Die rutschige erste Kurve beim Formel-1-Grand-Prix von Las Vegas sorgte nicht nur ganz vorn zwischen Lando Norris und Max Verstappen sowie Liam Lawson und Oscar Piastri für reichlich Action, sondern war im hinteren Feld Schauplatz einer viel größeren Kollision, für die Sauber-Pilot Gabriel Bortoleto eine Startplatzstrafe von fünf Plätzen aufgebrummt bekam.
Der Brasilianer krachte in den Aston Martin von Lance Stroll, der daraufhin Pierre Gaslys Alpine umdrehte. Stroll und Bortoleto mussten aufgeben, Gasly schleppte sich mit beschädigtem Diffusor auf einen glanzlosen 13. Rang. Bortoleto erhielt auch zwei Strafpunkte auf sein Konto, die ersten in der Formel-1-Laufbahn des 21-Jährigen.
Der Rookie suchte gar nicht erst nach Ausflüchten, sondern lief sofort zur Hospitality von Aston Martin, um sich bei Lance Stroll zu entschuldigen. Auch in den Interviews danach suchte er nicht nach Ausreden, die in dieser Situation ohnehin wohl kaum geholfen hätten.
"Es war meine Schuld - ich hatte einen starken Start und wollte innen am Williams vorbeiziehen, aber als ich mich dazu entschloss, habe ich den Bremspunkt falsch eingeschätzt und es war bereits zu spät, um das Auto richtig abzubremsen", sagt er über sein Missgeschick.
"Ich bin zu weit in die Kurve reingerutscht und hatte auch nicht den Winkel, um sie zu nehmen. Schließlich habe ich Lance getroffen. Schade, denn das Wochenende sah bis zum Qualifying vielversprechend aus, und dann hat der Fehler in der ersten Runde unsere beiden Rennen ruiniert."
"Ich werde daraus lernen, mich neu aufstellen und dafür sorgen, dass ich nächste Woche in Doha wieder zu meiner alten Form zurückfinde." Es war das zweite Mal nach Brasilien, dass sich die beiden ins Gehege gekommen sind. In Sao Paulo endete das Rennen für Bortoleto in der Mauer. Die Kollision wurde aber als Rennunfall abgehakt, obschon Franco Colapinto aus neutraler Perspektive heftige Kritik an Strolls fehlender Übersicht übte.
Ganz anders Las Vegas, wo die Schuldfrage keine Diskussionen zulässt. Stroll nimmt Bortoleto die Nummer nicht übel: "So ist das im Rennsport, solche Dinge passieren, und es ist weder für Gabriel noch für mich schön, aber er hat es nicht absichtlich gemacht; er ist ein guter Junge."
Die Aussicht auf Erfolg war nach dem Reifen-Fauxpas im Qualifying ohnehin nicht sonderlich groß: "Auf dem Papier hatten wir nicht erwartet, heute Abend besonders konkurrenzfähig zu sein, und glauben nicht, dass für uns viel möglich gewesen wäre. Hoffentlich sind wir beim nächsten Rennen etwas konkurrenzfähiger." Teamkollege Fernando Alonso verfehlte die Punkteränge als Elfter um 15 Sekunden.
Gasly: "Einfach ein Scheißtag"
Gasly hadert etwas mehr mit dem Schicksal: "So ein langer Flug hierher, nur um dann in der ersten Kurve umgedreht zu werden. Zum dritten Mal in Folge hatte ich ein gutes Qualifying-Ergebnis, das sich nicht in ein gutes Rennen umsetzen ließ."
"Ich bin einfach um die Ecke gefahren und dann gab es einen Knall von hinten und ich habe mich gedreht. Die Autos haben ja ohnehin schon nicht viel Abtrieb [auf dieser Strecke] und dann kam noch die Beschädigung hinzu. Damit wurde es natürlich ein langes Rennen. Das war einfach ein Scheißtag."
Für Bortoleto spricht, dass er nicht als einziger die Gripverhältnisse in Kurve 1 auf dem Las Vegas Strip Circuit falsch eingeschätzt hat. Gasly sieht aber ein Muster: "Ich weiß nicht genau, was mit Lawson passiert ist, aber Bortoleto hat einen ziemlich dicken Fehler gemacht. Lawson ist in Piastri reingefahren. Also, zwei Fahrer, die wenig Erfahrung haben."
"Wir alle wissen aus den vergangenen Jahren, dass Kurve 1 schwierig ist. Das muss man im Hinterkopf haben. [Das Qualifying] gestern war ein gutes Beispiel für hohes Fahrkönnen. Kurve 1 heute leider nicht."


