Max Verstappen und McLaren bescheren den Formel-1-Fans einen WM-Showdown, wie es ihn schon lange nicht mehr gegeben hat. Verstappen, weil der Holländer den Katar-GP souverän gewinnt. Und McLaren, weil das Team strategisch total daneben haut.
In ihrem sport.de-Debrief zum Formel-1-Rennen in Katar analysieren F1-Experte Christian Danner und RTL-Daten-Analytiker Steffen Kosuch den GP sowie McLarens Wüsten-Waterloo.
Bis zum Sonntag sah nichts danach aus, dass Max Verstappen das Rennen in Katar gewinnen würde. Okay, von Position drei überholte er beim Start den zweitplatzierten Lando Norris und reihte sich hinter dessen McLaren-Rivalen Oscar Piastri ein.
Aber: Trotzdem sprach nach wie vor wenig bis nichts für den Red-Bull-Star. Piastri hatte das gesamte Wochenende im Griff gehabt und auch seine Pole Position souverän verteidigt. Alles sah nach einem Erfolg des zuletzt angeschlagenen Australiers aus. Die eigentlich spannende Frage war eher: Schafft es Norris an Verstappen vorbei und macht den McLaren-Doppelsieg perfekt?
McLarens Strategie-Hirne mit verhängnisvoller Annahme
Das Blatt wendete sich in Runde sieben, als Nico Hülkenbergs Unfall mit Pierre Gasly eine Safety-Car-Phase auslöste.
Da Pirelli aus Sicherheitsgründen für die Renndistanz von 57 Runden nur maximal 25 Runden auf ihren Reifen gestattete, also eine Zwei-Stopp-Strategie vorschrieb, war dies der frühestmögliche Zeitpunkt, um den ersten Stopp zu machen.
Alle Teams folgten dieser Logik - außer die McLaren, das seine Fahrer draußen ließ.
Nach dem GP verteidigte McLaren seine Strategie und begründete den Fehler mit der Annahme, dass das Risiko zu groß gewesen wäre, hinter Mittelfeld-Autos im Verkehr zu hängen, sofern diese nicht in die Box abbiegen. Eine gewagte These, die sich für McLaren schnell als verhängnisvoll falsch herausstellte.

Nach dem Re-Start in Runde zehn lagen Piastri und Norris zwar noch immer vorne, musste nun aber auf das gesamte Feld einen zusätzlichen Boxenstopp herausfahren. In den ersten Runden schien der Plan sogar aufzugehen - die Performance der McLaren-Boliden verpuffte allerdings schnell.
Spätestens als Piastri und Norris nach ihrem jeweiligen Reifenservice hinter Carlos Sainz im Williams und Mercedes-Rookie Kimi Antonelli steckten, wurde klar, dass McLaren nicht mehr an Verstappen heran- geschweige denn vorbeikommen würde.
Für Piastri reichte es immerhin noch zu Rang zwei, während Norris dankbar sein musste, am Ende noch Antonelli überholt zu haben. Rang vier hinter dem starken Sainz war für den Briten das bittere Maximum.
Bei McLaren liegen die Nerven jetzt blank
Verstappen nahm das Geschenk natürlich dankend an und fuhr souverän den Sieg ein. Die WM bleibt somit bis zum Finale in Abu Dhabi spannend. Verstappen und Red Bull können nur noch gewinnen - bei McLaren liegen spätestens jetzt die Nerven blank.
Positiv zu erwähnen: Antonelli, der zum wiederholten Mal vor George Russell ins Ziel kam (auch wenn er P4 am Ende wegwarf) und Fernando Alonso, der die starke Aston-Martin-Performance an diesem Wochenende mit Rang sieben bestätigte.
Hinter dem Altmeister enttäuschte Charles Leclerc als Achter im Ferrari. Garagen-Nachbar Lewis Hamilton war das gesamte Wochenende völlig von der Rolle und landete im hinteren Mittelfeld.
Die Roten dürften im letzten Rennen im WM-Dreikampf - anders als Mercedes - also kein "Störfaktor" sein.



