Jürgen Klopp macht sich neben seiner Tätigkeit als Fußballchef von Red Bull viele Gedanken über die Zukunft des deutschen Fußballs. In einer Sache vertritt er eine völlig andere Meinung als etwa Eintracht Frankfurts Manager Markus Krösche: die Ausbildung von "Spezialisten".
Jürgen Klopp bezieht Stellung in der Debatte um vermeintlich fehlende "Spezialisten" im deutschen Fußball.
"Ich finde generell erst mal: Meinungen darf man äußern, und man muss darüber diskutieren dürfen", so der Head of Global Soccer von Red Bull im Interview mit dem "kicker": "Zum Beispiel hat Markus Krösche kürzlich gesagt, dass wir zu wenige Spezialisten ausgebildet haben. Ich sehe das komplett anders."
Klopp führte aus: "Mein perfekter Außenverteidiger ist ein rechter Flügelspieler, der nicht genug Tore schießt. Mein perfekter Achter ist ein Zehner, der richtig arbeiten will. Mein perfekter Sechser ist ein Achter, der darüber hinaus auch noch das große Ganze überblickt und Lust auf Zweikämpfe hat. Ich glaube nicht daran, dass es hilft, wenn wir Spezialisten ausbilden."
Das bedeute aber "ja nicht, dass ich recht habe oder Markus Krösche recht hat", betonte Klopp: "Wichtig ist, dass wir uns alle darin einig sind, dass nicht genügend Talente ankommen im Profifußball. Das ist das wahnsinnig wichtige Thema."
Krösche moniert: "Haben vergessen, Spezialisten auszubilden"
Angefacht worden war die Debatte, warum der DFB-Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann auf manchen Positionen Spieler auf absolutem Top-Niveau fehlen, kürzlich am Rande der September-Länderspiele gegen die Slowakei (0:2) und Nordirland (3:1). Nagelsmann hatte Eintracht Frankfurts Nnamdi Collins gegen die Slowakei zu seinem Länderspieldebüt verholfen, der gelernte Innenverteidiger musste aber wegen mangelnder Alternative in Viererkette auf der rechten Seite agieren.
Der Plan ging nach hinten los, Collins wurde bereits zur Halbzeit ausgewechselt. In den beiden Oktober-Länderspielen gegen Luxemburg (4:0) und Nordirland (1:0) agierte dann DFB-Kapitän Joshua Kimmich wieder auf der rechten Seite. Eigentlich hatte Nagelsmann angekündigt, den Bayern-Star im zentralen Mittelfeld auflaufen lassen zu wollen.
Frankfurts Geschäftsführer Markus Krösche hatte seinen Schützling Nnamdi Collins nach dessen DFB-Debüt Anfang September in Schutz genommen und große Probleme in der Ausbildung ausgemacht: "In der Innen- und Linksverteidigung sind wir auch nicht so gut aufgestellt auf dem Top-Level, vor allem was die Quantität angeht." Sein Urteil: "Wir haben ein wenig vergessen, Spezialisten auszubilden."
Es brauche individuelle Top-Spieler auf allen Positionen, so der Eintracht-Manager damals: "Wir haben durch unsere Trainingsmethoden und den Fokus auf mannschaftlichen Erfolg die Individualität von Spielern vergessen."
Sowohl Markus Krösche als auch Jürgen Klopp zählen zur neu eingeführten Expertengruppe der DFL zur sportlichen Zukunft des deutschen Fußballs. Inhaltlich wird sich die Expertengruppe unter anderem mit der Ausbildung und Integration von Talenten sowie der Weiterentwicklung von Klub-Standards und -Strukturen auseinandersetzen.
































