Abbruch am Samstag, Absage am Sonntag: Beim Skisprung-Weltcup in Kuusamo geht herzlich wenig. Aus dem einzigen Sprungdurchgang nimmt zumindest Deutschlands Olympiasieger positive Gefühle mit.
Andreas Wellinger vertrieb sich beim Fußballtennis die quälende Wartezeit und blickte immer wieder skeptisch-frustriert hinauf zur wild flatternden Finnland-Flagge auf dem Turm der Rukatunturi-Schanze: Die Skisprung-Geduldsprobe im Wind- und Wetterchaos von Kuusamo zehrte an den Nerven nicht nur der DSV-Adler. Gar nichts ging bei Windgeschwindigkeiten bis zehn Metern pro Sekunden zum Abschluss des Weltcup-Wochenendes am Sonntag. Aus dem nach einem Durchgang abgebrochenen Samstags-Wettkampf durfte immerhin Wellinger als Siebter viel Selbstvertrauen mitnehmen.
"Es war schwierig. Manchmal war es springbar, manchmal dann wieder nicht. Wir wären gerne gesprungen, ich wäre bereit gewesen", sagte Wellinger in der "ARD": "Aber wir wissen, dass die Schanze anfällig ist. Es ist traurig, wenn man hier steht und nicht springen kann - ich bin sehr gerne hier."
Die Absage im notorischen Windnest am Polarkreis kam keineswegs unerwartet. Am Sonntag war schon die Qualifikation abgesagt worden, auch die Kombinierer mussten beim Massenstart einsehen, dass sie ihr Skilanglauf-Rennen einigermaßen sinnlos bestritten hatten - gesprungen werden konnte dort wie am Samstag nicht.
Bundestrainer Stefan Horngacher durfte von der dritten Weltcup-Station einen Monat vor der Vierschanzentournee dennoch einige positive Erkenntnisse mitnehmen - auch wenn es in Philipp Raimund als zuvor besten deutschen Springer mit Platz 32 beim "K.o.-Sieg" des Slowenen Anze Lanisek am Samstag übel erwischte.
"Philipps Ergebnis war ein Wermutstropfen. Aber ansonsten können wir hier zufrieden rausgehen - Andi war sehr gut", sagte der zum Saisonende scheidende Chefcoach nach dem Samstagspringen, das - siehe Raimund - phasenweise eine Lotterie war.
"Ich habe den Münzwurf heute eben verloren", sagte der Oberstdorfer gefasst und hoffte wie sein Allgäuer "Nachbar" Karl Geiger (27.) auf die Gelegenheit zur Wiedergutmachung am Sonntag. Die fiel dann flach, es geht nun erst am kommenden Wochenende im polnischen Wisla weiter, ehe es zwei Wochen vor Tournee-Beginn zum ersten Heimspiel nach Klingenthal geht.
Dem Highlight zum Jahreswechsel darf vor allem Wellinger nun etwas gelassener entgegensehen als noch nach den ersten verkorksten Auftritten in Lillehammer und teilweise in Falun. Der zweimalige Olympiasieger aus Ruhpolding, der im Vorjahr eines der beiden Springen auf der Rukatunturi-Schanze gewonnen hatte, zeigte am Samstag seinen besten Saisonsprung und war danach "total zufrieden".
Zuvor hatte er nur einmal im Olympiawinter den ersten Durchgang überstanden und war als deutsches Sorgenkind angereist. In Kuusamo hatte Wellinger 2014 als Teenager einen schweren Sturz verkraften müssen. Mit der anspruchsvollen Anlage, an der es oft stürmt, verbindet ihn eine Hassliebe.
Lanisek, der schon am Mittwoch in Falun gewonnen hatte, lag beim Abbruch mit 142,0 m (141,0 Punkte) deutlich vor dem Japaner Ren Nikaido (136,4) und dem Slowenen Domen Prevc (128,0). Hinter Wellinger (127,0 m/120,4 Punkte) überzeugten auch Routinier Pius Paschke, der im Vorjahr ebenfalls ein Kuusamo-Springen gewonnen hatte, als Neunter und Aufsteiger Felix Hoffmann als Elfter.
