Kamerun geht wie so oft als Mitfavorit in den Afrika-Cup. Doch der Riesenwirbel rund um Verbandschef Samuel Eto'o hat Spuren hinterlassen.
Samuel Eto'o hat in seiner erfolgreichen Spielerkarriere viel erlebt - das Chaos der vergangenen Tage dürfte aber auch am einstigen Weltklassestürmer mit dem coolen Abschluss nicht spurlos vorbeigegangen sein: Zwei Trainer, zwei Kader, eine sportliche Krise - und Eto'o als Verbandspräsident mittendrin.
Vor Kameruns Auftakt beim Afrika-Cup an Heiligabend ging es in der stolzen Fußballnation zuletzt drunter und drüber. Gegen Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang und Gabun muss für den neuen Coach David Pagou und sein Team unbedingt ein Sieg her - um nach verrückten Wochen zumindest für ein wenig Ruhe zu sorgen.
Doch der Reihe nach: Die Posse begann eigentlich recht branchentypisch. Das Team hatte das Kunststück vollbracht, von den 17 Spielen in der Amtszeit des belgischen Trainers Marc Brys lediglich zwei zu verlieren, und trotzdem die neunte WM-Qualifikation in der Verbandsgeschichte zu verpassen. Eto'o zog die Reißleine, setzte Brys vor die Tür und machte den international unbekannten Pagou stattdessen zum Coach. So weit, so ungewöhnlich.
Doch Brys, der zu Eto'o von Beginn an kein gutes Verhältnis gehabt hatte, ließ das nicht auf sich sitzen. Seine Argumentation: Er sei im Frühling 2024 vom Sportministerium zum Cheftrainer ernannt worden - und nicht vom Verband. Also könne er nun auch nicht von Eto'o, den er obendrein als "narzisstisch" bezeichnete, entlassen werden.
Solange es aus den Reihen der Politik "kein unterschriebenes Dokument" gebe, auf dem Pagou zum Trainer erklärt werde, sagte Brys im französischen Sender "TV5 Monde", "bleibe ich, Marc Brys, Trainer". Sprach's und benannte kurzerhand einen eigenen 28-Mann-Kader. Wie auch Eto'os Mann Pagou zuvor.
Inzwischen ist klar: Der Verbandspräsident hat sich durchgesetzt. Pagous Kader bereitet sich nun in Agadir auf das Turnier vor. Doch dieser ist keineswegs unumstritten. Mit dabei sind zwar unter anderem Stars wie Bryan Mbeumo von Manchester United oder Leverkusens Christian Kofane; es fehlen jedoch - anders als im "Schattenkader" des "Schattentrainers" Brys - der prominente Torhüter André Onana sowie Angreifer Vincent Aboubakar.
"Sie sind gute Spieler, aber wir haben uns auf andere konzentriert, um eine andere Mentalität zu schaffen", sagte Pagou. In Bezug auf Aboubakars Nichtnominierung kamen aber auch Gerüchte auf, dass Eto'o sich aus einem bestimmten Grund für diese eingesetzt habe. Der 44-Jährige ist Rekordtorschütze des Landes mit 56 Länderspieltreffern - Aboubakar (33) hat derer elf weniger, theoretisch aber noch ein paar Jahre Zeit, das Aushängeschild einzuholen.
Abschließend klären lässt sich das wohl nicht. Und doch verdeutlicht die Erzählung, dass Eto'o im Land nicht unumstritten ist. Seine bisherige "Regentschaft" wird überschattet von Korruptionsvorwürfen, internen Streitigkeiten und einem sechsmonatigen Stadionverbot durch die FIFA wegen beleidigenden Verhaltens.
Auch für Eto'o persönlich wären sportliche Erfolge also ein Segen. Die Vorrunde sollte trotz aller Nebengeräusche machbar sein für die "unzähmbaren Löwen". Neben den inkonstanten Gabunern wartet auch noch ein Duell mit dem in der Afrika-Cup-Geschichte noch sieglosen Mosambik - lediglich Titelverteidiger Elfenbeinküste verfügt in der Gruppe über eine Weltklasse-Mannschaft.









