Bundestrainer Eric Frenzel gibt in seiner Kolumne für sport.de spannende Einblicke hinter die Kulissen der Nordischen Kombinierer.
"Burger und Pommes" erklärt mir einer meiner Co-Trainer, den wir zum Auskundschaften der kulinarischen Möglichkeiten am Amsterdamer Airport, in dem wir nun schon drei Stunden sitzen und auf den Weiterflug nach Trondheim warten, auf die Frage, was wir wohl essen könnten.
"Burger und Pommes" repetieren die anderen Trainer in einer Tonlage, die jenseits von überbordender Begeisterung liegt und ihre Grundlage wohl in der Enttäuschung hat, jetzt doch keinen holländischen Käseteller mit Goudavariationen zu erhalten.
"Burger und Pommes" wiederhole ich staatsmännisch, um dann noch "4 mal" hinzuzufügen, um überhaupt keinen Verdacht aufkommen zu lassen, wir hätten ewig Zeit, über Mittagessen zu sinnieren, wo doch wirklich andere Probleme und Aufgaben auf uns warten.
So wende ich mich nach der mannschaftsinternen Bestellung und der konkludenten Aufforderung, die Beschaffung dieses Menüs nun auch umzusetzen, wieder meinem Laptop zu, und studiere diverse Unterlagen.
Diese Aufgaben müssen bewältigt werden
Erste Aufgabe: alle Trainer müssen für die olympischen Spiele ein polizeiliches Führungszeugnis beim IOC einreichen. Ich delegiere diese Aufgabe an jeden einzelnen Trainer per Mouse-Klick und speichere- zweite Aufgabe- die Parkscheine , die das IOC uns bereits für die Spiele zugesendet hat, in meinem OSP-Orga-File ab.
Dritte Aufgabe: drei verschiedene Datenschutzerklärungen, ebenfalls für die Teilnahme an den Spielen der Jugend, schnell mit Docusign unterschreiben.
Zwischen Aufgabe 12 und 13 muss noch ein Zwischenproblem gelöst werden: für Tristan Sommerfeldt kommt Vinzenz Geiger wieder zurück ins Team und Tristan benötigt seine Sprungskier, die bei uns im Mannschaftscontainer bereits in Skandinavien sind, beim COC-Cup- Wege und kreative Ideen sind gefragt. Aufgabe 15 kann nicht mehr bearbeitet werden, da das Essen angekommen ist.
Zwischen den einzelnen Bissen lassen wir das Weltcupauftaktwochenende in Finnland Revue passieren und wagen einen sportlichen Ausblick auf den Weltcup nach Trondheim. Wir sind zufrieden mit dem Start unseres Teams und vor dem Hintergrund der allgemeinen sportpolitischen Diskussionen um die Zukunft der Nordischen Kombination auch mit dem Umstand, dass sich in Finnland bei den Top-6-Platzierungen fünf Nationen einfinden konnten- Vielfalt als Argument für die Zukunftsfähigkeit einer Sportart.
Wir wollen in Norwegen an die guten Platzierungen anknüpfen und in jedem Wettbewerb das Podest angreifen. Gespannt bin ich auf Vinzenz Geiger, der zum Team stößt und der aus Ferne angeleitet wurde, in seiner Heimat, vor allem das Springen sauber aufzubauen. Kann er gleich dem Team helfen oder braucht er noch ein wenig Wettkampf-Akklimatisierung?
Die Athleten kehren von ihren airportinternen Einkäufen zurück zum Gate. Die Stimmung ist gut, alle sind für die zweite Station des Weltcups gerüstet. In zehn Minuten ist Boarding
Herzliche Grüße
Eric Frenzel
