Kurz vor der Winterpause grüßt der FC Schalke 04 in der 2. Bundesliga vom Platz an der Sonne, ganz Gelsenkirchen träumt vom Aufstieg. Am Freitag (18:30 Uhr) soll dieser Traum bei Fortuna Düsseldorf weiter angefacht werden. Doch sind die Knappen tatsächlich schon reif für die Rückkehr ins Oberhaus oder ist die allgemeine Euphorie noch ein wenig verfrüht? Zwei Redakteure, zwei Meinungen!
Heiko Lütkehus: Schalke hat mich eines Besseren belehrt!
Ich bin ehrlich: Vor der Saison hatte ich den FC Schalke mangels namhafter Neuzugänge nicht einmal für die obere Tabellenhälfte auf dem Zettel. Und als die ersten Ergebnisse der laufenden Spielzeit dann (für mich) überraschend positiv ausfielen, habe ich nur ein Strohfeuer vermutet.
Doch weit gefehlt. Diese Schalker haben mich eines Besseren belehrt. Was Miron Muslic aus der Mannschaft rausholt, ist aller Ehren wert. Vor allem die Intensität ist mitreißend: Der Gegner wird so vehement beackert, dass selbst spielstarke Teams wie Elversberg und Paderborn irgendwann nicht mehr dagegenhalten können. Auch ohne Zauberkombinationen hat S04 die direkten Konkurrenten im Aufstiegsrennen zuletzt vollkommen verdient geschlagen und Rückschlägen (Pokal-Klatsche in Darmstadt, Last-Minute-K.o. in Karlsruhe) getrotzt.
Speziell zuhause ist auch auf den Rängen ebenjene Intensität zu spüren. Nach zwei schlimmen Saisons im Unterhaus und viel Missstimmung zwischen Mannschaft und Fans ist die königsblaue Einheit zurück, die für den Erfolg des Vereins unverzichtbar ist und im Verlauf der kommenden Monate noch zum echten Faustpfand werden kann. Um es mit Muslics Worten zu sagen: "Wenn Schalke spielt, ist es nie elf gegen elf, sondern 62.000 gegen die gegnerische Mannschaft" - selbst abzüglich des Gästeblocks ist da noch viel dran.
Und weil es auch im Hintergrund mit dem neuen Sportvorstand Frank Baumann endlich wieder stimmt, ist dieses Schalke für mich ein klarer Aufstiegsaspirant!

Marc Affeldt: Schalkes Erfolg steht auf tönernen Füßen
Vorweg: Schalke war, bleibt und ist unberechenbar! Als man im Sommer rund 700.000 Euro aus den klammen Kassen zusammenkratzte, um mit Miron Muslic einen relativ unbekannten Coach, dessen Vita zudem nicht zwingend Erfolg schrie, an Land zu ziehen, sah für mich alles danach aus, als würde Schalke halt Schalke-Dinge machen. Ein halbes Jahr später steht außer Frage, dass es sich schlicht um einen Geniestreich handelte. Muslic und Schalke: Das passt.
Das trifft auch auf die bisherigen Saisonergebnisse zu, ein fettes ABER drängt sich mir jedoch auf.
Nur zwei von zehn Siege feierte man mit mehr als einem Tor Unterschied. S04 zeichnet sich dieser Tage durch eine starke Defensive und brutale Effektivität aus. Das ist beeindruckend, das ist erfolgreich, aber auch auf tönernen Füßen gebaut.
Denn so gut Schalke gegen die Topteams bislang auch performt hat, bei den knappen Siegen gegen die vermeintlich schwächeren Gegner war ebenso häufig auch etwas Glück dabei. Kurz: Das derzeit so erfolgreiche Gebilde könnte jederzeit ins Wanken geraten.
Dass Schalke völlig einbricht, glaube ich nicht, für Liga eins sollte man aber tunlichst auch noch nicht planen.
Paderborn und Elversberg machen nicht den Eindruck, als könnte ihnen die Überraschung gelingen, von hinten drängen Hannover 96 und Hertha BSC in Richtung Top 3 und selbst den VfL Bochum sowie den 1. FC Nürnberg würde ich noch nicht völlig abschreiben.
Zudem: Die von Muslic als Faustpfand ins Spiel gebrachte Schalker Heim-Atmosphäre kann natürlich enorm beflügeln, sorgt aber auch immer dafür, dass vermeintliche Underdogs im spektakulärsten Auswärtsspiel der Saison immer bis ans Limit gehen.
































