Skispringer Karl Geiger hat die ersten Weltcup-Stationen hinter sich gebracht. Wirklich zufrieden ist er mit den bisherigen Ergebnissen nicht, wie er in seiner Kolumne für sport.de bekannte. Doch er arbeitet bereits am Feintuning.
Lillehammer, Falun, Kuusamo: unsere Skandinavien-Road-Tour liegt hinter uns. Zehn Tage Wettkampf auf Wettkampf durch Norwegen, Finnland und Schweden einschließlich der Reisen stecken in den Knochen und jede Menge Erkenntnisse im Kopf.
Die ersten Springen der Weltcupsaison, die mit Highlights wie der Vierschanzentournee, den Olympischen Spielen und den Skiflug-Weltmeisterschaften aufwartet, waren eine Standortbestimmung, die mich und auch Teile der Mannschaft entfernt von den vorderen Rängen sieht.
Die Ergebnisse waren ganz und gar nicht zufriedenstellend. Dem muss man sich als Skispringer immer wieder stellen und in gewisser Weise ist es für mich "business as usual" die Arbeit diesbezüglich aufzunehmen. Eine Aufgabe, die sich einige Athleten des Weltcups nun teilen, auch die, die im letzten Winter dort waren, wo die Musik gespielt hat.
Zurück in Oberstdorf, stehen Sondereinheiten auf der Heimschanze an. Wir müssen prüfen, an welchen Komponenten Veränderungen vorgenommen werden müssen und wie sich diese Veränderungen dann auswirken. Viele Faktoren sind es, die einen weiten Sprung begünstigen, vom Absprung, dem Stellen des V, die Flugphase mit Landung und alle Ausstattungsaspekte vom Anzug über den Schuh bis zur Bindung.
Es hat etwas von "Try and Error", wenn man daran geht. Ich habe meine Vermutungen, aber diese müssen eben auf dem Prüfstand. Ich liebe dieses Arbeiten, wie auch wohl die Mechaniker der Formel-1 es lieben, ein Rennboliden zu optimieren, in Interaktion mit dem Fahrer zu sein, um gemeinsam Schlüsse aus den Tests zu ziehen.
So ist es auch bei mir, ich liebe die Ruhe rund um die Heimschanze hier in Oberstdorf, die mir ja sehr vertraut ist, um Schritt für Schritt mit meinem Umfeld zu analysieren, welche Veränderungen zu welchen Wirkungen führen. Im familiären Umfeld dann nach den Einheiten auszuruhen und weiter zu reflektieren, bringt mich in meine Mitte, gibt mir Kraft und Zuversicht.
Die Saison ist ja noch ganz jung und die Höhepunkte sind noch ein wenig weg; wir haben einen ausreichenden Zeitraum, die Dinge gewissenhaft anzugehen, jedoch mit Akribie und Konzentration. Die Folgeweltcups werden dann Schritt für Schritt Prüfsteine sein, ob man grundsätzlich auf dem richtigen Weg ist.
Ich habe jetzt zu tun und werde die Zeit nutzen, den Sprung an sich zu optimieren, um somit zurückzukommen in die Erfolgsspur und die Weite zu finden.
Ich bin mir sicher, dass die Tür aufgehen wird, so wie es eigentlich immer funktioniert hat!
Herzliche Grüße
Karl Geiger


