"Nur" noch 40 Punkte sind von Oscar Piastris einst so fettem WM-Polster auf Max Verstappen über. Der Holländer ist mit Red Bull wieder voll da, hängt McLaren im Nacken. RTL-Experte Christian Danner erwartet einen "unglaublichen Showdown" um die Formel-1-Krone und sieht vor allem bei McLaren eine Baustelle - nicht bei Piastri.
Max Verstappen ist zurück im Kannibalen-Modus. In Austin dominierte der Holländer in seinem RB21 wie zu besten Red-Bull-Zeiten, machte in dem aus seiner Sicht lange aussichtslos scheinenden WM-Kampf 2025 mächtig Boden gut.
McLaren dagegen hat seit Verstappens Heimspiel in Zandvoort nicht mehr gewonnen - von der Dominanz der ersten Saisonhälfte ist derzeit nichts mehr zu spüren.
Hatte Piastri nach dem Grand Prix der Niederlande noch 104 Punkte Vorsprung auf Verstappen, sind es nach der Austin-Gala des Champions nur noch 40. Bei noch sechs ausstehenden sechs Grands Prix inklusiver zweier Sprints keineswegs eine Mission Impossible für Verstappen.
Sollte der 28-Jährige am Ende tatsächlich seinen fünften Titel in Serie einfahren, käme es angesichts des Saisonverlaufs dennoch einem F1-Wunder gleich.
"Ob er das schafft? Da müssen wir noch ein bisschen warten, aber er hat sehr gute Chancen, so aufzuholen, dass es einen unglaublichen Showdown geben wird, ganz am Ende der Saison", sagt RTL-Experte Christian Danner bei sport.de. Der Titelverteidiger sei "in Topform, das Auto geht und McLaren schwächelt".
Formel 1: RTL-Experte Danner kritisiert McLaren
Bei McLaren hingegen "liegen die Nerven jetzt schon blank", so der frühere F1-Pilot, der dies an einem Beispiel vom Austin-Wochenende festmacht. "Man sieht das an der Reaktion, wie Zak Brown (McLaren CEO, d.Red.) sich über Nico Hülkenberg echauffiert hat - völlig überflüssig nach der Kollision im Sprintrennen", kritisiert Danner den Amerikaner.
Hülkenberg hatte nach dem Start in den Samstags-Sprint in Kurve 1 den McLaren von Piastri getroffen, der daraufhin seinen Stallkollegen Lando Norris abräumte, beide Papaya-Renner fielen aus.
Brown attestierte Hülkenberg "amateurhaftes Fahrverhalten", und wetterte, der Sauber-Pilot habe an der Stelle in Turn 1 nicht zu suchen gehabt.
Der Unfall sei ein "klassischer First Corner Incident" gewesen, "ein Rennunfall, wie er nunmal immer wieder passiert und speziell in dieser irgendwie 'blöden' ersten Kurve von Austin ja fast jedes Jahr passiert", findet Danner. Auch Piastri treffe keine Schuld, der WM-Leader sei nicht zu riskant in den Linksknick eingebogen.
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Anders als beim McLaren-Boss sieht Danner bei Piastri selbst kein "Nervenflattern". Er sehe eher, "dass das Auto nicht ganz genau das macht, was er gerne hätte. Und das ist die Baustelle, die McLaren für ihn lösen muss", sieht der RTL-Kommentator den britischen Traditions-Rennstall in der Pflicht.
Red Bull hat sich "dramatisch verbessert"
Piastri habe nach wie vor "sehr, sehr gute Chancen, sich bis zum Ende der Saison vorne zu halten", sagt Danner mit Blick auf die WM-Wertung. Mit seinem Fokus auf teaminterne Fairness und seine "Papaya Rules" habe McLaren allerdings einen Fehler gemacht, kritisiert der Experte.
"McLaren hätte die Entscheidung (Piastri zur Nummer 1 zu machen, Anm.d.Red.) längst treffen sollen - ganz einfach. Dann hätte Piastri nämlich locker 20 Punkte mehr und könnte die Fahrer-WM wesentlich lockerer zu Ende schaukeln, als das jetzt der Fall ist. Jetzt ist der Druck für beide McLaren-Fahrer da - sie sind jetzt nicht nur gegeneinander, sondern natürlich gegen Max Verstappen aufgestellt. Das ist mehr Stress, als man ihn sich hätte machen müssen", erläutert Danner.
Verstappen dürfe man nie abschreiben, betont der 67-Jährige. "Er wurde ja von vielen in der Presse quasi abgeschrieben. Tenor: Wenn er nicht das beste Auto hat, gewinnt er eben auch nicht. Ich habe mich da immer gewehrt, denn Max Verstappen ist und bleibt Sonderklasse, Extraklasse."
Das gleiche gelte auch für Red Bull. Die in dieser Saison lange kriselnden Bullen hätten sich nach der Entlassung von Christian Horner dank der "Umstrukturierung" unter dessen Nachfolger Laurent Mekies voll zurückgemeldet.
Er sei nicht einmal mehr sicher, ob McLaren zurzeit noch das bessere Auto hat, so Danner. "Seit Monza hat man bei Red Bull unglaubliche Fortschritte gemacht. Man hat weiterentwickelt und den immer wieder erwähnten Unterboden - also den Bereich, wo der ganze Abtrieb erzeugt wird -, dramatisch verbessert, hat das Auto fahrbarer gemacht. Das hat dazu geführt, dass Verstappen auf einmal wieder ganz vorne mitmischt - und zwar auf allen Kursen."




