Ganz wohl war Andy Schmid vor diesem Trip nicht. "Man reist in ein Land, in dem ein Ausnahmezustand verhängt wurde. Mit einem guten Gefühl reisen wir nicht dorthin", sagte der reiseerprobte Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen.
Nur einen Tag nach den schrecklichen Terroranschlägen von Paris und der Verhängung des Ausnahmezustandes in Frankreich musste der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga am Samstag nach Frankreich. Denn entgegen der Erwartungen wurde das Spiel bei Montpellier HB am Sonntag nicht abgesagt. "Aus Respekt vor den Opfern hätte ich es besser gefunden, an diesem Wochenende nicht zu spielen", sagte Trainer Nikolaj Jacobsen in der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Mannheimer Morgen".
Doch es war der ausdrückliche Wunsch der Franzosen, dass das Gruppenspiel der Königsklasse stattfindet. "Zuerst haben wir eine Verlegung des Champions-League-Spiels gegen unsere Freunde von den Rhein-Neckar Löwen in Betracht gezogen wegen des Ausmaßes des Dramas und der dadurch hervorgerufenen Gefühlswellen", teilte der Montpellier HB mit, "aber das wäre auch ein Sieg gewesen für die Initiatoren dieser unbeschreiblichen Taten, die ein Klima von Furcht und Angst auslösen wollen."
In Abstimmung mit Verantwortlichen der Lokal- und Landesbehörden sei deswegen entschieden worden, das Spiel auszutragen und so den Opfern eine angemessene Ehre zu erweisen. "Sport, und Montpellier Handball ist dafür ein perfektes Beispiel, ist das Zusammenkommen von Männern und Frauen von allen Kontinenten, aller Nationalitäten und Religionen, um zusammen ein Projekt zu verwirklichen", schrieb der Club.
Zugleich versicherten die Franzosen, alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. So waren die Rhein-Neckar Löwen "mit einem mulmigen Gefühl, aber auch mit der Gewissheit, dass es irgendwie weitergehen muss" nach Montpellier gereist, wie es in einer Vereinsmitteilung hieß.
Mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die 129 Anschlagsopfer hatten die Teams der Bundesliga ihre Spiele begonnen. Zudem sollten Spieler und Schiedsrichter Trauerflor tragen. Bei der MT Melsungen klappte das nicht: Weil die Mannschaft bereits am Vortag zum Spiel bei HBW Balingen-Weilstetten gefahren war, konnten keine schwarzen Textilbänder mehr aufgetrieben werden.
Sportlich war die Partie eine klare Angelegenheit: Der Tabellenzweite kam zu einem ungefährdeten 36:30 (17:10)-Sieg. Bevor es am nächsten Samstag in Kassel zum Gipfeltreffen mit Spitzenreiter Löwen kommt, haben die Hessen weiter nur vier Punkte Rückstand auf den Primus. Mehr Mühe hatten die HSG Wetzlar und die Füchse Berlin.
Mit einem direkt verwandelten Freiwurf in der Schlusssekunde rettete der formstarke Nationalspieler Steffen Fäth Wetzlar einen 29:28 (15:15)-Erfolg bei Frisch Auf Göppingen. Die Hessen bleiben Vierter vor Club-Weltmeister Berlin, der sich beim Bergischen HC einen 29:26 (17:14)-Sieg erarbeitete.

























