Das Warten hat ein Ende! 252 Tage nach dem letzten Zieleinlauf in Oslo beginnt am 29. November in Östersund die olympische Biathlonsaison 2025/26. Vor dem Auftakt in Schweden stellen wir vier kühne Thesen auf und sagen, was dran ist.
Franziska Preuß verteidigt den Gesamtweltcup!
Jannik Kube: Franziska Preuß wird erneut im Rennen um die Große Kristallkugel mitmischen. Die Konkurrenz ist allerdings gewaltig. Da wäre zum einen Lou Jeanmonnot, die in den letzten beiden Saisons auf dem zweiten Platz landete. Mit Elvira Öberg ist immer zu rechnen. Die Schwedin dürfte nach ihrer WM-Goldmedaille im Massenstart vor Selbstvertrauen strotzen. Lisa Vittozzi sollte trotz ihrer einjährigen Pause nicht abgeschrieben werden. Ich sage: Aller guten Dinge sind drei - Jeanmonnot holt in diesem Winter den Gesamtweltcup.
Christian Schenzel: Sorry, aber keine Chance. Nicht, weil sie nicht will oder nicht kann, sondern weil der große Olympia-Traum bei Franzi in diesem Jahr über allem stehen muss. Sie muss 100 Prozent darauf ausrichten, körperlich und mental. Ich würde selbst eine freiwillige Zwangspause im vollgepackten Januar nicht ausschließen, damit sie erholt in die Spiele geht.
Gerrit Kleiböhmer: Da halte ich gegen. Franzi Preuß wird, sofern sie ohne Verletzungen oder Krankheiten durch den Winter kommt, erneut den Gesamtweltcup gewinnen. Warum? Schon 2024/25 war sie die konstanteste aller Athletinnen, landete nur viermal (!) nicht in den Top 10 und feierte 13 (!) Podestplätze. Ähnliche Resultate traue ich ihr erneut zu. Mit der wertvollen Erfahrung im Gepäck, auch im entscheidenden Moment abzuliefern, ist sie für mich die Top-Favoritin.
Martin Armbruster: Und dann nochmal Stimmungskiller (aus DSV-Sicht). Franziska Preuß wird wieder eine starke Saison abliefern. Für den Gesamtsieg musste sie aber schon in der Vorsaison an und über ihre Grenzen hinausgehen. Ein zweites Mal in Folge wird das leider nicht gelingen - was keinesfalls heißt, dass Preuß beim Saisonhighlight Olympia in die Röhre guckt.
Die deutschen Männer melden sich in der Weltspitze zurück!
Jannik Kube: Ich sehe die deutschen Männer auf einem ähnlichen Level wie in der Vorsaison. An einem guten Tag ist alles möglich. Doch um sich in der Weltspitze zurückzumelden, braucht es vor allem mehr Konstanz als im letzten Winter. Diesen Beweis müssen die DSV-Athleten erst noch liefern.
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Gerrit Kleiböhmer: Nein, dafür ist die Konkurrenz zu stark. Zwar sind die DSV-Herren sicher auch in diesem Winter für die ein oder andere Überraschung gut, für die absolute Weltspitze reicht es erneut aber nicht.
Martin Armbruster: Bei den Männern sind in erster Linie die Arrivierten Philipp Nawrath und Justus Strelow für konstante Ergebnisse zuständig. Von der Spitze sind sie aber zu weit weg, mehr als die zweite oder dritte Reihe ist nicht drin. Zudem müssen die Jungen wie ein Danilo Riethmüller ihre Weltcupreife erst einmal unter Beweis stellen
Selina Grotian wird die große Gewinnerin der Saison!
Jannik Kube: Die Erfolge von Franziska Preuß sind für Selina Grotian Gold wert. Die 21-Jährige kann sich hinter der Gesamtweltcupsiegerin in Ruhe entwickeln. Über ihren neunten Platz im Gesamtweltcup wurde letzten Winter fast schon zu wenig geredet. Grotian kann definitiv die Gewinnerin der Saison werden - eine olympische Einzelmedaille ist möglich.
Christian Schenzel: Ja! Selina gehört schon jetzt zu den vier besten U25-Biathletinnen der Welt. Die Weltcup-Wertung lügt nicht. Wenn sie in diesem Winter einen annähernd großen Schritt wie im vergangenen macht, muss man sie an jedem Wochenende auf der Rechnung haben.
Martin Armbruster: Möglich, zumal dank Olympia eine oder zwei starke Leistungen ausreichen, um die Saison als Gewinnerin zu beenden. Zuzutrauen ist Grotian das allemal.
Frankreich löst Norwegen als Biathlon-Nation Nummer eins ab!
Gerrit Kleiböhmer: Beachtlich, wie die Franzosen den Kreditkarten-Wirbel um Julia Simon ausklammern. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wäre das Team daran zerbrochen - ist es aber nicht! Bei den Männern hat man mit Eric Perrot ein heißes Eisen im Feuer für den Gesamtweltcupsieg, während bei den Norwegern die Bø-Brüder an allen Ecken und Enden fehlen.
Martin Armbruster: Nein! Wie in den Vorjahren werden sich die Franzosen und Team Norge einen heißen Kampf um die Vormachtstellung liefern - den die Skandinavier letztlich aber dann doch wieder gewinnen. Die Bø-Rücktritte hin oder her, niemand sollte das norwegische Erfolgssystem nur an den nun als Skijäger-Rentner reüssierenden Brüdern festmachen.
Jannik Kube: Bei den Frauen ist Frankreich ohnehin schon die Nummer eins, bei den Männern deutet sich ebenfalls ein Machtwechsel an. Die Norweger müssen sich nach den Rücktritten der Bø-Brüder neu aufstellen. Gesamtweltcupsieger Sturla Holm Laegreid steht noch mehr unter Druck. Ich sehe die französische Mannschaft in der Spitze breiter aufgestellt. Der 'Équipe winkt ein goldener Winter.
Christian Schenzel: Ja. Die Frauen sind in der Breite schon seit zwei Jahren der Maßstab. Und bei den Männern haben sie mit Eric Perrot den Mann im Team, der für mich der Top-Favorit auf den Gewinn der Großen Kristallkugel ist. Meine Prognose: Kein Bø wird für die Norweger zum Problem.




