Das erste Einzel-Rennen des Biathlon-Winters ist Geschichte - und brachte aus Sicht der deutschen Skijägerinnen reichlich Ernüchterung. Highlights hielt das Einzel in Östersund dennoch reichlich parat: Für Dorothea Wierer schließt sich ein Kreis, eine Teamkollegin der Biathlon-Queen überrascht, während die DSV-Frauen vergeblich ihren Rhythmus suchen. Die wichtigsten Erkenntnisse nach dem ersten Einzel-Rennen:
Historische Biathlon-Queen
Vor beinahe genau zehn Jahren, am 03. Dezember 2015, feierte Dorothea Wierer beim Einzel in Östersund ihren ersten Weltcup-Sieg, der ihr auch das erste Mal das Gelbe Trikot einbrachte. Aktuell steigt die Saisoneröffnung des Biathlon-Winters erneut in Östersund, wieder gewann Wierer das Einzel, wieder schlüpfte sie ins gelbe Leibchen.
Damit aber nicht genug: Die 35-Jährige avancierte dank ihres 17. Karriere-Triumphs zur zweitältesten Siegerin eines Weltcuprennens. Nur die Schwedin Anna Carin Olofsson-Zidek war mit 37 Jahren und 244 Tagen älter. Von ihren 17 Siegen feierte die viermalige Weltmeisterin übrigens sieben im Einzel, belegte im ältesten Wettbewerb der Szene aber nie Rang zwei oder drei.
"Ich bin überglücklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal auf dem Siegerpodest stehen würde", zeigte sich die Biathlon-Queen aus Italien am ZDF-Mikrofon selbst überrascht von ihrem Coup: "Ich bin sprachlos." Zumal sie bekannte, dass nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt starten werde, da sie sich "etwas unwohl fühlte".
Angesprochen auf das Gelbe Trikot, ergänzte Wierer bei "Eurosport": Sie glaube, sie werde es das letzte Mal in ihrer Karriere tragen, "aber ich werde es genießen". Nach den Olympischen Spielen im Februar hängt die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin Gewehr und Ski an den Nagel.
Sensation in der Loipe:
Für eine faustdicke Überraschung sorgte auch Wierers Landsfrau Michaela Carrara. Die 28-Jährige, die im Weltcup noch nie in die Top 10 laufen konnte und im vergangenen Winter nur 41. im Gesamtweltcup wurde, feierte mit Rang 22 zwar erneut nur ein solides Ergebnis, brannte jedoch völlig überraschend die zweitschnellste Laufzeit in den Schnee. Nur Ex-Langläuferin Anamarija Lampic war noch schneller.
Für Carrara bedeutet ihr Ergebnis eine enorme Steigerung: Bei ihrem letzten Rennen im vergangenen Winter, dem Verfolger in Oslo, setzte sie lediglich die 23. Laufzeit.
Hinter Lampic und Carrara sorgten die Öberg-Schwestern für Top-Zeiten, als fünftschnellste setzte auch DSV-Talent Julia Tannheimer ein Ausrufezeichen, neun Schießfehler verhinderten aber ein starkes Abschneiden. Läuferisch überzeugte aus deutscher Sicht auch Janina Hettich-Walz, Franziska Preuß setzte hingegen nur die 22. Laufzeit und haderte anschließend mit ihrem Abschneiden.
Die Wurzel des DSV-Debakels:
Okay, der Wind war tückisch, was vor allem beim mit Strafminuten bedachten Einzel nicht selten zu eher besonneneren Schießeinlagen führt, die deutschen Frauen müssen sich dennoch deutlich steigern, wollen sie im Saisonverlauf für Highlights sorgen.
Sieht man mal davon ab, dass sich Preuß und Co. ohnehin zu viele Fehlschüsse leisteten, waren die Abläufe beim Gros auch schlicht zu langsam. Lediglich Grotian (6 Fehler/am Schießstand 19 Sekunden langsamer als die Beste) und Hettich-Walz (4/+27 Sekunden) konnten im Ansatz mithalten. Preuß (4/+39), Tannheimer (9/+42), Marlene Fichtner (5/+57) und Vanessa Voigt (3/+2:37 Minuten) ließen einfach zu viel Zeit liegen.
Zum Vergleich: Siegerin Wierer oder Hanna Öberg nahmen Preuß oder Tannheimer nur beim Absolvieren der Schießeinlagen rund zehn Sekunden pro Fünferserie ab.
Duo lässt aufhorchen:
Die Finnin Sonja Leinamo verpasste nicht nur sensationell knapp (+0,3 Sekunden) ihren ersten Sieg, sondern feierte auch ihr Debüt auf dem Weltcup-Podium. Zuvor konnte sie erst ein Rennen in den Top 10 beenden.
Mehr dazu:
Auch die Belgier Maya Cloetens gab als Sechste ihren Einstand bei der Flower Ceremonie. Die Staffel-Junioren-Weltmeisterin von 2021 erreichte zudem erstmals einen Platz unter den besten zehn.

