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Österreicher jetzt auf Nykänen-Niveau

"Killer" Kraft springt in Perfektion auf den Olymp

Stefan Kraft auf dem Gipfel - keiner hat mehr Weltcup-Punkte gesammelt als er
Stefan Kraft auf dem Gipfel - keiner hat mehr Weltcup-Punkte gesammelt als er
Foto: © IMAGO/Fredrik Sandberg/TT
26. November 2025, 10:53

Stefan Kraft feiert beim Skispringen in Falun einen historischen Triumph: Der Österreicher streichelt auf der Normalschanze die Perfektion, holt eine Ikone des Sports ein - und sendet ein beeindruckendes Signal an die Konkurrenz.

Vielleicht war die Normalschanze von Falun einfach der passende Rahmen für Stefan Kraft, um sich in die Gesichtsbücher einzutragen. Mehr noch: Um auf dem Olymp des Skispringens neben den Allergrößten zu landen.

Auf dem kleinen Bakken in Schweden sprang der 1,70-Meter-Floh Kraft zum 46. Weltcup-Sieg seiner einzigartigen Karriere und holte in der ewigen Bestenliste den ikonischen Matti Nykänen ein. Mehr Siege hat nur Krafts österreichischer Landsmann Gregor Schlierenzauer gefeiert.

Dass Kraft noch in diesem Winter an dem 2019 verstorbenen Finnen vorbeizieht, sollte angesichts der wieder einmal blendenden Form des ÖSV-Adlers Formsache sein.

Eine andere Legende aus dem hohen Norden hat Kraft mit seinem Sieg in Falun schon übertrumpft. Der 32-Jährige hat seit seinem Debüt im Weltcup-Zirkus im Jänner 2012 15.811 Punkte gesammelt, flog damit am bisherigen Rekordhalter Janne Ahonen (15.758) vorbei. Nebenbei schlüpfte Kraft ins Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden.

Stefan Kraft springt "voll befreit aus der Leber heraus"

Die Sprünge, die Kraft in Falun bei der Probe für die Nordische Ski-WM 2027 auf der so selten im Programm stehenden Normalschanze zeigte, waren - aus Sicht der Konkurrenz - beängstigend gut. Vor allem sein erster Satz auf 97,5 Meter brachte Experten zum Schwärmen.

DSV-Ikone Sven Hannawald erkannte in der "ARD" einen Skisprung nah der Perfektion: Derart selbstverständlich hatte sich Kraft vom Schanzentisch abgedrückt, derart mühe- und reibungslos nahm er seine Flugposition ein, derart regungslos segelte er gen Tal, wo er einen blitzsauberen Telemark stanzte. Skispringen aus einem Guss.

"Voll befreit aus der Leber heraus", sei er seinen ersten Versuch angegangen, kommentierte das 55-Kilo-Leichtgeweicht hinterher beim "ORF". Fünf Punkte nahm Kraft der Konkurrenz mit dem Supersprung ab - Welten auf einer Normalschanze, wo gewöhnlich nicht mal eine Mozartkugel zwischen die Weiten der Athleten passt. 

Im zweiten Durchgang konnte sich der Salzburger Kraft angesichts des Vorsprungs fast schon einen dosierten Sprung für den historischen Triumph gönnen – auch wenn er beteuerte, er sei auch da "all in" gegangen. Nun auf einer Stufe mit Nykänen zu stehen, machte selbst die Frohnatur baff: "Das hätte ich mir als kleiner Bub nie erträumt."

In seiner beeindruckenden Leistung sah der Routinier indes ein Signal an die – vor allem auch ÖSV-interne bockstarke und deutlich jüngere – Konkurrenz. "Man kann noch siegen – man hat den Killer in sich", sagte er.

Kraft in einer Hinsicht noch nicht auf Nykänen-Niveau

Was diesen Stefan Kraft schon jetzt zu einem der größten Skispringer der Geschichte macht, ist seine brutale Konstanz, die er auf den Schanzen der Welt an den Tag legt und die er mit einem Ahonen gemein hat. Von der Corona-Saison 2020/21 einmal abgesehen, beendete Kraft jede Saison seit 2013/14 in den Top Ten der Gesamtwertung. Eine "schwächere" Saison bedeutet im Kraft-Universum Rang vier oder fünf in der Endabrechnung, dreimal stemmte der Österreicher die Große Kristallkugel in die Höhe.

Weltmeister von Groß- und Normalschanze, Skiflug-Weltmeister, Team-Olympiasieger, Vierschanzentournee, die Raw-Air-Serie: Kraft alles gewonnen, was es im Skispringen zu gewinnen gibt – mit einer Ausnahme.

Eine Einzelmedaille bei Olympischen Spielen fehlt dem Ausnahmekönner noch. Stand jetzt kommen Kraft die Winterspiele im Februar gerade recht. Konserviert er seine Form, spricht wenig dagegen, dass er den einzigen Karriere-Makel in Predazzo ausmerzt. Matti Nykänen ist auch hier der Maßstab: Der Skisprung-Übervater gewann 1984 in Sarajevo Gold von der Großschanze, ehe er sich vier Jahre später in Caglary mit Doppelgold auf beiden Bakken ein Denkmal setzte.

Falun 2025/2026

1ÖsterreichStefan Kraft249.90
2SlowenienAnze Lanisek247.70
3DeutschlandPhilipp Raimund244.90
4ÖsterreichStephan Embacher241.80
5ÖsterreichJan Hörl240.60

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