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Formel-1-Fazit mit RTL-Experte Danner

Ein "großer Champion" und ein "großes Rätsel"

Formel-1-Experte Danner bewertet die Leistungen der Top-Fahrer
Formel-1-Experte Danner bewertet die Leistungen der Top-Fahrer
Foto: © sport.de
16. Dezember 2025, 13:29
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Die Formel-1-Saison 2025 ist Geschichte, Zeit für eine Bilanz. F1-Experte und RTL-Kommentator Christian Danner zieht zusammen mit sport.de ein Fazit der 21 Fahrer, die in diesem Jahr in der Motorsport-Königsklasse zum Einsatz gekommen sind. In Teil 2 ist die Top 10 des Fahrer-Rankings dran. Danner sieht einen "großen Champion", Superstar Lewis Hamilton auf dem harten Boden der Ferrari-Realität und ein "großes Rätsel".

44 Jahren und kein bisschen müde: Fernando Alonso drückt der Motorsport-Königsklasse auch als Methusalem noch seinen Stempel auf. Seinen Stallkollegen Lance Stroll hat er total im Griff, vereinzelt gelangen ihm im lange Zeit lahmenden Aston Martin die Alonso-typischen Glanzpunkte.

"Was bei ihm begeisternd ist, ist sein Einsatzwille, das Feuer, das da brennt in ihm. Das ist unglaublich. Da kann man nur sagen: sagenhaft, perfekt, viel Glück im nächsten Jahr, vielleicht gewinnt er dann ja nochmal", sagt Danner über den zweimaligen F1-Champion aus Spanien.

Nach vier Jahren in Ferrari-Diensten erwischte Carlos Sainz bei seinem neuen Team einen schlechten Start, sah zunächst nur die Rücklichter von Garagen-Nachbar Albon und sammelte in der ersten Saisonhälfte kaum Punkte. In der zweiten Hälfte lief es dann immer besser.

"Man muss sich vorstellen: Sainz wird nach Jahren bei Ferrari, in denen er absolut auf Augenhöhe mit Leclerc war, und in denen er Rennen gewonnen hat, einfach gefeuert, weil die den Lewis Hamilton holen. Da ist man erstmal geschockt. Williams war für Sainz nur eine Notlösung, weil er sonst keine Option hatte", blickt Danner zurück.

In dieser Lage "den Turnaround" geschafft zu haben, "da gehört schon viel Stärke dazu", lobt der RTL-Experte und vermutet: "Ich glaube, er wird Genugtuung empfinden, wenn er über Weihnachten schaut, was bei seinen Freunden von Ferrari los ist."

Den Thailänder bezeichnet Danner "als etwas komischen Fall". Warum? "Bis Mitte des Jahres war er super und hat Carlos Sainz ausschauen lassen, wie einen Amateur", rollt der Experte Albons Saison auf. "Das hat sich dann gedreht, danach war es genau andersrum. Für mich eines der großen Rätsel der Saison 2025."

Klar ist: Rang acht in der Fahrer-WM und 73 Punkte sind aller Ehren wert – und das Williams-Duell zwischen Albon und Sainz verspricht für 2026 viel Spannung.

Dem 18-Jährige eilte der Ruf des Supertalents voraus, manch einer nahm sogar das Wort "Jahrhunderttalent" in den Mund, wodurch Vergleiche mit Max Verstappen sofort die Runde machten.

"Es war rundum ein sehr ordentliches Debüt", kommentiert Danner das erste Antonelli-Jahr in der Königsklasse. "Es war nicht so, dann man gedacht hat: 'Wow, das ist der neue Verstappen.' Aber es war sehr ordentlich, was er gegen Ende des Jahres mit einigen wirklich guten Resultaten untermauert hat."

An Stallkollege Russell sei Antonelli zwar nicht herangekommen, merkt der 36-malige GP-Starter an: "Aber er hat sich sehr gut etabliert und die Lücke zu Russell immerhin reduziert."

Angesichts des Boheis, der um die Ankunft Lewis Hamiltons in Maranello gemacht wurde, ist der Rekordweltmeister sicherlich die Enttäuschung der Saison. Vom Sprintsieg in China abgesehen, setzte Lewis Hamilton in Rot kein nennenswertes Highlight. Immer, wenn einmal das zarte Gefühl aufkam, der 40-Jährige habe den Ferrari endlich verstanden, folgte der nächste Rückschlag.

"Lewis hatte bei Mercedes seinen eigenen Unsterblichkeits-Status. Als er zu Ferrari ging, hat er gedacht, jetzt komme seine Größe, die er zweifellos hat, zum Tragen. Man kann die Prozesse eines englischen Teams nicht in Maranello etablieren. Das funktioniert nicht. Das hat ein Alain Prost nicht geschafft, ein Fernando Alonso nicht, ein Sebastian Vettel nicht und jetzt auch Hamilton nicht", kritisiert Danner.

Hamilton sei "nicht annähernd auf Leclerc-Niveau" gewesen. "Er hat sich das ganze Jahr weder an das Auto noch an das Team richtig gewöhnt und relativ offen sein Leiden kundgetan", rekapituliert der frühere Formel-1-Pilot: "Das ist in diesen Momenten nicht sehr gut, denn man muss ja positiv bleiben. Er saß ganz oben auf dem Ross, jetzt muss er zu Fuß gehen."

Video: Hamilton bei Ferrari: Ein Albtraum in Rot

Wieder startete Charles Leclerc mit großen, mit WM-Ambitionen ins Jahr – wieder fuhr der Monegasse seinem WM-Traum mit Ferrari weit hinterher. Im schwachen SF-25 holte Leclerc aber immerhin zumeist das Maximum heraus und verpasste Superstar Lewis Hamilton im internen Duell eine saftige Watschn.

Was Danner zu denken gibt: "Leclerc war das ganze Jahr über in jedem Interview schon sehr deprimiert, fast schon grund-deprimiert, weil auch ihm wieder ein Jahr seiner Formel-1-Lebenszeit durch die Lappen gegangen ist. Dass er trotzdem so gut war, spricht für ihn, für seine Stabilität. Da war er etwas anders als sein Stallkollege."

"Er hat eine wirkliche Top-Saison gefahren, weil sein Auto den McLarens und dem Red Bull unterlegen war", urteilt Danner über George Russell. Trotz unterlegenen Materials fuhr der Silberpfeil-Pilot zwei Siege ein. "Russell hat gezeigt, dass man die Grenzen ein bisschen verschieben kann. Er fuhr ansonsten immer dort, wo man sein muss, wenn es nicht besser geht. Wenn Platz vier drin war, ist er Vierter geworden, aber wenn der Sieg drin war, hat er eben gewonnen. Das beweist eine große Abgeklärtheit und einen phänomenalen Grundspeed, den er hat", so der RTL-Kommentator.

Der Australier führte die Fahrer-WM sehr lange an, wirkte in seiner Konstanz unerschütterlich, lag ganz klar auf Titelkurs. Dann wendete sich das Blatt. In Baku patzte Oscar Piastri und handelte sich die erste Nullnummer ein, es folgte eine Formdelle zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Während Stallrivale Norris auftrumpfte, schwächelte Piastri und verlor den Platz an der Sonne. Erst in den letzten Rennen fand er zur seiner Normalform zurück – zu spät.

"Er ist im Vergleich zu Norris und Verstappen ja noch das Küken. Er hat viel lernen müssen, was es in einem großen WM-Kampf braucht", nimmt Danner den 24-Jährigen in Schutz: "Dazu gehört eine gewisse Gleichmäßigkeit, die ihm im letzten Viertel etwas verloren gegangen ist. Aber auch er hat sich gefangen und war am Ende top. Deswegen war der Dreikampf um die WM trotz aller Probleme, die die Fahrer jeweils hatten, so faszinierend."

Zwischenzeitlich hatte Max Verstappen 104 Punkte Rückstand auf den Titel, ehe er zu einer wundersamen Aufholjagd ansetze, an deren Ende er seinen fünften WM-Triumph in Folge nur haarscharf verpasste. "Auch wenn Auto mal überhaupt nicht gut war, ist er eben noch Fünfter geworden", streicht Danner die fahrerische Extraklasse des Holländers heraus.

Als der RB21 nach der Sommerpause plötzlich immer leichter und häufiger ins ominöse Performance-Fenster kam, lief Verstappen sogar wieder zur Dominator-Form auf. Unterm Strich stehen acht Saisonsiege – so viele holte kein anderer Fahrer. "Das zeigt: Er ist einfach ein ganz großer, ein echter Champion und nicht umsonst viermal Weltmeister geworden", resümiert der RTL-Experte und kündigt an. "Ich sehe da noch einige WMs auf uns zukommen."

Video: Norris bald Serienmeister? Ja, aber ...

Lange Zeit rannte Lando Norris in der Fahrer-WM seinem Stallrivalen Oscar Piastri hinterher. Nach seinem Defekt in Zandvoort schien eine Vorentscheidung zuungunsten des Engländers schon gefallen. In der entscheidenden Saisonphase steigerte sich Norris aber erheblich, verwandelte seinen Rückstand in ein Polster, von dem ihm am Ende zwei Punkte auf Max Verstappen übrigblieben. Dass das Saisonfinale so spannend war, lag allerdings auch an der McLaren-Disqualifikation in Las Vegas. Ohne diesen "Ausfall" wäre Norris wesentlich souveräner Weltmeister geworden.

"Er ist auf jeden Fall ein würdiger und verdienter Weltmeister. Besonders bemerkenswert ist die Art und Weise, mit der er sich am eigenen Kragen aus seinem Sumpf gezogen hat. Das zeigt echte Größe, das war toll", lobt Danner. Norris habe es "my way" geschafft und seine mentalen Probleme mit seiner offenen Art gelöst. "Großes Kompliment, er hat seinen Weg gefunden."


Zur Person: 

Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1989 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Seit 1998 kommentiert der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet zudem als Fahrsicherheitstrainer.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren423
2NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing421
3AustralienOscar PiastriMcLaren410
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team319
5MonacoCharles LeclercFerrari242

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