19 Pflichtspiele zählt die Saison von Borussia Dortmund inzwischen. Die Bilanz kann sich mit zwölf Siegen, fünf Remis und nur zwei Niederlagen sehen lassen. In der Bundesliga ist der übermächtige FC Bayern zwar schon jetzt meilenweit enteilt, in der Champions League spielt der BVB aber eine ausgesprochen gute Rolle, im Pokal wartet am Dienstagabend das Achtelfinal-Duell mit Bayer Leverkusen. Eitler Sonnenschein scheint in Dortmund dennoch nicht zu herrschen - im Gegenteil: immer wieder verdunkeln Gewitterwolken den schwarzgelben Horizont.
Wenn Bayer Leverkusen am Dienstagabend im Achtelfinale des DFB-Pokals im Signal Iduna Park gastiert, kann man beinahe von einer Art Rückspiel sprechen. Erst am Samstag standen sich der BVB und die Werkself am 12. Bundesliga-Spieltag in Leverkusen gegenüber. Die Borussen gewannen 2:1 - und feierten damit einen extrem wichtigen Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Rennen um die Top-Plätze.
Anstatt in Jubel, Trubel, Heiterkeit zu verfallen, musste sich Coach Niko Kovac anschließend allerdings einmal mehr zu einer Szene äußern, die Risse in der vermeintlich heilen Fassade vermuten lässt.
Nach rund 60 Minuten entschied sich Kovac für den ersten Wechsel, nahm den derzeit unter leichten Ladehemmungen leidenden Torjäger Serhou Guirassy vom Platz, schickte Fabio Silva auf den Rasen - und bewies damit ein goldenes Händchen. Keine fünf Minuten später servierte der Joker die Flanke, die Karim Adeyemi zum wichtigen 2:0 einnickte. Guirassy war da allerdings wohl schon nicht mehr zum Jubeln zumute. Der Guineer stapfte bei seiner Auswechslung zuvor sichtlich genervt vom Platz, schleuderte seine Handschuhe auf den Boden und verweigerte seinem Coach demonstrativ den obligatorischen Handschlag.
Kovac gab sich auf der anschließenden PK zwar größte Mühe, der Szene jegliche Sprengkraft abzusprechen, betonte, man habe "das wie erwachsene Menschen direkt nach dem Spiel besprochen" und Guirassy sich proaktiv entschuldigt. Natürlich sei das Verhalten nicht wünschenswert, könne in der adrenalingeladenen Atmosphäre aber "passieren". Außerdem stellte Kovac demonstrativ in den Vordergrund, das gesamte Team habe ebenfalls kommuniziert, "dass sowas nicht passieren soll", was ihn persönlich freue. Die Botschaft war deutlich: Wir sind eine Einheit, die selbst Störfeuer gemeinsam wegmoderiert.
So weit, so gut: Dumm nur, dass sich dieses Bild umso mehr abnutzt, je häufiger es in die Öffentlichkeit posaunt werden muss.
Und genau das ist beim BVB aktuell nun einmal der Fall.
Kovac beklagt "unnötiges" Verhalten von BVB-Star
Rund vier Wochen vor Guirassys verweigertem Handschlag, beim 1:0-Sieg gegen den 1. FC Köln, war es Adeyemi, der seine Auswechslung damit quittierte, dass er seine Wasserflasche auf den Boden zimmerte und beleidigt an Kovacs ausgestreckter Hand vorbeistapfte. Einig sind sich die BVB-Stars also offenbar nicht nur darüber, dass so ein Verhalten unerwünscht ist, sondern auch darin, dass es "passieren" kann.
Auffallend: Adeyemi nahm Kovac noch deutlich härter in die Pflicht, sprach von einer "unnötigen" Aktion und hob hervor, dass der Flügelstürmer seinem Mitspieler ja gerne selbst erklären könne, warum dieser es nicht verdient habe, eingewechselt zu werden.
Wer es gut mit dem BVB hält, könnte nun betonen, dass Ausnahmen ja bekanntlich die Regel bestätigen, an der Strobelallee drängt sich jedoch ein wenig der Eindruck auf, dass Ausnahmen eher die Regel sind.
BVB-Kapitän mit unglücklicher Aktion
Denn zwischen Adeyemi und Guirassy fiel noch eine weitere Stütze des Teams damit auf, kein großer Freund des Handschlags zu sein: Nico Schlotterbeck.
Auf der Mitgliederversammlung der Borussen begrüßte Sportdirektor Sebastian Kehl die Spieler per Handschlag, ausgerechnet Vizekapitän Schlotterbeck wendete sich allerdings vom 45-Jährigen ab, ohne diesen eines Blickes zu würdigen - oder gar die Hand zu reichen.
"Es ist alles okay. Da wurde viel hereininterpretiert. Es gibt keine Probleme", glättete Kehl höchstpersönlich am Rande des 4:0-Siegs im Rahmen der Ligaphase der Champions League die Wogen. Darüber, dass es überhaupt ein Thema geworden ist, hätten beide "sehr geschmunzelt".
Ob Kehl über die zuletzt immer häufiger kursierenden Schlagzeilen, intern herrsche Unzufriedenheit an der Art und Weise, wie Kovac Fußball spielen lasse, ebenfalls schmunzelt, ist nicht bekannt. Sollte der BVB am Abend allerdings erneut einen Sieg gegen Leverkusen einfahren, dürften selbst kleinere Scharmützel die Stimmung nicht verhageln können.






























