Viele Gesichter aus dem deutschen Fußball spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den Medien im Ausland. Diesmal im sport.de-Rampenlicht: ein Mittelfeldspieler, der beim FC Bayern einst David Alaba und Toni Kroos toppte.
Talente stehen beim FC Bayern in der laufenden Spielzeit durchaus im Fokus: Der 17-jährige Lennart Karl hat sich in Rekordzeit den Ruf erarbeitet, eines der größten Talente des deutschen Fußballs zu sein, Wisdom Mike stieg nur zwei Tage nach seinem 17. Geburtstag Ende September zum zweitjüngsten Bundesliga-Spieler in der Geschichte des deutschen Rekordmeisters auf.
Jüngster je in der Liga eingesetzter Akteur der Münchner ist seit Anfang 2022 Paul Wanner, der beim Debüt gerade einmal 16 Jahre und 15 Tage zählte. Vor rund zwölfeinhalb Jahren avancierte übrigens ein Spieler zu einem von Wanners Vorgängern, der seit Dienstag mächtig um die WM-Teilnahme zittern muss.
Als Jupp Heynckes am 13. April 2013 beim Stand von 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg den Dänen Pierre-Emile Höjbjerg für Xherdan Shaqiri auf den Rasen schickte, sorgte die Trainer-Ikone für eine Einwechslung, die einen Platz in den Geschichtsbüchern des FC Bayern erhalten sollte. Mit 17 Jahren, acht Monaten und acht Tagen avancierte Höjbjerg zum damaligen Zeitpunkt zum jüngsten Bundesliga-Spieler der Münchner. Der Mittelfeldspieler überholte im Ranking mit David Alaba (17 Jahre, 8 Monate, 10 Tage beim Debüt) und Toni Kroos (17 Jahre, 8 Monate, 22 Tage) zwei echte Vereinslegenden - und schürte so enorme Erwartungen.
Bayern-Macher Karl-Heinz Rummenigge erklärte nach dem Debüt, aus dem eigenen Nachwuchs hätten nach Thomas Müller und Holger Badstuber nur wenige Akteure den Sprung geschafft, um dann hoffnungsvoll hinterherzuschieben: "Aber jetzt kommt wieder was." Und Höjbjerg selbst? Der Youngster gab sympathisch zu Protokoll: Er könne sich an seine ersten 20 Minuten im Profigeschäft nicht einmal richtig erinnern und habe sich vor Aufregung beinahe "in die Hosen geschissen".
Nervös dürfte Höjbjerg 436 Profispiele auf Vereinsebene später bei seinem 93. A-Länderspiel für Dänemark am Dienstagabend nur noch bedingt gewesen sein, seit dem Schlusspfiff ist dennoch Zittern angesagt.
Bittere Pleite für Höjbjerg und Co.
Am letzten Spieltag der WM-Qualifikation kam es in Gruppe C zu einem echten Showdown um die direkte Qualifikation um die Endrunde. Die besseren Karten hatten dabei Höjbjergs Dänen, denen in Schottland bereits ein Remis genügt hätte, um die Playoffs zu vermeiden - es sollte anders kommen.
Den frühen Rückstand durch ein Traumtor von Scott McTominay konnte Kapitän Höjbjerg, dem zuvor bereits ein Treffer in der 23. Minute aufgrund eines Offensivfouls aberkannt wurde, in der 57. Minute zwar per Strafstoß ausgleichen und auch auf die abermalige Führung der Schotten durch Lawrence Shankland (78.) fand "Danish Dynamite" in Person von Patrick Dorgu (81.) eine passende Antwort - in der Nachspielzeit zementierten Kieran Tierney (90.+3) und Kenny McLean (90.+7) aber das schottische WM-Comeback nach 28 Jahren Abstinenz.
Noch bitterer aus dänischer Sicht: Bereits am Samstag hätte man mit einem Sieg gegen Underdog Belarus die WM-Teilnahme perfekt machen können, kam aber nicht über ein 2:2 hinaus. Ein Umstand, den Höjbjerg am Dienstag nach der Pleite deutlich monierte.
"Sowohl am Samstag als auch gegen Schottland lief es schief. Wir sind nicht in der Lage, die Dinge zu Ende zu bringen", meckerte der einstige Youngster des FC Bayern. Man müsse jetzt erst gar nicht nach Ausreden suchen, denn die Schuld für die Ergebnisse liege einzig bei den Spielern selbst, so der 30-Jährige weiter. Man habe sich in "eine sehr schwierige Lage gebracht" und müsse diese nun gemeinsam meistern.
Die große Karriere begann erst nach dem Abschied vom FC Bayern
Die Chance dazu bietet sich im März, wenn in vier Mini-Turnieren die letzten europäischen WM-Teilnehmer ausgespielt werden. Mit wem es Höjbjerg und Co. zu tun bekommen, wird am Donnerstag in Zürich ausgelost.
Mit Umwegen kennt sich Höjbjerg allerdings aus. Nach seinem viel beachteten Start beim FC Bayern folgten nur noch 24 meist kurze Einsätze für die Münchner.
Erst nach einer halbjährigen Leihe zum FC Augsburg (Januar bis Sommer 2015), einer Saison beim FC Schalke 04 (2015/16) und vier Jahren beim FC Southampton (2016 bis 2020), spielte sich Höjbjerg in Reihen von Tottenham Hotspur (2020 bis 2024) endgültig ins europäische Rampenlicht. Seit dem Sommer 2024 steht er bei Olympique Marseille im Heimatland seiner Mutter unter Vertrag - und gehört auch in Frankreich zu den unumstrittenen Stammkräften.
































