Nach dem Debakel der deutschen Tennis-Frauen im Billie Jean King Cup sorgt auch die Analyse von Bundestrainer Torben Beltz für Fragezeichen.
Auch wenn mit Laura Siegemund und Tatjana Maria zwei Topspielerinnen nicht zur Verfügung standen, gingen die deutschen Tennis-Frauen am Wochenende als glasklarer Favorit auf den Klassenerhalt im Billie Jean King Cup.
Mit der Türkei und den ebenfalls nicht in Bestbesetzung angetretenen Belgierinnen warteten, zudem vor heimischer Kulisse in München, zwei auf den ersten Blick machbare Aufgaben für das DTB-Team, das mit Eva Lys (WTA-40.) und Ella Seidel (WTA-85.) immerhin die einzigen Top-100-Spielerinnen ins Rennen schickte.
Dass man dennoch sang- und klanglos den Abstieg antreten musste, wirft Fragen auf - selbiges gilt für die auffallend milde Reaktion von Bundestrainer Torben Beltz.
"Ich glaube, das Wochenende spiegelt nicht den eigentlichen Stand unseres Damentennis wider. Da läuft es eigentlich in eine gute Richtung", bezog Beltz gegenüber dem "SID" Stellung zum Desaster im Billie Jean King Cup.
"Wir sehen uns sportlich in der ersten Liga", so der 48-Jährige weiter: "Man guckt natürlich, was man besser machen kann, das wird auf jeden Fall jetzt stattfinden."
Worte, die das alarmierende Geschehen vom Wochenende schlicht nicht erklären können. Dass Lys am Samstag der türkischen Nummer eins Zeynep Sönmez unterlag und dabei im dritten Satz 0:6 keine Gegenwehr mehr lieferte, mag den körperlichen Problemen der Hamburgerin geschuldet sein, die am Sonntag gar nicht antreten konnte.
Warum der DTB allerdings auf eine echte Doppelspezialistin verzichtete, bleibt ein Geheimnis des Verbandes.
Deutsche Doppel-Besetzung nicht leicht zu verstehen
Auch hier ist klar, dass eine Nachnominierung aufgrund der sehr kurzfristigen Absage von Siegemund, der wohl besten Doppelspielerin aus Deutschland, schwierig war.
Was am Ende für Jule Niemeier, die seit Sommer 2024 nur zwei Doppelpartien auf der Tour spielte und Anna-Lena Friedsam, die kaum häufiger antrat, sprach, bleibt aber offen.
Zumal zum Beispiel die junge Tessa Brockmann, die im letzten Moment für Siegemund berufen wurde, eine Spielerin zur Verfügung stand, die zumindest auf ITF-Ebene 2025 vier Doppel-Endspiele erreichte und zwei gewann.
Die Konkurrenz war freilich nicht dem obersten Regal zuzuordnen, das gilt allerdings auch für die türkische Paarung Ayla Aksu und Sönmez, die Niemeier/Friedsam letztlich in die Schranken wies.
Letztlich passte nur zu gut ins schwer erklärbare Bild, dass am Sonntag ausgerechnet die zuletzt enorm formstarke Ella Seidel, die beim 1:2 gegen die Türkei noch in beeindruckender Manier für den einzigen Punkt sorgte, gegen Hanne Vandewinkel (WTA 124.) mit 0:6 und 4:6 baden ging.
Immerhin: Friedsams Favoritenrolle gegen die junge Jeline Vandromme stand von Beginn an auf tönernen Füßen. Die Nummer 194 der Welt aus Deutschland zeigte gegen die Nummer 473 des Rankings einen guten, wenn auch vergeblichen Fight.
Die 18-jährige Vandromme stellte 2025 allerdings mit einer 21 Spiele andauernden Siegesphase und den Gewinn der US Open der Juniorinnen unter Beweis, dass ihre Weltranglistenposition nur ein Zwischenstopp ist.
Das macht dem deutschen Frauen-Tennis Hoffnung
Zur Wahrheit gehört zudem, dass das deutsche Frauen-Tennis keineswegs so rosig aufgestellt ist, dass man sich sportlich sicher zur ersten Liga zählen muss. Aktuell rangieren gerade mal sechs Spielerinnen unter den Top 200, vier davon sind 30 Jahre oder älter - eine überschaubare Ausbeute für eine einwohnerstarke Tennis-Nation.
Immerhin macht der Blick in die Zukunft wieder Hoffnung: Lys und Seidel haben 2025 ohne Frage den nächsten Schritt gemacht, mit Mariella Thamm, Ida Wobker, Julia Stusek, Eva Bennemann, Sonja Zhenikhova oder Brockmann hat man obendrein einige Toptalente in der Hinterhand.
Der DTB stellt zum Beispiel gleich vier Spielerinnen unter 18 in den Top 1000. Das überbieten nur die USA (8) und Tschechien (6).
Das Personal für einen Neustart steht vermeintlich also schon in den Startlöchern, ob Teamkapitän Rainer Schüttler diesen noch anführen wird, ließ Beltz offen.
"Das ist auch heute noch viel zu frisch. Wir arbeiten immer alles auf, das wird in den nächsten Wochen noch stattfinden", sagte Beltz und betonte zugleich, dass Schüttler "einen guten Job gemacht" habe: "Er hat wirklich alles versucht. Er hat mit den Mädels gesprochen und einen guten Draht gehabt. Daran lag es nicht."









