Skispringer Karl Geiger durchlebt bislang einen ungewöhnlichen Saisonverlauf. Nach schwachen Resultaten zum Saisonbeginn springt er nun sogar bei den italienischen Meisterschaften mit, um vor der Vierschanzentournee sein Formtief endlich hinter sich zu lassen. In seiner sport.de-Kolumne blickt Karl Geiger auf die kommenden Tage.
Wenn man mir vor Saisonbeginn gesagt hätte, dass ich mit Andreas Wellinger zusammen einen Tag vor Weihnachten die italienische Meisterschaft mitspringe und bei internationalem Starterfeld den vierten Platz belege, hätte ich wohl mehr als ungläubig geschaut.
Aber im Rahmen unserer Sonderschichten vor der Vierschanzentournee gibt es eben die kuriosesten Entwicklungen, die bei näherem Hinschauen jedoch gar nicht so überraschend sind- in allem liegt jedenfalls Sinn!
Nach dem Training in Oberstdorf kam es nun darauf an, dass wir die Verbesserungen, die wir in der Heimat entwickeln konnten, auch auf anderen Schanzen mit anderen Formaten und Eigenheiten testen. Infolgedessen packten wir nochmal die Koffer, um mit unserem Sondertraining im slowenischen Planica und im italienischen Predazzo zu gastieren.
In Planica konnten wir nochmals auf einer Großschanze springen und in Predazzo wieder den Umstieg auf eine Normalschanze mit Rückenwind üben.
Die Ergebnisse im Tal der Schanzen und auch in Italien haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Eine Besonderheit am Rande war dabei, dass wir die kommende olympische Schanze in Predazzo nochmal springen durften und dies nachdem an dieser nochmals Veränderungen vorgenommen wurden.
Bei der Generalprobe mit den gesamten Teilnehmerfeldern der Damen und Herren hatte es infolge von Verletzungen bei Sportlerinnen und Sportler international harsche Kritik an der Schanze gegeben, so dass sich die italienischen Olympiaorganisatoren veranlasst gesehen hatten, Umbauten und Anpassungen vorzunehmen.
Die Einheiten in Predazzo hatten demnach gleich einen doppelten Effekt: sich auf einem schwierigen Schanzenformat generell zu behaupten und zugleich auf die olympischen Wettkämpfe vorbereitende Trainings zu absolvieren.
Nach dem Training muss man sich natürlich im Wettkampf erproben und so kam es , dass Andreas und ich die Möglichkeit geboten bekamen, an den italienischen Meisterschaften teilzunehmen; es gab ein internationales Springerfeld, die Wettkampfbedingungen waren gut und das deutsche Duo erreichte mit den Plätzen 2 und 4 auch achtbare Erfolge.
Aus dem Weltcupgeschehen herauszutreten und einen eigenen Weg zur Vorbereitung der Vierschanzentournee zu wählen, war die richtige Entscheidung; sie hat uns ermöglicht, uns sehr dicht und kompakt mit den Fehlern im Flugsystem zu beschäftigen und die Weichen für ein optimiertes Sprungsystem zu stellen.
Wir nehmen die Stimmung in Predazzo noch auf, packen unsere Sachen und fahren zurück in die Heimat.
Jetzt ist Weihnachten – die Trainings und die Reisen waren anstrengend, die ruhigen Tage sind jetzt nötig, in jedweder Hinsicht die leeren Akkus aufzuladen, körperlich zu regenerieren und sich mental auf das zu fokussieren, was vor einem liegt, nämlich das Auftaktspringen der Vierschanzentournee in meiner Heimat, auf das ich mich riesig freue!
Herzliche Grüße
Karl Geiger


