Die Kansas City Chiefs stehen nach einer bitteren 10:20-Pleite gegen die Houston Texans kurz vorm Verpassen der Playoffs in der NFL. Jetzt hilft vermutlich nur noch ein Wunder.
Texans @ Chiefs: Auf einen Blick
- Die Texans rangen die Chiefs in einer Defensivschlacht nieder und positionierten sich damit perfekt für einen Run auf die Playoffs, auch wenn ihr eigenes offensives Play-Calling einmal mehr chaotisch wirkte.
- Die Playoff-Chancen der Chiefs haben sich durch diese Niederlage drastisch verringert, sodass der amtierende AFC-Champion nun im Grunde auf ein Wunder hoffen muss.
- Patrick Mahomes warf drei Interceptions, auch wenn nur eine davon wirklich seine Schuld war.
Texans @ Chiefs: Die Analyse
In einem äußerst kräftezehrenden Spiel deutete sich schon früh an, dass die Defenses hier die Hauptrolle spielen würden. Und schon beim ersten Play verschlechterte sich zudem die Personalsituation der Chiefs umso mehr, denn Aushilfs-Left-Tackle Wanya Morris verletzte sich am Knie und kam nicht zurück. Für ihn übernahm der Undrafted Rookie Esa Pole, der allerdings fortan eine gute Figur machte.
Die ersten drei Angriffsserien endeten mit Punts, ehe die Texans den Weg in die Red Zone fanden, unter anderem, weil C.J. Stroud Nico Collins mit einem Deep Ball fand. Am Ende stand jedoch nur ein Field Goal von Ka'imi Fairbairn. Zudem verletzte sich Cornerback Trent McDuffie bei besagtem Shot auf Collins ebenfalls am Knie und fiel aus. Die Texans legten im zweiten Viertel mit einem weiteren guten Drive nach und erhöhten auf 10:0 durch einen Screen-Pass von Stroud auf Woody Marks über neun Yards.
Die Texans hatten dann sogar die Chance auf eine 3-Score-Führung, nachdem Jalen Pitre einen Pass von Mahomes abfälschte und sich dann selbst die Interception schnappte. Doch fragwürdiges Play-Calling und eine besser werdende Defense, die nun häufiger blitzte, stoppten das Momentum der Gäste. Nach einem Punt legten die Chiefs schließlich ihre bis dahin beste Serie hin. Mahomes wurde jedoch bei 3rd Down per Sack gestoppt und man begnügte sich mit einem Field-Goal-Versuch aus 43 Yards kurz vor der Pause. Kicker Harrison Butker traf jedoch nur die rechte Stange. Es blieb beim 10:0 für Houston vor der Pause, weil die Texans mit schlechtem Clock Management nicht mehr voran kamen.
Nach dem Break spielten erstmal nur die Chiefs. Defensiv blitzten sie nun unerbittlich, Chris Jones drehte durch die Mitte und als 5-Technique auf, Stroud stand unter Dauerbeschuss und das eindimensionale Play-Calling der Texans tat sein Übriges - man lief nun nicht mehr stupide durch die Mitte bei 1st Down, sondern bei 2nd&Long und die Chiefs waren darauf vorbereitet. Offensiv wiederum erhöhte KC das Tempo, setzte häufiger auf zusätzliche Blocker und Mahomes begann Lücken für Scrambles zu finden. Das Ergebnis: ein Touchdown-Run von Kareem Hunt bei 4th Down über zwei Yards zum Anschluss.
4th-Down-Versagen versenkt Chiefs
Ende des dritten Viertels erzielte Butker schließlich den Ausgleich aus 36 Yards. Nach erneutem 3-and-out waren die Chiefs in Position, doch Mahomes warf eine weitere Interception, dieses Mal per Deep Ball zu Kamari Lassiter. Houston machte auch daraus nichts und gab den Ball schnell wieder her. Jedoch fing sich daraufhin die Gäste-Defense wieder und stoppte KC nach vier Versuchen an der KC-31 bei 4th&1 - KC setzte auf einen Pass, anstatt einfach wie zuvor einen Inside-Handoff mit Hunt zu versuchen. Dieses Geschenk nahmen die Texans an, liefen nun nicht nur durch die Mitte, sondern auch mal über außen und marschierten angeführt von Marks in die Red Zone. Am Ende war es dann Dare Ogunbowale, der per Duo-Konzept zu einem 5-Yard-Touchdown-Run zur 17:10-Führung lief.
Es folgte ein weiterer Turnover on Downs der Chiefs, ein Texans-Punt und schließlich eine Interception von Azeez Al-Shaair nach Drop von Travis Kelce. Die Texans spielten die Uhr weitestgehend herunter und Fairbairn machte mit seinem 28-Yard-Field-Goal in der letzten Minute den Deckel drauf.
Durch diese Niederlage sind die Playoff-Chancen der Chiefs laut "Next Gen Stats" auf nur noch 13 Prozent gesunken. Die AFC West können sie nach neun Jahren am Stück nun offiziell nicht mehr gewinnen. Die Texans wiederum stehen nun bei einer Chance von 85 Prozent und die Krone in der AFC South ist mit nur einem Spiel Rückstand auf die Jaguars (9-4) ebenfalls in Reichweite.
Houston Texans (8-5) @ Kansas City Chiefs (6-7)
Ergebnis: 20:10 (3:0, 7:0, 0:10, 10:0) BOXSCORE
Texans @ Chiefs: Die wichtigsten Statistiken
- Der Sack von Jerry Tillery und Rookie Ashton Gillotte im ersten Viertel gegen Stroud war der erste für die Chiefs nach elf Vierteln in Serie ohne Sack in der NFL.
- Mahomes hat nun drei Catches in seiner Karriere und steht bei -2 Receiving Yards. Der einzige Spieler mit mindestens drei Catches und noch weniger Yards ist Aaron Rodgers mit vier Receptions für -20 Yards.
- Dies ist erst das dritte Mal seit Mahomes als Starter übernommen hat (2018), dass die Chiefs vor der Pause keine Punkte erzielt haben. Zuvor passierte das nur in Woche 18 der Vorsaison gegen die Broncos und in Woche 7 2021 gegen die Titans.
- Hunts Touchdown-Run bei 4th Down in der zweiten Hälfte war der 78. Offensiv-Touchdown in dieser Saison bei 4th Down. Das ist ein neuer Allzeit-Rekord in einer Saison. Die Chiefs führen die Liste mit nun sieben solcher Touchdowns an.
Der Star des Spiels: Kamari Lassiter (Cornerback, Texans)
Er spielte früh im Spiel gezielt gegen Kelce und nahm ihn aus dem Spiel, später fing er eine wichtige Interception und half gegen den Run mit. Er steht hier stellvertretend für die gesamte Secondary, die gegen Mahomes nur wenig zuließ und ihm damit das Leben schwer machte.
Der Flop des Spiels: Patrick Mahomes (Quarterback, Chiefs)
Er stand unter Dauerbeschuss, was auf seine angeschlagene Offensive Line ging. Nur eine der drei Interceptions war seine Schuld und, dass ihn seine Receiver im Stich ließen, war auch unglücklich. Aber am Ende war dies womöglich seine schlechteste Leistung überhaupt in der NFL. Er beendete das Spiel mit einem Passer Rating von 19,8, mit Abstand sein schlechtester Wert.
Analyse: Texans @ Chiefs - das fiel taktisch auf
- Die Texans spielten häufig Man Coverage und setzten Cornerback Kamari Lassiter auffallend häufig auf Kelce an und nahmen ihn damit weitestgehend aus dem Spiel.
- Mahomes versuchte es früh mit kurzen, schnellen Pässen, um seine angeschlagene Offensive Line zu entlasten. Dennoch war er hauptsächlich dann erfolgreich, wenn er scrambelte und entweder selbst lief oder sich mehr Zeit erkaufte, damit Receiver sich freilaufen konnten.
- Die Chiefs spielten wie schon im Vorjahr bei 1st Down meist in Base-Defense und gingen gezielt auf Run-Defense, weil die Texans weiterhin viel zu oft auf den Lauf in frühen Downs setzten und damit kaum Erfolg hatten. In der zweiten Hälfte switchten die Gäste dann um und warfen (aussichtslose) Pässe bei 1st Down, um dann bei 2nd&Long ins Verderben zu rennen. Unvorhersehbar war nichts davon.
- Die Texans hatten durchaus Erfolg mit Play Action, nutzten dies aber viel zu selten. Ihr Passspiel funktionierte meist nur dann, wenn Stroud scrambelte und dann daraus resultierende offene Receiver fand.
- Die Chiefs überraschten nach der Pause mit 12-Personnel und stellten dann zwei Tight Ends zusätzlich zum Blocken ins Backfield, woraufhin Mahomes dann mehr Zeit für tiefere Pässe bekam. Dies funktionierte besonders gut gegen Zone Coverage.
- In der zweiten Hälfte begannen die Chiefs, Collins zu doppeln und hauptsächlich durch die Mitte zu blitzen. Das und ein stark aufspielender Chris Jones (auf Tackle und End) sorgten hauptsächlich für Pressure, der Stroud zu vielen ungenauen Pässen zwang. Zudem überluden sie gerne die linke Seite der Offensive Line mit Ersery mit ihren Blitzes bei 3rd Down.
