Andrea Stella ist nach dem Großen Preis von São Paulo überzeugt, dass Max Verstappen ohne das Qualifying-Problem um den Sieg gefahren wäre. "Sie zeigen im Rennen eine sehr starke Pace", sagt der McLaren-Teamchef. "Ohne die Situation gestern im Qualifying wäre Verstappen da gewesen, um zu gewinnen." Der Red-Bull-Pilot war nach einem Start aus der Boxengasse und einem frühen Reifenschaden noch bis auf Platz drei nach vorne gefahren.
Im Rennen zeigte sich, wie stark Red Bull in der Rennpace war. Nach seinem ersten Stopp war Verstappen in freier Fahrt rund sechs Zehntel pro Runde schneller als Lando Norris an der Spitze. In Runde 21 lag er bereits wieder in den Top 5. Im Vergleich zu Norris fiel die Pace später etwas enger aus, insgesamt war Verstappen in den letzten beiden Stints aber auch rund zwei bis drei Zehntel pro Runde schneller.
McLaren: Red Bull hat mit letzten Stopp alles richtig gemacht
Als Red Bull Verstappen kurz vor Schluss noch einmal an die Box holte, um Soft-Reifen aufzuziehen, überraschte das Stella nicht. "Ich war ehrlich gesagt froh, weil es unser Leben ein bisschen leichter gemacht hat", sagt er. "Aber im Ernst - das war die richtige Entscheidung. Der Reifenabbau war extrem. Irgendwann ist das Gummi einfach weg, und weiterzufahren wäre ein massives Risiko gewesen."
Stella betont, dass Red Bull damit alles richtig gemacht habe. "Heute war das Level des Verschleißes sehr hoch. Ich denke, sie wussten, dass es ein großes Risiko gewesen wäre, bis zum Ende zu fahren." Die Entscheidung, auf frische Softs zu wechseln, sei daher nachvollziehbar gewesen.
Stella über Motorwechsel: Bringt kaum Performance
Diskussionen gab es auch um Red Bulls Motorwechsel. Stella erklärt, dass ein neuer Motor heute kaum noch Performance-Vorteile bringt. "Diese Powerunits zeigen heutzutage kaum noch Leistungsabfall", sagt er. "Normalerweise bringt ein neuer Motor nicht genug, um eine Startplatzstrafe zu rechtfertigen."
Der McLaren-Teamchef wirft zudem eine Kostenfrage auf. "Wenn der Motor aus Performance-Gründen gewechselt wurde, müsste das eigentlich in den Cost Cap einfließen", sagt Stella. "Ich weiß nicht, ob das bei Honda so gehandhabt wird, aber das wäre interessant zu sehen."
McLaren zieht positive Lehren
Für McLaren war das Wochenende dennoch ein Erfolg. Lando Norris gewann sowohl den Sprint als auch das Hauptrennen, während Oscar Piastri am Sonntag zum Großteil auch eine starke Pace zeigte. "Im zweiten und dritten Stint war die Pace ermutigend", sagt Stella. "Oscar konnte viele der Dinge umsetzen, über die wir gesprochen hatten - gerade bei wenig Grip." Nach einem schwierigen ersten Stint fand Piastri seinen Rhythmus und lieferte laut Stella "eine gute Leistung ab".
Auch für die kommenden Rennen zeigt sich Stella optimistischer als in der Vergangenheit, warnt aber vor den speziellen Bedingungen in Las Vegas. "Letztes Jahr war das eines unserer schwierigsten Rennen", sagt er. "Wir hatten massives Graining und aerodynamische Effizienzprobleme. Wir wissen, in welche Richtung wir gehen müssen, aber ob es reicht, sehen wir erst vor Ort."
Norris nicht mehr zu schlagen?
Ob Lando Norris im Titelkampf mit 24 Punkten Vorsprung überhaupt noch zu schlagen ist, lässt Stella offen. "Für mich ist das alles akademisch", sagt er. "Wir schauen von Wochenende zu Wochenende. Wenn wir so auftreten wie hier und in Mexiko, maximieren wir unsere Punkte. Erst nach Vegas werden wir wirklich sehen, wo wir stehen."
Am Ende zieht Stella ein klares Fazit: "Wir waren stark, aber Red Bull war vielleicht noch stärker. Das ist das Level, an dem wir uns messen."

