Die Formel 1 boomt, die Rennkalender sind voll, aber Deutschland bleibt seit Jahren außen vor. Für F1-Geschäftsführer Stefano Domenicali ist das kein Idealzustand. Der Formel-1-Boss würde eine Rückkehr eines Grand Prix nach Deutschland zwar begrüßen, knüpft diese aber an klare Bedingungen.
"Ich sehe ein paar Anzeichen für einen Silberstreif am Horizont. Das wird sich hoffentlich in den nächsten Monaten weiterentwickeln", sagte der Italiener im Interview mit "Motorsport-Magazin.com".
An mangelndem Potenzial liege es nicht. Deutschland sei "kein Land, in dem man kein Geld finden kann", betonte Domenicali. Doch genau hier beginnt das Dilemma. Die Formel 1 ist wirtschaftlich erfolgreicher denn je, die Antrittsgagen bewegen sich im hohen zweistelligen Millionenbereich.
Für deutsche Streckenbetreiber bedeutet das ein enormes Risiko. Ohne öffentliche Unterstützung oder einen finanzstarken Investor sei ein Grand Prix hierzulande kaum rentabel – ein Umstand, der Domenicali zu einer nüchternen Einschätzung zwingt.
"Wir sind daran interessiert, mit dem richtigen Veranstalter und dem richtigen Angebot nach Deutschland zurückzukehren", erklärte der frühere Ferrari-Teamchef. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Formel 1 nicht unter Zugzwang steht: "Das Gute daran ist, dass wir nicht verzweifelt sind, weil wir so viele Anfragen aus aller Welt haben."
Seit 2020 kein Rennen mehr in Deutschland
Sollte der deutsche Markt eine Rückkehr also nicht forcieren, gelte es, dies zu akzeptieren: "Und wenn der deutsche Markt die Rückkehr der Formel 1 nach Deutschland nicht als Priorität ansieht, müssen wir das hinnehmen und nach vorne schauen." Man sei dennoch dennoch "bereit und offen für jede Art von Gesprächen".
Neben der Finanzierung sieht Domenicali vor allem strukturelle Defizite. Die "derzeitige Infrastruktur in Deutschland" benötige demnach "viele Investitionen". Zudem müsse "ein geeigneter Plan erstellt werden, um zu verstehen, wer die Kunden sind, die an der Rennstrecke sein werden". Als Vergleich führte er das Saisonfinale in Abu Dhabi an, wo mehr als 10.000 zahlende Gäste im exklusiven Paddock Club gezählt wurden. Entsprechend klar ist seine Erwartung: Von einem deutschen Veranstalter brauche es "einen ernsthaften Vorschlag".
Dabei blickt Deutschland auf eine große Formel-1-Tradition zurück. In der Ära von Michael Schumacher gab es zeitweise sogar zwei Rennen pro Jahr, in Hockenheim und am Nürburgring.
2019 war Hockenheim letztmals regulär Teil des Kalenders, 2020 sprang der Nürburgring während der Corona-Pandemie kurzfristig ein.



