wo und auf was. Aber es ist sehr schön in einer Einzelsportart Teamweltmeister zu werden", sagte der 33-Jährige.
Und auch wenn die Schulter schmerzt, satt ist der Würzburger immer noch nicht. Nach wie vor liebäugelt er mit einem Start über die 25 Kilometer. "Ich würde die schon gerne schwimmen, aber das einzige ernsthafte Problem sind die Wunden von meinen Anzügen", sagte er und zeigte seine zahlreiche Abschürfungen. Durch das Salzwasser rieb der Kunststoff zu sehr an der Haut. "Ich muss sehen, wie wir das machen können."
Für die deutschen Freiwasser-Schwimmer war es die vierte Medaille in Barcelona. Zuvor hatte Thomas Lurz Silber und Bronze gewonnen, Angela Maurer ebenfalls Bronze. Und Maurer zählt beim Rennen über 25 Kilometer am Samstag wieder zu den Medaillenkandidaten.

