Der offizielle Reifentest nach dem Abu-Dhabi-Finale dient den Teams eigentlich dazu, Pirellis Prototypen für 2026 zu evaluieren. Gefahren wird mit sogenannten Mule Cars - umgebauten Boliden mit reduziertem Abtrieb und veränderten Fahrzeughöhen, die die Aero-Werte der kommenden Regeln imitieren. Doch diesmal rückt ein anderes Detail ins Zentrum der Aufmerksamkeit: die ersten beweglichen Frontflügel der neuen Formel-1-Ära.
Ab 2026 verschwindet das klassische DRS. Stattdessen werden sowohl der hintere als auch der vordere Flügel auf den Geraden geöffnet - die aktive Aerodynamik übernimmt das Entlasten des Autos. Genau dieses Konzept durften die Teams im Rahmen des Tests erstmals erproben.
Auf dem Mercedes-Mule-Car von Andrea Kimi Antonelli war dabei das auffälligste System zu sehen. Der Silberpfeil verfügt über einen sogenannten Straight-Line-Mode, der den Frontflügel auf den Geraden in eine Low-Drag-Konfiguration schaltet. Die Umsetzung ist noch weit entfernt vom finalen 2026-Design: Die oberen Flügelelemente werden über ein deutlich sichtbares Aktuationssystem samt dicker Leitungsführung in der Nase verstellt.
Trotz der rohen Optik liefert Mercedes damit einen frühen, realen Vorgeschmack auf das, was die Fahrer ab 2026 jedes Mal nutzen werden, sobald sie auf eine Gerade einbiegen. Auch Ferrari hat bereits Erfahrungen gesammelt und sein eigenes Konzept bei einem privaten Test erprobt. Das System der Scuderia ist ebenfalls nach Abu Dhabi gebracht worden.
Warum diese Tests für Pirelli wichtig sind
Für Reifenhersteller Pirelli eröffnen die Versuche ganz neue Vergleichsmöglichkeiten. Mario Isola erklärt: "Die FIA hat den Teams die Möglichkeit gegeben, ein System zu entwickeln, das den Straight-Line-Mode am Frontflügel nachbildet."
Der Vergleich zwischen Autos mit und ohne aktiven Frontflügel sei entscheidend, um die Lasten und das Verhalten der kommenden 2026-Reifen besser einzuordnen. "Als wir den ersten Test mit Ferrari durchgeführt haben, war es wirklich nützlich, um die anderen Tests repräsentativer zu machen", sagt Isola.
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Die Teams nutzten diesen Freiraum, weil die Geschwindigkeitslimits auf den Geraden - die im nächsten Jahr durch andere Reifenauslegung relevant wären - hier nicht gelten.
Neue Felgen als zweites Entwicklungsfeld
Neben den Frontflügel-Prototypen experimentieren mehrere Teams zusätzlich mit neuen Felgendesigns. Diese sollen eine Zwischenlösung zwischen aktuellen und 2026-Felgen darstellen, bei denen die Konstrukteure deutlich mehr Freiheiten erhalten.
Die Ergebnisse seien jedoch nur bedingt aussagekräftig, betont Isola. Der Grund: Das thermische Verhalten der Reifen hängt maßgeblich auch von den Bremsen ab - und diese werden 2026 völlig anders aussehen. Beim Abu-Dhabi-Test kommen jedoch noch die aktuellen Bremssysteme zum Einsatz.


