Viele Gesichter aus dem deutschen Fußball spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den Medien im Ausland. Diesmal im sport.de-Rampenlicht: ein Ex-Verteidiger des FC Schalke 04 und von Borussia Mönchengladbach, dessen Traum von der Champions League zum Desaster verkommt.
Anfang 2019 kehrte Ko Itakura seiner japanischen Heimat den Rücken und wechselte für rund eine Million Euro zu Manchester City. Bei den Cityzens stand der Verteidiger bis zum Sommer 2022 unter Vertrag, ein Pflichtspiel bestritt Itakura für die Sky Blues allerdings nie.
City verlieh den Defensiv-Spezialisten postwendend in die niederländische Eredivisie zum FC Groningen, für den Itakura zwei Jahre spielte, ehe der FC Schalke 04 anklopfte und ManCity davon überzeugte, dass eine Leihe ins deutsche Fußball-Unterhaus für den Spieler der nächste passende Schritt sei.
Bei den Knappen avancierte der Japaner auf Anhieb zu einer tragenden Säule, machte sich einen Namen im deutschen Ligasystem und hatte großen Anteil am Aufstieg der Königsblauen. Dass Schalke Itakura nur zu gerne gehalten hätte, ist kein Geheimnis, dumm nur, dass die guten Leistungen des Abwehrstars auch seinen Marktwert in die Höhe getrieben hatten. Mehr als eine weitere Leihe wäre für die klammen Knappen nur schwer stemmbar gewesen.
Ein Umstand, den die Konkurrenz zu nutzen wusste. Das Rennen machte letztlich Borussia Mönchengladbach, das fünf Millionen Euro an Manchester City überwies und Itakuras Leih-Odyssee damit endgültig beendete.
Auch der Neustart am Niederrhein konnte Itakura nicht ausbremsen: War er fit, stand er auch in der Startformation. Daraus, dass er größere Ambitionen hegt, machte der Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne allerdings keinen Hehl. Nachdem Gladbach auch im dritten Anlauf die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe verpasst hatte, kristallisierte sich immer klarer heraus, dass Itakura sein Glück abseits der Fohlen versuchen will.
Auch BVB und FC Bayern sollen Interesse gezeigt haben
Interesse wurde unter anderem dem FC Bayern und dem BVB nachgesagt, letztlich entschied sich Itakura jedoch für eine Rückkehr in die Niederlande, wo Ajax Amsterdam, das rund zehn Millionen Euro nach Gladbach überwies, mit der Teilnahme an der Ligaphase der Champions League lockte.
"Er ist ein Qualitätsspieler, der sich immer in den Dienst der Sache gestellt hat. Daher respektieren wir seinen Wunsch, diese Qualitäten zukünftig auch in der Champions League zeigen zu dürfen", erklärte der damalige Gladbacher Sportchef Roland Virkus bei der Verkündung des Deals. Die Wendung, die sein Traum von der europäischen Fußball-Königsklasse etwa vier Monate später genommen hat, dürfte Itakura aber nicht einmal nach einem von Horrorfilmen geschwängerten Abend in den Kopf gekommen sein.
Nach fünf Partien - in vier davon stand Itakura in der Startformation - rangiert Ajax mit 0 Punkten und 1:16 (!) Toren am Ende der 36 Teams umfassenden Tabelle. Die niederländische Presse kürte Itakura und Co. bereits zur "Lachnummer Europas". Und in der Liga? Nach dem 2:0-Sieg gegen Itakuras Ex-Klub FC Groningen kletterte Ajax am Dienstagabend immerhin auf Rang fünf, die eigenen Ansprüche sind allerdings ganz andere, zumal die PSV Eindhoven nach 14 Spieltagen bereits vermeintlich uneinholbar um 14 Punkte enteilt ist.
Interview sorgt für Unruhe
Beim Blick auf Itakuras Saisonstatistik brennt eine Frage unter den Fingernägeln: Warum war der Rechtsfuß zuletzt so häufig außen vor? Seit Spieltag zwei war Itakura für Ajax spielberechtigt, zweimal fehlte er seitdem verletzt, allein in der Liga verzichtete Amsterdam seit Mitte Oktober allerdings dreimal auf seine Dienste. Auffällig: In diesen Partien kassierte Ajax seine einzigen drei Pleiten in der Eredivisie.
Ein Taktikkniff scheint nun immerhin den Erfolg zurückzubringen: Trainer Fred Grim beorderte Itakura ins defensive Mittelfeld - was Ajax gegen Groningen erstmals seit Langem wieder Stabilität verlieh. Brisant in diesem Zusammenhang: In den japanischen Medien kursieren Zitate, in denen Itakura offen seine Unzufriedenheit äußert und diese auch damit begründet, der er schon beim 0:2 gegen Benfica in der Champions League völlig überraschend als Sechser hatte auflaufen müssen. Grim betonte nun, dass Itakura diese Aussagen bestreitet und es sich um einen Übersetzungsfehler handele.
Sollte die taktische Neuaufstellung allerdings weiterhin für Siege sorgen, dürften die kritischen Töne ohnehin bald verstummen.
































