Die letzten Fahrer-Würfel in der Formel 1 sind gefallen. Am Dienstag gab Red Bull die Cockpit-Besetzung seiner beiden Rennställe ab 2026 offiziell bekannt. Überraschend war daran nichts mehr. Offene Fragen bleiben aber dennoch.
Wer ab der Formel-1-Saison 2026 für Red Bull Racing und die Racing Bulls fährt, ist schon seit vielen Wochen bekannt. Offiziell gemacht hat Red Bull seine Entscheidung aber erst am Dienstag, wenige Tage vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi.
Am wenigsten überraschend ist die Beförderung von Isack Hadjar ins A-Team. Der junge Franzose hat ein famoses Rookie-Jahr hinter sich und die Herzen der Red-Bull-Bosse im Höchsttempo für sich gewonnen. Nur: Die wahre Herausforderung beginnt für den 21-Jährigen erst jetzt.
Hadjar bekommt den "heißesten Stuhl der Formel 1"
Der Franzose kommt nun auf den "heißesten Stuhl der Formel 1", wie es RTL-Insider Felix Görner im Gespräch mit sport.de ausdrückt. "Das Motto ist: Der Nächste, bitte! Das ist wie im Schwergewichtskampf beim Boxen, wenn man einen Weltmeister aller Klassen hat und der nächste versucht, ihn k.o. zu schlagen. Das hat bislang überhaupt nicht funktioniert", verweist der F1-Kenner auf die lange Liste der Gescheiterten bei Red Bull.
Auf dieser Liste stehen unter anderem die Namen Pierre Gasly, Alex Albon, Sergio Pérez, Liam Lawson und nun auch Yuki Tsunoda. Nachweislich gute Fahrer, aber eben keine, die neben "Super Max" bestehen konnten. Kann Hadjar das? "Das Schwierigste ist, dass man neben dem besten der Besten einfach kaputtgeht. Neben Verstappen zerbricht man auch mental und kann dann in der weiteren Karriere Probleme bekommen", warnt Görner.
Warum Red Bull Hadjar befördert hat
Ob das auch bei Hadjar der Fall sein wird, muss die Zeit zeigen. Er hat die Werbetrommel für sich zumindest so schnell gerührt, dass Helmut Marko und Co. gar nicht an ihm vorbeikommen konnten. "Er bringt nicht nur vom Speed alles mit, sondern ist auch jemand, der vieles erst auf dem zweiten oder dritten Bildungsweg geschafft hat. Er hatte in seiner Karriere viele Tiefen. Das war auch für Marko der Grund zu sagen, schaut mal, er hat schon viele Rückschläge überstehen müssen und ist trotzdem seinen Weg gegangen", so Görner.
Dazu bringe Hadjar die Fähigkeit mit, selbst auf für ihn neuen Strecken direkt schnell zu sein. "Er hat den angeborenen Speed. Jetzt muss er vor allem im Kopf klar sein. Neben Verstappen bei Red Bull zu fahren, wird die größte Aufgabe sein", sieht der RTL-Insider die Beförderung auch mit einigen Risiken verbunden. "Schafft es Hadjar? Ich würde da mal ein großes Fragezeichen hinter setzen", zweifelt Görner.
Klar ist für den langjährigen Reporter: "Er wird Verstappen nicht schlagen. Man muss schon in die verstaubten Geschichtsbücher der Formel 1 gucken, um einen Fahrer zu finden, der überhaupt mal an Max gekratzt hat. Das war Ricciardo irgendwann mal." Auszuschließen, dass der Franzose im berühmten Fenster von zwei, drei Zehnteln hinter Verstappen sein wird, kann und will Görner zwar nicht. Positiv überraschend wäre es dennoch.
Tsunoda als großer Verlierer des Red-Bull-Roulettes
Auf der anderen Seite der Red-Bull-Gleichung steht seit Dienstag Yuki Tsunoda, der sein Cockpit abtreten muss. "Er war in seinen Leistungen zu inkonstant. Er hat nie mal alles zusammenbekommen und ist hinter Verstappen Zweiter, Dritter oder Vierter geworden. Dann hat er es auch nicht mehr verdient, bei einem Spitzenteam zu fahren", fällt der RTL-Experte ein eindeutiges Urteil.
Zudem ist dem Japaner nun auch noch die Unterstützung aus seiner Heimat weggebrochen. Red Bull fährt ab 2026 mit Motoren aus eigener und Ford-Herstellung. "Und Ford hat kein Interesse an Tsunoda. Die Promotion und die Millionen aus Japan fehlen. Damit war der Fall klar", erklärt Görner.
Was ist von Arvid Lindblad zu erwarten?
Die Racing Bulls setzen derweil ab der kommenden Saison auf das Duo Liam Lawson/Arvid Lindblad. Ein logischer Schritt, findet der Formel-1-Reporter.
"Lindblad ist eine Hoffnung auf die Zukunft, nicht mehr. Lawson wird die Racing Bulls sicherlich anführen. Sie waren in diesem Jahr besser, als mancher erwartet hat. Diese Entwicklung soll und kann weitergehen. Aber Lindblad wird als 18-Jähriger viel lernen müssen und viele Fehler machen. Er ist ein Rookie, dem man Zeit geben muss, die man in der Formel 1 aber nicht hat, auch nicht bei den Racing Bulls", sieht Görner auch dieses Experiment durchaus mit einigen Risiken verbunden.



