Hans-Joachim Watzke ist neuer Vereinspräsident von Borussia Dortmund. Am Sonntag wurde der langjährige BVB-Geschäftsführer zwar wie erwartet zum Nachfolger von Dr. Reinhold Lunow gewählt. Das Wahlergebnis ließ dabei allerdings sehr zu wünschen übrig.
Nach über zwei Jahrzehnten an der Spitze der Geschäftsführung ist Hans-Joachim Watzke zum Präsidenten des BVB gewählt worden. Der 66-Jährige, der den Klub einst aus der existenziellen Krise führte und eine Ära mit Meistertiteln, Pokalsiegen und finanzieller Konsolidierung prägte, rückte ohne Gegenkandidat ins höchste Vereinsamt auf.
Doch das Ergebnis war ein echter Paukenschlag: Nur 59 Prozent der 4244 Stimmberechtigten stimmten für ihn – ein deutlicher Dämpfer für den langjährigen Geschäftsführer. Insgesamt nahm von den 238.000 Vereinsmitgliedern ohnehin nur ein Bruchteil der BVB-Mitglieder an der Wahl teil.
Watzke trat unmittelbar nach seiner Wahl mit großer Demut auf. "Ich war den Aktionären verpflichtet und musste sehen, dass der Laden lief", erklärte er über seine bisherige Rolle. Nun aber wolle er Brücken bauen: "Künftig muss ich weniger Entscheidungen treffen, aber mehr moderieren. Ich möchte ein Präsident für alle sein."
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Seine operativen Aufgaben übergab er an Lars Ricken, der fortan die Geschicke der Fußball-KGaA lenkt. Der Abschied aus der Geschäftsführung fiel Watzke schon Stunden vor der Präsidentenwahl sichtbar schwer: Er verspüre "viel Wehmut", blickte aber stolz auf eine Zeit zurück, in der der BVB "immer titelfähig" gewesen sei. Und wirtschaftlich habe er sein Versprechen gehalten: "Keine Schulden für sportlichen Erfolg."
Lunow hatte seine Kandidatur zurückgezogen
Die Wahl am Sonntag fand auch im Zuge interner Konflikte statt. Reinhold Lunow, eigentlich als Watzkes Gegenkandidat für den vereinsinternen Wahlausschuss vorgesehen, hatte seine Bewerbung nach einer zum Teil öffentlich stattgefundenen Auseinandersetzung zurückgezogen.
Zudem sorgte ein wenige Tage zuvor bekannt gewordener Missbrauchsfall im Verein für heftige Kritik. Fanabteilungschef Tobias Westerfellhaus sprach von "fragwürdigen Kampagnen" und forderte, es dürfe "kein Schweigen und Wegschauen geben", die Wahrheit müsse "ans Licht".
Watzke zeigte sich sichtlich betroffen: Der Fall habe ihn "tief getroffen", sagte er, "wenn man das gelesen hat, wird einem einfach nur schlecht." Er versprach "lückenlose" Aufklärung und stellte sich zugleich hinter die Fans im Streit um geplante schärfere Sicherheitsmaßnahmen: "Wir sind in dieser Frage nah beieinander."
Symbolträchtig für die turbulente Mitgliederversammlung am Sonntag: Erstmals wurde die MV hybrid abgehalten – und ausgerechnet diese Modernisierung führte zu Chaos. Technische Probleme verzögerten den Start um eine Stunde, Teile der Tagesordnung mussten umgestellt werden. Ein unruhiger Auftakt für einen Präsidenten, der sich vorgenommen hat, den Verein in ruhigere Fahrwasser zu führen.






























