Die Baltimore Ravens gingen als einer der Favoriten in der AFC in die NFL-Saison. Vier Spieltage vor Schluss müssen Lamar Jackson und Co. jedoch um die Playoffs bangen. Und das hat mehrere Gründe.
sport.de blickt auf die bisherige Saison der Baltimore Ravens, die einer Achterbahnfahrt gleicht, und erklärt, was dem einstigen Contender in dieser Saison fehlt.
Vorab sei gesagt, dass grundsätzlich, aber vor allem in dieser NFL-Spielzeit, Kleinigkeiten entscheidend sind. So hätten die Ravens möglicherweise das Spiel gegen die Steelers gewonnen, wenn der vermeintliche Touchdown von Isaiah Likely gezählt hätte. Statt über eine Playoff-Chance von knapp 30 Prozent zu sprechen, hätten die Ravens laut "NextGenStats" eine Chance von circa 80 Prozent.
Vermutlich würden wir vor dem Spiel der Ravens am Sonntag gegen die Cincinnati Bengals (ab 18:45 Uhr bei RTL+*) nicht in der Form über die Probleme des Teams sprechen. Doch weil die Partie gegen die Steelers nun einmal verloren ging, ist es an der Zeit zu schauen, was die Probleme der Mannen aus Maryland sind.

Verletzungsprobleme führen zu Fehlstart
Schon der Saisonstart lief für die Baltimore Ravens anders als gedacht. Im Wesentlichen hatte das zwei Gründe:
Zum einen erwischten die Ravens ein schweres Auftaktprogramm. So ging es in den ersten sechs Wochen unter anderem gegen die Bills, die Chiefs, die Lions, die Rams und die Texans. Man kann es sicherlich leichter haben zum Start.
Zum anderen hatte Baltimore in der Frühphase dieser Spielzeit mit enormen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Gerade die Defensive war stellenweise fast ausschließlich mit Backups besetzt.
Die Kombination dieser beiden Tatsachen hat sicher einen großen Anteil daran, dass die Ravens mit einer Bilanz von 1-5 in die Spielzeit gingen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Saison bereits am Scheideweg, doch es folgten Spiele gegen Gegner aus dem unteren Segment der NFL, die man mit einem mehr und mehr genesenen Team bestritt.
Nach fünf Siegen in Folge stand Baltimore plötzlich wieder bei einer positiven Bilanz und weil sich auch die Pittsburgh Steelers schwer taten, war die Division plötzlich wieder weit offen.
Doch ganz offenbar haben diese "Pflichtsiege", wenn man sie so bezeichnen kann, über weitreichendere Probleme hinweggetäuscht.
Lamar ist noch immer nicht wieder Lamar
In den letzten zwei Wochen gab man zwei Spiele gegen Division-Konkurrenten aus Cincinnati und Baltimore ab, in denen die großen Probleme der Ravens wieder deutlich wurden.
Zum einen muss man auf Lamar Jackson blicken. Der zweifache MVP findet, größtenteils aus Verletzungsgründen, überhaupt keinen Rhythmus in dieser Saison. Zum ersten Mal seit seiner Muskelverletzung Ende September sah der Spielmacher gegen die Steelers wieder etwas agiler aus und konnte zumindest am Boden etwas Schaden anrichten.
Durch die Luft jedoch fehlt ihm weiterhin der nötige Touch. Fünf Spiele in Folge brachte er weniger als 60 Prozent seiner Würfe zum Mitspieler - eine schlechtere Serie hatte Lamar in seiner Karriere noch nicht.
Das Problem: Jackson plagt sich nahezu dauerhaft mit Blessuren herum. Neben der angesprochenen Muskelverletzung verpasste er immer wieder Trainings. Das Knie, der Knöchel, die Zehen. Viel steht dem zweifachen MVP in dieser Saison im Weg. Die ohnehin knappe Trainingszeit wird immer weiter eingeschränkt. Auch vor dem Spiel gegen die Bengals pausierte Lamar in der Trainingswoche erneut.
"Wenn es nicht gut ist zu trainieren, weil man seinen Körper in Form bringen will, muss man das als Trainer respektieren", sagte Head Coach John Harbaugh jüngst zu den vielen Ausfällen seines Schützlings. "Ich weiß, dass man das als Trainer respektieren muss, deshalb respektiere ich Lamar und seine Entscheidung."
Redzone-Offense mit Problemen
Die zum Teil auch dadurch entstehende Ungenauigkeit im Spiel von Lamar Jackson zeigt sich vor allem in der Redzone. Hier hat der Quarterback persönlich eine Completion Rate von 42, Prozent - der schlechteste Wert in der NFL.
Als gesamtes Team ist man lediglich eine Effizienz von 44,9 Prozent in der Redzone, nur zwei Teams sind schlechter. Das steht im krassen Gegensatz zum Vorjahr, als man an in 74,2 Prozent der Redzone-Besuche eine Touchdown erzielte und damit Spitzenreiter in der Liga war.
Auch hier scheint der Rhythmus zu fehlen. Ein Beispiel dafür: Gegen die Steelers warf Jackson bei 4th&Goal einen Pass in die Endzone, der offenbar für DeAndre Hopkins bestimmt war. Dieser stand bereits mit ausgestreckten Armen in Erwartung des Balls, als Tight End Mark Andrews, offenbar davon ausgehend, der Pass sei für ihn bestimmt, versuchte, den Ball zu fangen. Er ließ den Ball durchrutschen und die Partie war quasi entschieden.
Die Probleme bleiben natürlich auch den Ravens selbst nicht verborgen. "Ich bin kein hoffnungsloser Mensch, daher gehen uns die Optionen nicht aus", sagte Harbaugh. "Wir arbeiten weiter, wir entwickeln uns weiter, wir kommen immer wieder zurück und kämpfen weiter. Wir werfen nicht die Hände hoch und sagen, dass wir keine Optionen mehr haben", ist der Übungsleiter kampfeslustig.
Defense für Big Plays anfällig
Doch auch in der Defensive läuft bei weitem nicht alles glatt. Die Verletzungsmisere zum Saisonstart hatte sicher ihren Anteil daran, dass die Ravens in ihren ersten fünf Spielen vier Mal mindestens 37 Punkte kassierten.
Doch mittlerweile ist der Großteil der Defensive wieder fit und trotzdem zeigt man sich, vor allem gegen Big Plays, immer noch anfällig. In den letzten beiden Spielen kassierte das Team gleich sechs Plays mit Pässen, die über 20 Yards weit gingen. Nur die Lions hatten mehr.
Aaron Rodgers warf vier solcher Pässe, brachte allesamt an den Mann und erzielte 152 Yards. Zu viel, das steht fest.
"Das waren gute Würfe und gute Fänge", versuchte Harbaugh die Schuld nicht bei seinen Spielern zu suchen. "Sie waren genau dort und sie waren alle gedeckt. Wir waren in der Manndeckung außergewöhnlich gut, aber diese Plays wurden gemacht, und das war wirklich alles, was sie hatten."
Das Problem: Am Sonntag stehen mit Joe Burrow und Ja'Marr Chase auch Spieler auf dem Platz, die solche Plays machen können. Es folgen zudem noch Duelle gegen die Patriots und die Packers, zwei der aktuell besten Teams in der Liga mit starken Quarterbacks.
Vieles muss zusammenpassen für die Baltimore Ravens, um das Ruder doch noch herumzureißen.
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